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Spielhallenbetreiber denken um

Das Döbelner Monte Carlo hat umgebaut. Die Schonfrist für Spielotheken in Sachsen ist abgelaufen.

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© Archiv/Brühl

Von Tina Soltysiak

Döbeln. Billardtisch statt Daddelautomat – so sieht es jetzt im Casino „Monte Carlo“ in Döbeln aus. Ein Schreiben der Landesdirektion Sachsen (LDS) habe den Betreiber Christian Frauenrath zum Umstrukturieren gezwungen, wie Spielhallenleiter Sven Bäßler sagte. Um solch eine Halle zu betreiben, ist eine glückspielrechtliche Erlaubnis notwendig. Das schreibt der Glücksspielstaatsvertrag vor. Nach diesem dürfen Spielhallen seit dem 1. Juli 2012 nicht in einem Umkreis von 250 Metern um Schulen betrieben werden. Die Regelung enthielt eine fünfjährige Übergangsfrist, in der die Abstandsverstöße noch toleriert wurden. Die ist nun abgelaufen.

„Bis zum Stichtag 28. Oktober 2011 gab es im Landkreis Mittelsachsen 21 Altspielhallen“, so LDS-Sprecher Gunter Gerick auf DA-Nachfrage. Elf Spielhallen mussten nun nach dieser Regelung zum Jahresende in Mittelsachsen schließen. Betroffen waren je zwei Casinos in Döbeln und Freiberg sowie Spielhallen in Leisnig, Hartha, Großweitzschen, Hainichen, Frankenberg, Brand-Erbisdorf und Burgstädt. Sieben seien dieser Aufforderung bis zum Jahresende 2017 nachgekommen, ergänzte Gerick. Die vier, die der Aufforderung bis dato nicht folgten, befinden sich laut einer Liste der Landesdirektion in Döbeln, Hartha, Hainichen und Burgstädt.

Arbeitsplätze gesichert

„Wir haben uns für die Umstrukturierung entschlossen, weil eine Härtefallprüfung abgelehnt wurde. Wir wollten aber den Standort gern aufrecht erhalten und die Mitarbeiter nicht entlassen müssen“, so Sven Bäßler. Drei Festangestellte und drei Pauschalkräfte gehören zum Team des Hauses. In diesem ist neben der Bowlingbahn und dem Billardtreff auch eine Gaststätte untergebracht. In dieser befinden sich noch neun Spielautomaten. Die sind aber von der Gaststättenkonzession gedeckt und von der LDS-Entscheidung unberührt.

Der Abstand zur benachbarten Körnerplatzschule beträgt keine 100 Meter. Aber Schüler seien ohnehin nicht in die Einrichtung gekommen, sagte Sven Bäßler. Zutritt zur Spielothek habe es sowieso erst für Personen ab 21 Jahren gegeben, wie Betreiber Christian Frauenrath, der deutschlandweit zahlreiche Hallen besitzt, in einem früheren Gespräch mit dem DA gesagt hatte. Wer eintreten möchte, müsse vorher klingeln. Seit einem Überfall ist das so. „Das hängt damit zusammen, dass hier vor allem Frauen arbeiten“, so Spielhallenleiter Sven Bäßler. Seit der Umstrukturierung habe sich das Publikum auch etwas verändert. Und es seien weniger Gäste gekommen. Doch all das sei besser als die Schließung, meint Bäßler.

Juristisch betrachtet wird seit dem Jahresbeginn in einer Spielhalle ohne glücksspielrechtliche Erlaubnis illegales Glücksspiel betrieben. „Bei Verstößen gegen das Glücksspielrecht können beispielsweise Bußgeldverfahren oder auch glücksspielrechtliche Untersagungsverfahren eingeleitet werden“, so LDS-Sprecher Gunter Gerick. Bußgelder in Höhe von bis zu 500 000 Euro können nun verhängt werden. Die Zwangsgelder bei Schließungsverfügungen betragen bis zu 25 000 Euro.

Mehr Männer leiden an Spielsucht

13 Einrichtungen in Mittelsachsen wurde der Weiterbetrieb mit glückspielrechtlicher Erlaubnis seitens der Landesdirektion Sachsen erteilt. Davon befinden sich drei in Freiberg, je zwei in Mittweida und Frankenberg sowie jeweils eine Spielhalle in Geringswalde, Großweitzschen, Döbeln, Burgstädt, Oederan und Flöha.

Die Schließung von Spielhallen beziehungsweise der Abbau von Daddelautomaten sei aus Sicht der Suchtberatungsstellen zwar zu begrüßen, helfe den sogenannten pathologischen Spielern – sprich den Spielsüchtigen – jedoch nur bedingt, so Martin Creutz, Leiter der Suchtberatungs- und -behandlungsstelle der Diakonie Döbeln. „In den vergangenen Jahren hatten wir zwischen acht und 15 Personen in Beratung wegen ihrer Spielsucht“, so Creutz. Das mache etwa fünf Prozent aller Beratungen aus. „Die Zahl ist seit Jahren stabil. Viele Konsumenten von Crystal spielen ebenfalls – dort ist es jedoch nicht die Hauptdiagnose“, so Creutz. „Spieler“ würden in unterschiedliche Kategorien eingeteilt: Automatenspieler, Spieler in der Spielbank und Onlinewetter. Sie seien überwiegend männlich. „Über all die Jahre hatten wir 80 Männer und 18 Frauen zur Beratung wegen des pathologischen Spielens“, so Martin Creutz. Das Suchtmittel für den Automatenspieler sei das Geld. „Sobald dieses in seiner Hand ist, kann er dem Druck nicht widerstehen, das Geld in einen Automaten einzuwerfen. Dabei kommt es zu einem Freisetzen von Dopamin und Adrenalin. Der Automat schafft dies in zwölf Sekunden“, erläuterte er.