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Sorbisch oder Deutsch im Gemeinderat?

In der Ratssitzung in Rosenthal ging es jetzt um eine durchaus grundsätzliche Frage.

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Von Andreas Kirschke

Ralbitz-Rosenthal. Einen Appell richtete Gemeinderat Thomas Bensch (Freie Wählervereinigung Delany) in der jüngsten Ratssitzung der Gemeinde Ralbitz-Rosenthal an die Abgeordneten. Ihm ging es um den Gebrauch der sorbischen Muttersprache. Nur noch in Crostwitz und in Ralbitz-Rosenthal finden die Ratssitzungen in Sorbisch statt. Crostwitz kann das nach wie vor praktizieren. Sprechen doch alle Gemeinderäte fließend sorbisch. In Ralbitz-Rosenthal ist es nicht einfach. Mit Eduard Luhmann (CDU) gehört seit 2014 ein Deutscher zum Gemeinderat. Der Schmerlitzer engagiert sich zugleich als Verbandsrat des Verwaltungsverbandes Am Klosterwasser. Zudem ist er ehrenamtlicher Friedensrichter für die Gemeinden Crostwitz, Nebelschütz, Panschwitz-Kuckau, Räckelwitz und Ralbitz-Rosenthal. Sein Stellvertreter ist mit Tilo Sauer aus Rosenthal ein Sorbe.

„Wir haben in den vergangenen Jahren wie selbstverständlich die sorbische Sprache in den Ratssitzungen verwendet“, sagte Thomas Bensch. Jetzt sorgt er sich um den Verlust der Sprache. Aus Rücksichtnahme und Höflichkeit werden immer wieder Tagesordnungspunkte in Deutsch behandelt. Gerät Sorbisch damit ins Abseits? „Wir dürfen das nicht aufgeben. Wir müssen Lösungen finden“, forderte der Cunnewitzer. „Ich jedenfalls werde in den nächsten Gemeinderatssitzungen alle Ausführungen in sorbischer Sprache machen. Dafür ist mir meine Muttersprache zu wichtig. Wir verlieren unsere Sprache, wenn wir nichts tun. Ich werde dieser Assimilation nicht zusehen. Ich habe das Recht, hier sorbisch zu reden. Und ich werde mir das nicht nehmen lassen.“

Sollte Sorbisch in den Ratssitzungen aufgegeben werden, so seine Sorge, werde sich die Sprache nur schwer wieder zurückholen lassen. Sein Gegenüber Eduard Luhmann nahm dies nicht persönlich. Liegt doch auch ihm die sorbische Sprache am Herzen. Die Anwendung im Gemeinderat ist schwieriger geworden, die Sorge um den schleichenden Rückgang berechtigt. „Ich habe durchaus Verständnis dafür. Ich bin hergezogen. Ich muss mich bemühen, die Sprache zu lernen.“ Doch wie jetzt weiter verfahren? Sollte ihm ein Dolmetscher zur Seite stehen, der simultan übersetzt? „Oder ich sage nichts mehr? Damit die Ratssitzung nicht gestört wird?“, fragte Eduard Luhmann. Eine Lösung ist nicht leicht zu finden.

Fakt ist, dass es mitunter sehr kompakte, fachlich schwierige Tagesordnungspunkte wie Haushalt, Kindergarten und Schule gibt. Können sie mit in Deutsch behandelt werden? Bietet sich Deutsch als praktische Variante in eben solchen Punkten an? Auch diese Grundsatzfrage dürfte nicht leicht zu lösen sein. „Nicht nur die Beherrschung der Sprache ist entscheidend. Es müssen auch Entscheidungen fallen, damit die Sprache gefördert wird“, meinte Eduard Luhmann. Seit Jahren, so unterstrich er, bewege den Gemeinderat die Zukunft des Ralbitzer Kindergartens. Eine Lösung sei wegen des starken Zuspruchs und der hohen Auslastung dringend notwendig. „Vor kurzem war es ein deutscher Ministerpräsident, Michael Kretschmer, der zum Neubau der Kita ermutigt hat. Der frühere Ministerpräsident, mit Stanislaw Tillich ein Sorbe, wich dem Thema elegant aus und erwiderte nur: ´Der Kindergarten ist Pflichtaufgabe der Kommune.“

Für die Grundsatz-Frage, dass Sorbisch als Umgangssprache unbedingt in den Gemeinderat gehört, zeigte Eduard Luhmann Einsicht. Bürgermeister Hubertus Rietscher (CDU) nahm das Thema auf. Von heute auf morgen, so weiß er, gibt es dafür keine Lösung. „Wir werden uns in der Verwaltung Gedanken machen“, versicherte er. „Wir werden uns etwas einfallen lassen.“