Von Anja Wallner
Schwarzkollm. Hochzeitsfieber an der Krabatmühle! An diesem Sonnabend wird auf dem Erlebnishof geheiratet. Allerdings ist es in doppelter Hinsicht keine gewöhnliche Heirat: Erstens wird es eine sorbische Hochzeit sein, und zweitens gibt es kein „echtes“ Brautpaar. Es handelt sich vielmehr um die Darstellung einer sorbischen Hochzeit, so ganz traditionell, wie sie weiland die Groß- oder Urgroßeltern auf den Dörfern der Region erlebt haben. Ende der 1980er-Jahre gab es in Schwarzkollm schon einmal so eine „gespielte“ Hochzeit, vor einigen Jahren dann eine wirkliche sorbische Feier – nämlich, als der damalige Ortsvorsteher Mirko Pink den Bund fürs Leben schloss. So ganz original lief das aber in Gänze auch nicht ab, denn irgendwann wurden die sorbischen Trachten im Verlauf des Abends gegen „normale“ Festkleidung getauscht.
Seit Jahren schon haben Mitglieder der Schwarzkollmer Brauchtumsgruppe den Traum, wieder mal eine sorbische Hochzeit im Dorf darzustellen. „Es geht um die Brauchtumspflege, darum, das Wissen darüber weiterzugeben“, sagt Silvia Stephan, die bei der Hochzeitsplanung sozusagen Regie führt. Und es geht darum, dabei selbst zu lernen. Säckeweise haben die Hochzeitsplaner die Zweige zusammengetragen, dazu auch noch einige Beutel voll Preiselbeerkraut. Heute sind das Wickeln der Ehrenpforte und des Willkommensschildes angesagt. Die heiße Phase der Vorbereitung ist längst eingeläutet, nachdem man sich seit Jahresbeginn mit der Darstellung des Hochzeitszuges beschäftigt. Neun Personen umfasst der Hochzeitszug, alle natürlich ausstaffiert mit den entsprechenden Trachten. Auch die mussten besorgt und hergerichtet werden. Ganz alte Teile finden Verwendung, aber auch die neueren Trachten, die vor ein paar Jahren zum Krabatfest in Schwarzkollm angefertigt wurden. Die Akteure mussten die Sachen mehrfach probieren, Änderungen waren nötig. „Die Generalprobe lief jedenfalls super“, sagt Silvia Stephan zufrieden.
Freiwillige Helfer als Bedienung
Blasmusikanten brauchte es, und zwar solche, die das Repertoire typischer Hochzeitsmusik draufhaben. Mit der an der Krabatmühle nicht unbekannten Königswarthaer Blaskapelle wurden sie gefunden.
80 Gäste können das Fest am Sonnabend miterleben. Also müssen die Bestuhlung in der Mühlenscheune geändert (Stühle für die Gäste, keine Bänke!) und ganz wie früher Geschirr zusammengetragen werden. So viel passendes Porzellan ist vor Ort nicht vorrätig. Aus dem Dorf wurden freiwillige Helfer für die Bedienung der Gäste rekrutiert. „Das ging schnell“, freut sich Silvia Stephan und meint mit Blick auf die fleißigen Wickler: „Was sie hier machen, ist nicht selbstverständlich. Sich nach Feierabend dafür zu motivieren.“
Woher weiß man, wie es einst auf sorbischen Hochzeiten zuging? „Das Wissen wurde überliefert, teils hat man selbst Feste miterlebt oder wir haben nachgefragt“, erzählt Silvia Stephan. Die Gäste und Ehrengäste – eingeladen wurden neben Oberbürgermeister Stefan Skora unter anderem der Domowina-Vorsitzende David Statnik, „Mühlen-Mutter“ Gertrud Winzer und die Krabatfestspiel-Produzenten Doris und Peter Siebecke – werden am Sonnabend genügend Zeit haben, die prächtigen Trachten zu bewundern. Ansonsten ist der Zeitplan recht straff, wie Silvia Stephan schmunzelnd bemerkt. Nach dem Hochzeitsfoto an der Pforte marschiert alles in die Mühlenscheune, wo der Braschka, der Hochzeitsbitter, die Gäste begrüßt. Dann werden Kaffee und Kuchen aufgefahren. Nach dem Kaffee folgt das traditionelle Schenken, wobei beispielsweise auch die Köche und die „Abwaschfrauen“ bedacht werden. Auf der Geschenkeliste der Ehrengäste steht ein lebendes Tier, das als kostbar galt und Wohlstand symbolisierte ...
Gegen 19.30 Uhr wird groß aufgetafelt: Hochzeitssuppe, dicke Buchweizengrütze, Rindfleisch mit Meerrettich. Regina Rauhut aus Schwarzkollm bereitet die Speisen zu. Bis 23 Uhr darf danach weitergetanzt und -gefeiert werden. Und für Kurzentschlossene ist noch Platz an der Gästetafel.
Sorbische Hochzeit an der Krabatmühle Schwarzkollm: 27. Oktober, 14.30 bis 23 Uhr, Eintritt inkl. Essen und Programm (ohne Getränke): 50 Euro. Kartenbestellung:
Telefon: 035722 951133 oder E-Mail: [email protected]