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Stadtrat jetzt ohne NPD-Vertreter

Seit 2015 fehlte Rico Rentzsch bei Sitzungen. Nun verlor der Ex-NPD-Mann sein Mandat. Aber nicht wegen Rechtsextremismus.

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© Archiv/SZ

Heidenau. Er war der, der im August 2015 die Anti-Flüchtlings-Demo anmeldete, die dann in mehrtägigen Ausschreitungen um den ehemaligen Praktiker endete und Heidenau in die Schlagzeilen brachte. Damals war der leere Baumarkt vom Freistaat über Nacht zur Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge gemacht worden. Ein Jahr vorher war Rico Rentzsch für die NPD in den Heidenauer Stadtrat gewählt worden. Nun zog er von Heidenau weg und kann damit hier kein Stadtrat mehr sein.

Es ist schon eine Weile her, dass er das letzte Mal im Gremium gesehen wurde. Das war zur Ratssitzung im Dezember 2015. Seither fehlte er unentschuldigt. Am Anfang wurde noch ab und zu gefragt, vermisst aber hat ihn keiner wirklich. Ein Jahr nach den Ausschreitungen war er in Heidenau am Ende einer umstrittenen Antifa-Demonstration gesehen worden.

Ende November 2015 hatte Rentzsch im Stadtrat seinen Austritt aus der NPD bekannt gegeben. Er soll damals nicht der Einzige gewesen sein. Im Rat sprach er von Meinungsverschiedenheiten mit den Administratoren der von ihm mitgegründeten Facebookseite „Heidenau hört zu“. Die waren ihm wohl zu extrem und gewalttätig. Immer wieder gab es Aktionen, die auch vom Staatsschutz verfolgt wurden. Bis heute wird auf der Seite gehetzt, sodass Administratoren immer wieder gesperrt werden. Eine Verantwortung für die Geschehnisse im August 2015 hat Rentzsch bis heute öffentlich nicht übernommen.

Bei der Stadt war eine verbindliche Information über seinen Parteiaustritt nie angekommen. Nun aber erhielt sie die Mitteilung über seinen Wegzug. Er soll zwar weiter im Landkreis wohnen, doch in Heidenau ist er damit als Stadtrat nicht mehr wählbar bzw. verliert sein Mandat. Das hat der Stadtrat jetzt formell festgestellt. Wie weit sich der 29-jährige Rentzsch mit dem Parteibuch auch von Überzeugungen verabschiedet hat, kann nur spekuliert werden. In einem Video vom September 2017 rechnete er mit dem stellvertretenden NPD-Kreisvorsitzenden Max Schreiber ab.

Einen zweiten Kandidaten hatte die NPD bei der Kommunalwahl 2014 in Heidenau nicht aufgestellt. Demzufolge gibt es auch keinen Nachfolger, der Platz bleibt künftig frei. Da Rentzsch als fraktionsloser Stadtrat keinem Ausschuss angehörte, hat sein Ausscheiden keine weiteren Konsequenzen. (SZ)