Von Jan Lange
Liberec. Eigentlich ist Spider-Man in New York zu Hause. Doch für sein neues Abenteuer verlässt der Superheld seine Heimatstadt und kommt nach Europa. Derzeit wird der neue Film gedreht und einige Szenen entstehen auch in Zittaus Partnerstadt Liberec. Vor dem Rathaus sind in den vergangenen Tagen die Kulissen errichtet worden. Ein Riesenrad wurde aufgebaut und auch der Neptunbrunnen komplett umgestaltet. Diese Woche beginnt der Dreh, wie aus tschechischen Filmkreisen zu erfahren ist.
Bis zum 29. September soll nicht nur auf dem Marktplatz gedreht werden. Als weiteren Drehort haben die Hollywood-Produzenten das Kolosseum, gleichzeitig Kulturzentrum und soziale Einrichtung für Behinderte und Senioren, ausgewählt. Es liegt nördlich des Zentrums, knapp zwei Kilometer Luftlinie vom Rathaus entfernt.
Bei der Szene auf dem Marktplatz soll es sich um ein großes Fest handeln, bei dem nach Informationen tschechischer Medien bis zu 1 000 Komparsen zum Einsatz kommen werden. Auch die entsprechende Action – wie bei einem „Spider-Man“-Film üblich – darf nicht fehlen. Das Budget für den Dreh in Liberec soll bei rund 250 Millionen Kronen, etwa 9,8 Millionen Euro, liegen, wie Helena Bezdek Franková vom staatlichen Fonds für Kinematografie erklärt. Davon profitiere auch die Stadt Liberec. Die Einwohner der tschechischen Großstadt brauchen keine Angst zu haben, alles werde nach dem Dreh wieder in den Originalzustand verwandelt. Das werde von der Produktionsfirma bezahlt, sagt Pavlína Sacher vom Filmbüro Liberec dem Sender TV Nova.
Bei dem Dreh in Liberec ist natürlich „Spider-Man“ Tom Holland dabei. Er ist nach Medieninformationen in der vergangenen Woche angereist. Welche anderen prominenten Darsteller noch mit nach Liberec kommen, ist bisher nicht bekannt. Die Produktionsfirma macht ein großes Geheimnis um den „Spider-Man“-Dreh. Bekannt ist nur, dass in dem neuen Film um den Superhelden Hollywood-Stars wie Jake Gyllenhaal, Samuel L. Jackson und Marisa Tomei mitspielen.
Liberec ist bei der Werbung von Filmproduktionen sehr aktiv, wie David Pastva, Leiter der Abteilung Tourismus, Kultur und Sport der Stadt Liberec, erklärt. Vor drei Jahren habe man ein Filmbüro gegründet und zudem gebe es regelmäßige Gespräche mit der nationalen Filmkommission Tschechiens. Vor einem Jahr wurde Liberec zur „filmfreundlichen Stadt“ gekürt. All diese Bemühungen haben nun dazu geführt, dass mit dem neuen „Spider-Man“ in Zittaus Partnerstadt eine der größten Filmproduktionen der vergangenen zehn Jahre in Tschechien gedreht wird.
Dabei ist der Film um den Fäden spinnenden Superhelden nicht die erste internationale Großproduktion, die in Liberec entsteht. 2015 drehten Chinesen hier „Das letzte Visa“, ein Jahr später war Liberec Kulisse für die Serie „Genius“ über das Leben von Albert Einstein. Mit „Carnival Row“ ist dieses Jahr eine weitere amerikanische Serie in der tschechischen Großstadt entstanden. Bereits 2003 wurde hier im Auftrag des kanadischen Fernsehens ein Mehrteiler über Hitler gedreht.
Attraktiv ist aber nicht nur Liberec als Drehort, auch andere Regionen werden von internationalen Filmemachern genutzt – allen voran natürlich Tschechiens Hauptstadt Prag. Hier wird derzeit beispielsweise die zweite Staffel der Serie „Knightfall“ mit Star-Wars-Schauspieler Mark Hamill gedreht, wie tschechische Medien berichten. Einen Grund für die Beliebtheit Tschechiens als Drehort internationaler Produktionen ist auch der finanzielle Anreiz, den das Land den Produzenten bietet. Wie der tschechische Journalist Michal Coudek berichtet, wird aber das Nachbarland Polen Anfang 2019 nachziehen, und seine finanziellen Anreize für Filmproduktionen erhöhen. In der Folge plant laut Helena Bezdek Franková auch Tschechien, seine Filmprämie zu erhöhen.