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Sorben wählen eigenes Parlament

Die Abstimmung über den Serbski Sejm ist beendet. Die konstituierende Sitzung findet am 17 November statt.

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Nebelschütz. Nebelschütz. Die slawische Minderheit der Sorben und Wenden in der Lausitz hat ein eigenes Parlament gewählt, den Serbski Sejm. Wie die Organisatoren mitteilten, wurden insgesamt 4 475 Stimmen abgegeben, 1 282 Wähler hatten sich registrieren lassen, 828 Stimmzettel wurden als gültig anerkannt. Es konnte für mehrere Kandidaten votiert werden. Je zwölf Kandidaten der Wenden aus dem Süden Brandenburgs und der Sorben aus der Oberlausitz in Sachsen wurden gewählt. „Ich freue mich, da wir mit der Durchführung der Wahl gezeigt haben, dass demokratische Wahlen für das sorbische Volk möglich sind“, erklärte Wahlleiter Hagen Domaschke.

Die meisten Stimmen erhielt der Nebelschützer Bürgermeister Thomas Zschornak: „Das ist natürlich auch eine große Verantwortung“, sagt er am Sonntag. „Ich freue mich natürlich, dass ich mit gewählt wurde.“ Wichtig sei ihm aber vor allem, dass sich gute Kandidaten der Wahl gestellt hatten: „Da ist jede Stimme für jeden Kandidaten eine wichtige.“ Das bei der am Ende so viele Stimmen vergeben wurden, sei nicht selbstverständlich: „Vor drei Monaten hätten wir bei der Wahl mit 300 oder 400 Wählern gerechnet.“ In den letzten Wochen habe die Initiative aber eine sehr gute Entwicklung genommen. Es zeige, dass die Menschen die Wahl angenommen haben. Über 900 Wahlbriefe seien am Ende abgegeben worden: „Für uns ist es viel. Für andere wird es vielleicht nicht genug sein, um für das sorbische Volk zu sprechen“, sagt Thomas Zschornak, „Alles fängt klein an und dann wächst es.“

Welche Rolle und welchen Einfluss es künftig haben wird, ist wohl noch etwas unklar. Die Organisatoren sprechen vom „ersten demokratisch frei und geheim gewählten Parlament der Wenden und Sorben“. Bislang beanspruchte die Domowina – der Bund der Lausitzer Sorben – die Rolle des Interessenvertreters für sich.

Thomas Zschornak schätzt ein: „Jetzt komme es auf eine erfolgreiche Arbeit des Parlamentes an. „Die Politik ist jetzt bei den Sorben angekommen, man macht wieder Politik im Sorbischen, man interessiert sich für Politik und übernimmt selbst Verantwortung. Das ist wichtig.“ Am 17. November soll in Schleife die konstituierende Sitzung des Parlamentes erfolgen. Das Parlament werde sich eine Geschäftsordnung und ein Statut geben. „Wir werden uns bei den Regierungen in Sachsen und Brandenburg und bei der Bundesregierung vorstellen und Stück für Stück unsere Rechte einfordern“, so Thomas Zschornak, der Nebelschützer Bürgermeister.

Der Kommunalpolitiker erklärt weiter: „Wir setzen uns in der Gemeinde mit diesem politischen Ziel schon seit zehn Jahren auseinander.“ Damit erfülle man gewissermaßen auch das Vermächtnis von Jan Skala. Der sorbische Publizist und Schriftsteller wurde 1889 in Nebelschütz geboren. Er setzte sich schon vor über 100 Jahren für die Rechte der nichtdeutschen Volksgruppen im Deutschen Reich ein, für die Minderheiten, wie die Sorben. Daran knüpfe die Initiative an und beruft sich auch auf das Völkerrecht. Es gehe um eine kulturelle Autonomie. Es gehe politisch um mehr Rechte für die sorbische Bevölkerung „Wir hoffen mit dem Parlament auf mehr Eigenverantwortung“, sagt der Bürgermeister. Vor allem im Bereich der Bildung und Kultur.

Wahlbeobachter schätzten ein, dass das Verfahren der Wahl etwas kompliziert gewesen sei, aber korrekt und ohne Probleme: „Wir glauben, dass der Serbski Sejm ein guter und würdiger Repräsentant der Lausitzer Sorben und Wenden sein wird“, gaben die Wahlbeobachter zu Protokoll. Thomas Zschornak: „Jan Skala wäre stolz auf die Sorben und natürlich auch auf Nebelschütz.“(dpa/SZ/ha)