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Spendensammler übertrifft sich selbst

Der Görlitzer Maximilian Hartmann und seine Freunde haben schon 36 000 Euro zusammen. Und sie stehen jetzt bei RTL im Finale.

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© Nikolai Schmidt

Von Ingo Kramer

Görlitz. Der Spendenstand ist immer ganz oben auf dem Bildschirm zu sehen. Exakt 18 000 Euro sind es am Freitagnachmittag. Und dahinter, in rot, die Angabe „x2“. „Ja, die Vodafone Stiftung verdoppelt die Spenden, die wir sammeln“, sagt Maximilian Hartmann: „Insgesamt liegen wir also bei 36 000 Euro.“ Damit haben sich der 18-jährige Görlitzer und seine drei Freunde aus der Nähe von Berlin und dem Raum Köln selbst übertroffen. Es ist das vierte Mal, dass sie Geld für einen sinnvollen Zweck sammeln. Der bisherige Rekord aus dem Dezember 2016 lag bei 28 644 Euro.

„Spendendose“ haben die vier ihr Projekt genannt. Sie betreiben Streaming. Das bedeutet nichts anderes als Computer spielen mit Zuschauern. Wenn Maximilian also in seinem Zimmer in der Görlitzer Innenstadt sitzt und bei der Internet-Plattform Twitch Spiele spielt, können ihm andere Leute dabei zuschauen. Gleichzeitig kann er mit allen per Internet kommunizieren: reden und schreiben, über das Spiel, aber auch über aktuelle Themen, sogar über Politik. Wem das Ganze gefällt, der kann dem Streamer Geld spenden, damit er sich zum Beispiel neue Technik kaufen kann und somit die Qualität des Streams steigt.

Aber eigentlich braucht Maximilian das Geld nicht wirklich. So entstand die Idee für das Projekt „Spendendose“: Wenn die Leute schon Geld geben wollen, dann sollen sie es für einen guten Zweck tun. Zusammen mit einem anderen Streamer entwickelte der Görlitzer das Projekt „Spendendose 1“, an dem letztlich 16 Streamer mitgewirkt haben. Sieben Tage und Nächte lief das Spiel rund um die Uhr. Nach einem festen Plan haben sich die 16 Leute abgewechselt. Jede „Schicht“ dauerte in der Regel vier Stunden. Die Streamer hatten im Durchschnitt 40 Zuschauer, zu Spitzenzeiten bis zu 200. Binnen einer Woche kamen so 4 000 Euro für die Deutsche Krebshilfe zusammen. Später folgten dann 28 644 Euro für die Stiftung „Off Road Kids“, die sich um Straßenkinder kümmert. „Spendendose 3“ brachte 9 500 Euro für die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“.

Und jetzt, bei „Spendendose 4“, profitiert erneut die Stiftung „Off Road Kids“. Die Streamer haben die ganze Zeit über den Kontakt zur Stiftung gehalten, sagt Maximilian: „Wir haben so auch gesehen, was mit unserem Geld passiert ist. Das finden wir super und wollen dort deshalb ein zweites Mal helfen.“ Fast ein Jahr lang haben sie „Spendendose 4“ vorbereitet, haben aus rund 45 Bewerbern 26 Streamer ausgewählt, die sich in Drei-Stunden-Schichten beim Spielen ablösen. Erstmals gibt es jetzt auch eine Regie. Und während „Spendendose 2“ einen ganzen Monat lief, sind es diesmal nur 17 Tage – vom 3. August bis diesen Sonntag, 18 Uhr. Ein Ziel, wie viele Spenden zusammenkommen sollen, haben sich die vier Initiatoren nie gesetzt.

Dass es nun mehr Geld in deutlich kürzerer Zeit ist, macht sie schon zufrieden. Zumal sie jetzt auch einen „Merch-Shop“ auf ihrer Internetseite haben, in dem sie eigene Fan-Artikel wie T-Shirts, Pullover, Tassen und Handyhüllen anbieten. „Das läuft ganz gut“, sagt Maximilian. Die Einnahmen kommen am Ende obendrauf.

Ein unbekannter Außenstehender hat das Projekt nun auch noch beim RTL-Commit-Award angemeldet. Das ist ein Preis, der dieses Jahr unter dem Thema „Netzhelden“ steht. „Irgendwann kam ein Anruf von RTL, bei dem es hieß, Glückwunsch, Ihr steht im Finale“, sagt Maximilian. Der Gewinner erhält am 27. September live bei RTL in Berlin den Preis und eine Geldprämie. Es gibt auch einen Publikumspreis. Für den kann jeder auf der RTL-Internetseite klicken. In der Kategorie „Gruppe/Verein“ hat RTL ganze drei Finalisten gekürt. Alle drei fahren nach Berlin – und erfahren erst dort, ob sie gewonnen haben.

Trotz allem führt Maximilian ein ganz normales Leben. Vorigen Sommer hat er seinen Abschluss an der Oberschule Innenstadt gemacht, seither ein Praktikumsjahr als Veranstaltungstechniker. „Auf diesem Gebiet möchte ich jetzt eine Lehre beginnen“, sagt er. Und er ist niemand, der seine komplette Zeit am Computer verbringt. Er hat eine Freundin, geht im Sommer skaten, fährt mit dem Fahrrad an den Berzdorfer See – was 18-Jährige eben so machen. Dieses Wochenende aber steht ganz im Zeichen von „Spendendose 4“. Wer ihm und den anderen dort zuschauen oder Geld spenden will, hat bis Sonntag auf Twitch die Gelegenheit, muss nicht mal registriert sein. „Nur wer mitwirken und kommentieren will, muss sich anmelden“, sagt er.

www.twitch.tv/spendendose

www.rtlcommit.de