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Sogar Bremsen macht Spaß

Jörg Lippert fährt eines von 135 Elektrofahrzeugen im Landkreis. Vieles spricht für den E-Golf, nur die Reichweite nicht.

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© André Braun

Von Verena Toth

Landkreis. Bremsen macht am meisten Spaß, sagt Jörg Lippert, wenn er in seinem Elektro-Volkswagen sitzt. Denn beim Bremsen produziert sein Golf Strom und die Anzeige in seinem Cockpit schwenkt ins Grüne. Seit Mai pendelt der Leisniger in seinem Elektro-Golf zwischen dem Wohnort und Döbeln hin und her. Damit steuert der 54-Jährige eines von aktuell insgesamt 135 im Landkreis Mittelsachsen zugelassenen Elektrofahrzeugen.

Tanken an der Steckdose: Mit Kraftstrom dauert das Aufladen nur vier Stunden, am Normalstrom ganze 19.
Tanken an der Steckdose: Mit Kraftstrom dauert das Aufladen nur vier Stunden, am Normalstrom ganze 19. © André Braun
Neben dem Tacho kann der Fahrer sehen, wann sein Fahrzeug Strom verbraucht oder auch produziert.
Neben dem Tacho kann der Fahrer sehen, wann sein Fahrzeug Strom verbraucht oder auch produziert. © André Braun

Rein äußerlich sieht sein Auto wie ein ganz normaler Golf aus. Auch das Fahrerlebnis komme dem üblichen Fahrzeug sehr nahe, sagt er. „Besonders wichtig ist, dass dich die anderen Verkehrsteilnehmer als ebenso ganz normales Fahrzeug wahrnehmen“, so Lippert. Doch der große Unterschied zum Benziner oder Diesel ist: das Fahrzeug gibt keine Geräusche von sich außer denen, die die Reifen auf dem Fahruntergrund produzieren. „Das ist so entspannend: Kein Getrieberattern, kein Motorenrauschen“, schwärmt er. Weil der Elektromotor die Kraft direkt auf die Räder bringt, ist der Flitzer in der Stadt zügig unterwegs. „Und auf der Autobahn wird man automatisch zum bewussteren Fahrer. Zu mehr als 120 Stundenkilometer treibe ich das Auto nicht, da sonst die Batterie zu schnell entlädt“, erklärt er.

Etwa vier Euro Stromkosten pro 100 Kilometer schlagen zu Buche. Ein weiteres Argument dafür sei der geringe Wartungsaufwand des Elektromotors. Den einzigen großen Nachteil sehe er in der Reichweite. „Etwa 300 Kilometer komme ich mit einer Ladung. Das reicht für den täglichen Arbeitsweg vollkommen aus“, so Lippert. Für eine längere Tour aber, wie beispielsweise nach Nürnberg, müsse er ganz genau planen und mehr Zeit investieren. Denn mindestens zwei Zwischenstopps und die Ladezeiten verlängern die Fahrt entscheidend.

„Es gibt fünf Argumente, die dafür sprechen, sich ein Elektro-Fahrzeug anzuschaffen“, so Lippert. Es muss ein Zweitwagen sein. Der tägliche Fahrweg sollte mindestens 20 bis 30, aber nicht mehr als 100 Kilometer lang sein. Der Autobesitzer sollte ein Eigenheim mit Garage oder zumindest einen privaten Stellplatz haben. Dieser muss über einen Kraftstromanschluss verfügen. Und: „Ein Elektrofahrzeug sollte man sich leisten können. Mit etwa 40 000 Euro Listenpreis ist der Golf kein Schnäppchen.“ Dennoch ist Jörg Lippert überzeugt: „Wer alle diese Voraussetzungen erfüllt, für den sollte es keine Ausrede geben, sich ein solches umweltschonendes Auto zuzulegen.“ Den Entschluss habe er ganz schnell gefasst. „Meine Frau hatte eine Probefahrt mit dem E-Golf gewonnen. Wir sind eingestiegen, losgefahren und waren sofort begeistert“, berichtet er. Als Sachverständiger im Automobilbereich habe er sich über die Jahre speziell zum Thema Elektro- und Hybridfahrzeuge immer auf den neuesten Stand halten und weiterbilden können. „Ich habe jedes Elektroauto, das aktuell auf dem Markt ist, wenigstens einmal fahren können. Vom teuren Premiumfahrzeug Tesla bis zum ganz kleinen Renault Zoe“, zählt er auf. Zehn Modelle für verschiedenste Ansprüche gebe es derzeit.

Normalerweise fahre er seine Autos etwa sieben bis acht Jahre. Doch den E-Golf werde er schon eher wieder abgeben. In vier Jahren wolle er sich neu entscheiden. „Mal sehen, wie weit die Entwicklung der Batterien dann gekommen ist.“ Denn wenn das größte Problem mit der geringen Reichweite und den noch hohen Kosten für die Batterien besser geworden sei, gebe es kaum noch Gründe, warum sich Leute dagegen entscheiden könnten. Doch der Autofachmann blickt noch weiter in die Zukunft: „Die Wasserstoffbrennzelle ist die spannendste Antriebsalternative. Damit ist die Umweltbilanz am besten“, sagt er.