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Sorben werfen der AfD Missbrauch vor

Die Partei wirbt auf einem Plakat zur Bundestagswahl mit einer Spreewälderin in Tracht. Das bleibt nicht ohne Kommentar.

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© Quelle: AfD

Von Miriam Schönbach

Bautzen. „Bunte Vielfalt? Haben wir schon“, heißt es in großen Buchstaben über dem Plakat. Darunter sind drei Frauen in Tracht zu sehen. Gut zu erkennen ist das typische Schwarzwälder Mädchen mit den roten Bollen am Hut. Neben ihr steht eine Spreewälderin in der Tracht einer Niedersorbin. Abgebildet sind die Frauen auf einem Plakat der AfD für die Bundestagswahl. Die Botschaft ist klar: Statt auf Zuwanderung soll Deutschland besser auf die eigenen Traditionen setzen.

Vielen Sorben passt diese Verquickung jedoch ganz und gar nicht. „Wir finden es sehr befremdlich, wenn wir im Zusammenhang mit polemischen und fremdenfeindlichen Kampagnen gezeigt werden“, sagt Jan Budar, der Direktor der Stiftung für das sorbische Volk. Auch David Statnik, der Vorsitzende des sorbischen Dachverbandes Domowina, positioniert sich klar: „Die sorbische Kultur ist nicht dazu geeignet, gegen Zuwanderer zu polemisieren.“ Für ihn werde es gefährlich, wenn mit einer Minderheit geworben werde, um andere Menschen auszugrenzen. Die Domowina stehe für eine offene Gesellschaft.

AfD instrumentalisiert die Tracht

Den Stein ins Rollen gebracht hat eine Gruppe junger Wissenschaftler. Sie alle beschäftigen sich mit der Geschichte und Kultur der Sorben und Wenden. Am Wochenende kamen sie zu einem Netzwerktreffen in Bautzen zusammen. Am Ende verfassten sie eine Erklärung gegen den Missbrauch der sorbisch/wendischen Kultur. „Die AfD maßt sich an zu sagen, wofür Trachten in Deutschland stehen und wofür nicht. Sie will festlegen, was und wie deutsche Kultur zu sein hat“, begründet Robert Lorenz den Vorstoß. Er ist einer der Unterzeichner des Papiers. Dessen zentraler Vorwurf lautet: Die AfD instrumentalisiere die Tracht, um Deutschland als ein Land zu zeigen, das sich gegen kulturelle Einflüsse durch Zuwanderer verschließen soll.

Aus Sicht der Unterzeichner ist das eine nationalistische Haltung, die für die Sorben keine Alternative darstelle. Wie es anders gehe, beweise das Internationale Folklorefestival in der kommenden Woche, sagt Robert Lorenz. Zu dem Tanz- und Musikfest in Bautzen, Crostwitz und Drachhausen werden mehr als 200 Künstler aus elf Ländern erwartet. „Dieses Festival zeigt, wie schön es ist, wenn sich vielfältige Kultur auf engstem Raum begegnet“, sagt Lorenz.

Von der sächsischen AfD war am Dienstag keine Stellungnahme zum Thema zu erhalten. Eine Anfrage der Sächsischen Zeitung, an den Landesverband der Partei, wurde nicht beantwortet.