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Sportunterricht mit Biathlon-Idolen

Dieter Speer und Eberhard Rösch waren an der Oberschule zu Gast. Sie bereiteten die 7. Klassen auf ein besonderes Skilager vor.

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© Kristin Richter

Von Jörg Richter

Schönfeld. Wenn das ihre Eltern und Großeltern wüssten, von wem die 58 Siebentklässler der Oberschule Schönfeld jetzt Sportunterricht erhalten haben? Mit Dieter Speer und Eberhard Rösch haben zwei Idole des ostdeutschen Wintersports den hiesigen Schülern einen Besuch abgestattet. Die beiden Biathleten hatten in den 70er Jahren für die ehemalige DDR mehrere Medaillen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen gewonnen.

Speer war sogar der allererste Deutsche, der in dieser Sportart Weltmeister wurde. 46 Jahre ist das her. Doch beide haben immer noch ein scharfes Auge und ein ruhiges Händchen. Das bewiesen sie in der Schönfelder Turnhalle, wo die Oberschüler zum einen mit Lasergewehren und zum anderen mit Luftdruckwaffen auf Scheiben schossen.

„Sie sind richtig bei der Sache und stellen sich gar nicht mal so schlecht an“, sagt Eberhard Rösch lobend. Er findet es sehr gut, wie sich die beiden Schönfelder Sportlehrer Kerstin Tech und Enrico Zeiske für den Biathlonsport engagieren. „Anfragen von Schulen sind normalerweise nicht allzu groß“, so der zweifache Olympiamedaillengewinner von Lake Placid 1980, der bis vor Kurzem noch im Nachwuchs-Bundesstützpunkt in Altenberg arbeitete. Das sei vor allem deshalb ungewöhnlich, weil Schönfeld weit weg von Altenberg liegt. Auch deshalb hat Rösch, der seit 1. September Rentner ist, sofort zugesagt, als er vor etwa einem Monat angefragt wurde. „Zimmi war’s“, verrät der 63-Jährige.

„Zimmi“ hat es eingefädelt

Der bekannte Sport-Radiomoderator Gert Zimmermann, der einmal im Monat zum Dynamo-Talk ins Schönfelder Schloss einlädt, stellte im Auftrag von Bürgermeister Hans-Joachim Weigel die Verbindung zu Rösch und Speer her. Weigel, der selbst Mitglied im hiesigen Schützenverein ist, unterstützte damit das Ansinnen der beiden Sportlehrer, den Oberschülern den Biathlonsport zu vermitteln. Das hat seinen Grund im letzten Skilager der Schönfelder Oberschüler. Dazu fuhren die vorangegangenen siebten Klassen traditionell nach Harrachov.

Doch bei dieser Fahrt kam es zu mehreren Magen- und Darmbeschwerden, weshalb mehrere besorgte Eltern sich wünschten, im nächsten Januar nicht in das tschechische Wintersportzentrum zu fahren, sondern doch lieber eine Alternative im Inland zu suchen. Dem Wunsch kamen Kerstin Tech und Enrico Zeiske nach und organisierten erstmals ein Skilager in der ostdeutschen Hochburg des Wintersports, im thüringischen Oberhof. „Wir sind seit 1996 nach Harrachov gefahren. Da war es außerdem auch Zeit für eine Veränderung“, sagt Kerstin Tech.

Harrachov im Riesengebirge gilt zwar im Winter als schneesicher. Aber Oberhof besitzt eine Biathlonarena, in der man auch ohne Schnee trainieren kann. „Da laufen wir eben“, sagt Enrico Zeiske. Außerdem gibt es dort noch eine Skihalle. Die Arena ist eigentlich für Leistungssportler konzipiert. Fast täglich trainieren darauf deutsche Spitzenathleten, um sich auf die großen internationalen Wettkämpfe vorzubereiten. Doch es gibt zwischendurch auch ein paar Freiräume für Freizeitsportler, die die Schönfelder Oberschüler nutzen wollen. Dazu gehört normalerweise auch eine Einweisung in den Biathlonsport und im Umgang mit Sportwaffen. Den haben die Siebentklässler nun an ihrer Schule durch Speer und Rösch erhalten.

Schulleiter steht voll dahinter

Dass es geklappt hat, freut auch Schulleiter Klaus Backen. „Ich bin sehr stolz auf unsere Sportlehrer, die das organisiert haben, und unterstütze diese Initiative sehr“, sagt er. In das Lob bezieht er auch seinen Lehrerkollegen Thomas Redslob mit ein, der selbst Mitglied im Schönfelder Schützenverein ist und in der Turnhalle beim Laden der Luftgewehre mithilft. Die prominenten Olympioniken von einst an seiner Schule begrüßen zu können, sei schon etwas einzigartiges, so Backen.

Er erinnert sich ziemlich genau an eine Begebenheit bei den Olympischen Winterspielen 1972 in Sapporo (Japan), durch die Dieter Speer Olympia-Geschichte schrieb. Speer überließ dem Russen Alexander Tichonow seinen Ski, als dieser als Startläufer der sowjetischen Biathlonstaffel stürzte und sich seinen linken Ski zerbrach. „Das nenne ich Fair Play“, sagt Backen und ist erfreut, den heute 75-jährigen Dieter Speer persönlich kennenzulernen.

Nächster Dynamo-Talk mit Gert „Zimmi“ Zimmermann im Schönfelder Schloss am Donnerstag, ab 19.30 Uhr. Diesmal ist eine Fußballerdynastie zu Gast. Zimmi spricht mit dem ehemaligen Stahl-Riesa-Rekordspieler Reinhard Hauptmann; dessen Sohn Ralf Hauptmann, der für Dynamo und den 1.FC Köln spielte; und Enkel Niclas Hauptmann, der zum aktuellen Kader von Dynamo Dresden zählt. Eintritt: zehn Euro.