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Spaziergänger ausgesperrt?

Der Müll am Steinbruch macht viel Ärger. Ab jetzt ist deshalb die Zufahrt verboten. Aber doch nicht für alle.

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© M. Wummel

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Matthias Wummel aus Zschieschen unternimmt gern mal einen Sonntagsbesuch am Steinbruch Zschauitz. Neulich bemerkte er das Zutrittsverbot durch eine massive Eingangssperre, die es bisher nicht gab. „Dieser Steinbruch zählt seit Jahrzehnten bei vielen Einheimischen zum Ziel eines Spaziergangs um den Teich, zum Jogging, zum Angeln und früher auch zum Baden auf eigene Gefahr“, so der Großenhainer.

Die Bahn hat hier ein Biotop für Reptilien als Ausgleichsmaßnahme eingerichtet.
Die Bahn hat hier ein Biotop für Reptilien als Ausgleichsmaßnahme eingerichtet. © M. Wummel
Ein Schlagbaum versperrt nun die Zufahrt.
Ein Schlagbaum versperrt nun die Zufahrt. © M. Wummel

Doch nun vermittele das Schild „Betreten verboten“ am einzigen Wegezugang den Eindruck, dass der Anglerverein Elbflorenz sich alle Zutrittsrechte sichere. „Diese Sperre kann erst seit kurzer Zeit angebracht sein, da sie bei meinem letzten Spaziergang im Juni noch nicht erkennbar war und vermutlich wegen der benachbarten Bauarbeiten der DB Netz AG das Baustellen-Wegerecht genutzt wurde“, schreibt Matthias Wummel der SZ.

Extra Straßenüberführung

Hinterm nördlichen Ende des Steinbruchs hat die DB Netz AG ein Fauna-Habitat für Reptilien als Lebensraum angelegt zur Umsiedelung der beim Streckenausbau betroffenen Standorte. Das kann Wummel ja noch verstehen. Doch mit welchem Recht, so fragt der Spaziergänger, verschließt der Anglerverein die Zugänglichkeit des Steinbruchs allen Nichtvereinsmitgliedern?

Die Bahn hatte doch mit dem Neubau der Leipziger Strecke 2010 extra eine asphaltierte Straßenüberführung geschaffen, die bislang neben landwirtschaftlicher Nutzung auch für jedermann bis zum Steinbruch zugänglich war, so Wummel. Das Reptilien-Schutzgebiet sei mehrfach durch Schilder zu erkennen, eine Schranke deswegen also aus Sicht des Großenhainers nicht gerechtfertigt.

Allerdings gehört der Zschauitzer Steinbruch zum ehemaligen Zschauitzer Rittergut und damit Eigentümer Frank Johne. Der erklärt gegenüber der SZ, dass Fremde am Teich nach einem Picknick oder Feten haufenweise Müll und leere Flaschen hinterlassen haben. Der Anglerverein, der den Steinbruch als Angelgewässer nutzt, würde zwar auch mit für Ordnung sorgen und den Müll wegräumen.

Doch dieses Jahr stellte er in Absprache mit dem Eigentümer bei der Stadt den Antrag auf die Absperrung. Damit die Wilden hier nicht mehr mit dem Auto bis ran fahren können, so Claus Hocke vom Anglerverein. Dieses Recht ist nun nur noch den Anglern und auch der Bahn vorbehalten. Denn die nutzt mit Johnes Genehmigung tatsächlich die Straße für die Bahnbaustelle.

Kein Verkauf an die Bahn

Grund der Sperre ist also tatsächlich der Schutz des Privatgeländes. „Spazieren ist aber nach wie vor erlaubt, wenn die Leute keinen Unrat dalassen“, unterstreicht Frank Johne. Denn wer nicht mit dem Auto „anreisen“ kann, wird nicht massenhaft Flaschen und Verpackungen hertragen.

Johne spricht darüber auch mit Ausflüglern. Für zwei Jahre, sagt er, ist ein Stück des Geländes an die Bahn abgegeben für umgesiedelte Reptilien und Wanderunken.

Sollten die Tiere dort bleiben, werde das Gelände weiter als Schutzfläche ausgewiesen. Verkaufen will Frank Johne den Steinbruch an die Bahn aber nicht.