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Stadt verliert bekannten Unternehmer

Steffen Grafe war Buchbinder, Stadtrat, Kreisrat und hatte bei allem immer Bischofswerda im Blick. Jetzt ist er gestorben.

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© Steffen Unger

Bischofswerda. Der Buchbindermeister Steffen Grafe war am Freitagabend noch, wie jedes Jahr, zum Unternehmerempfang auf den Butterberg gefahren. Er hatte mit Oberbürgermeister Holm Große Pläne geschmiedet. Der 67-Jährige wollte mit dem Wirtschaftsförderverein verhindern, dass die Geburtsklinik in Bischofswerda schließen muss. Bei ihm wurde die Unterschriftenaktion koordiniert. Er wollte noch einiges bewegen. Doch er kam nicht mehr dazu.

Der bekannte Unternehmer, langjährige Stadtrat und engagierte Bischofswerdaer ist in der Nacht zum Sonntag plötzlich gestorben. Niemand hat das kommen sehen. „Ich bin tief traurig und bestürzt über den plötzlichen Verlust eines guten Freundes und aktiven Mitstreiters“, sagt OB Holm Große. „Bischofswerda verliert mit Steffen Grafe einen großartigen Menschen, der sich selbstlos um seine Stadt verdient gemacht hat – als Unternehmer, Stadt- und Kreisrat, kreativer Denker und immer lösungsorientierter Macher.“

Steffen Grafe ist in Bischofswerda aufgewachsen und übernahm 1985 die Werkstatt in vierter Generation von seinem Vater Hans und dessen Bruder Fritz. Er fertigte keine Massenware, sondern schuf Kleinserien, bearbeitete viele individuelle Aufträge und verlor bei aller Handarbeit den digitalen Druck nicht aus dem Blick. Im Gegenteil. Viele Unternehmer der Region wurden von ihm beraten, wenn es um Plakate, Flyer und anderes Werbematerial für ihre Geschäfte ging.

Großen Respekt erworben

Der Bischofswerdaer wurde Mitglied der FDP, war Vorsitzender des Regionalverbands und verfolgte seine Ideen bis zuletzt engagiert im Bischofswerdaer Stadtrat. CDU/FDP Fraktionschef Dr. Bernd Grüber hat Steffen Grafe oft im Stadtrat erlebt. „Er hat sich mit Leidenschaft und Herzblut für die Stadt und die Region eingesetzt und sich mit seiner Arbeit sehr großen Respekt erworben, auch über die Fraktionsgrenzen hinaus“, sagt er. Steffen Grafe war lange einer von zwei ehrenamtlichen Stellvertretern des Oberbürgermeisters. Eine Aufgabe, die er gewissenhaft ausfüllte. „Er konnte mit seinen gewachsenen Kontakten Türen öffnen und Gesprächspartner vermitteln“, sagt Bernd Grüber. Der Wirt des Berggasthofs Karl-Heinz John arbeitete mit ihm als FDP-Stadtrat zusammen. „Steffen Grafe war auch als Unternehmer ein wichtiger Partner der Stadt. Er war flexibel und viel unterwegs, um den Firmen zu helfen.“

2011 gründete Steffen Grafe mit anderen den Wirtschaftsförderverein. Der Vorsitzende Steffen Thiele hat so manches mit ihm angeschoben. „Steffen Grafe hat sich sehr engagiert. Wir werden ihn alle sehr vermissen“, sagt er. Viele Jahre war der Bischofswerdaer auch Vorstandsvorsitzender des Arbeiter-Samariter-Bundes in Bautzen. Zudem arbeitete er im Kreistag mit. Landrat Michael Harig würdigt ihn als sehr engagierten Kreisrat. „Die Nachricht traf mich wie ein Donnerschlag“, sagt er.

Die beiden Mitarbeiterinnen von Steffen Grafe halten den Laden an der Kirchgasse geöffnet und bearbeiten Aufträge. Der Bischofswerdaer hinterlässt zwei erwachsene Kinder und vier Enkelkinder, für die der Verlust besonders schwer ist. Gerade die Enkelkinder wollten noch viel mit ihrem Opa erleben. Unvergessen wird der Urlaub mit dem Enkel in diesem Jahr in Amerika bleiben, weitere hätten folgen sollen. Die Familie war ihm immer sehr wichtig. „Wir versuchen, das Geschäft im Sinne unseres Vaters fortzusetzen“, sagt Tochter Julia. Die Beerdigung soll am 17. November, 12 Uhr, auf dem Neuen Friedhof in Bischofswerda stattfinden. (szo)