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Späte Ehrung für Lebenswerk in Jerusalem

In Israel wird ein Platz nach einem Mann benannt, der einst in Görlitz eine Apotheke hatte. Später gründete er einen Welt-Konzern.

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© Nikolai Schmidt

Von Anett Böttger

Am 14. September wird ein Platz in Jerusalem nach einem früheren Görlitzer benannt. Günther Friedländer, der von 1902 bis 1975 lebte, führte in den 1930er Jahren die Apotheke in der Görlitzer Bismarckstraße. In Palästina gründete Friedländer 1935 den Pharma-Konzern Teva – ein Jahr zuvor war der jüdische Apotheker aus Deutschland ausgewandert, nachdem er das Geschäft in Görlitz (die heutige Paracelsus-Apotheke) verkauft hatte. Der im schlesischen Königshütte geborene Friedländer gilt als Pionier der pharmazeutischen Industrie in Israel.

Dass er seiner Firma den Namen „Teva“ (hebräisch für Natur) gab, kam nicht von ungefähr. „Es war sein Anliegen, der Menschheit mittels natürlicher Produkte zu helfen“, beschreibt seine Tochter Nomi Eshhar die Intention ihres Vaters. Teva stieg zum größten Arzneimittelhersteller Israels auf. In den 1960er Jahren übernahm die nationale Konkurrenz Friedländers Lebenswerk. Seine Leistung als Firmengründer wurde aus der Konzerngeschichte getilgt. Mit der Namensgebung unweit des Ortes, wo Teva einst entstand, erfährt er nun eine späte Ehrung. Nomi Eshhar, die selbst Pharmazie studierte und in Rehovot wohnt, hatte sich nach eigenen Angaben dafür eingesetzt. Sogar Jerusalems Bürgermeister Nir Barkat soll nun bei der offiziell organisierten Zeremonie am 14. September sprechen.

Die heute 70-jährige Nomi Eshhar hat die Lebensgeschichte ihres Vaters in einem Buch veröffentlicht. 2009 erschien es auf Hebräisch, drei Jahre später auch auf Deutsch. Für einige Wochen lagen beide Publikationen 2013 im Schaufenster der Görlitzer Paracelsus-Apotheke aus. Inhaberin Anne-Kathrin Rausch erinnerte damit auch an ein Kapitel der eigenen Firmengeschichte.

1930 – nach dem Pharmaziestudium in Breslau – hatte Günther Friedländer das Geschäft in der Bismarckstraße übernommen. Es hieß damals Kronen-Apotheke und gehörte seiner Tante Else Kober, die ihren Mann Max im Ersten Weltkrieg verloren hatte. 2011 besuchte Nomi Eshhar erstmals den früheren Wirkungsort ihres Vaters in Görlitz und lernte dabei die heutige Geschäftsinhaberin kennen.

Dass nun sogar ein Platz in Jerusalem den Namen des Teva-Gründers erhält, freut auch Anne-Kathrin Rausch. „Großartig“, war ihr Kommentar auf die Nachricht aus Israel.