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So wird das Elbtal vor Lärm geschützt

Auf 20 Kilometern sollen entlang der Bahnstrecke meterhohe Wände gebaut werden. Nun wird ums Geld gefeilscht.

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© Daniel Schäfer

Von Gunnar Klehm

Sächsische Schweiz. Ein Besucher der Stadtratssitzung in Bad Schandau steht auf und macht das Fenster zu. Anders ist nicht zu verstehen, was gerade in dem Versammlungsraum des Rathauses gesagt wird, denn weit weg auf der anderen Elbseite rattert gerade ein Güterzug vorbei. Der Bahnlärm überdeckt die Stimmen der Stadträte. Solche Szenen sollen bald Vergangenheit sein. In einer Gemeinschaftsaktion wollen Bundesverkehrsministerium, Freistaat Sachsen und Deutsche Bahn den Lärm entlang der Gleise im Elbtal reduzieren. Nach langer Diskussion stellte die Bahn am Freitag Vertretern der betroffenen Kommunen ihre Lärmschutzpläne vor.

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© SZ/Klehm

Demnach sollen im Oberen Elbtal auf etwa 20 Kilometern Schallschutzwände errichtet werden, die zumeist zwei Meter hoch sind. Im Kurort Rathen soll die Wand auf 500 Metern drei Meter hoch sein, um die nötige Wirkung zu erzielen. In Pirna soll es eine abgespeckte Variante der Lärmschutzwand geben. Dort sollen auf rund fünf Kilometern die Geländer am Bahndamm mit lärmschluckenden Platten ausgefacht werden. Das bringt zwar nicht so guten Lärmschutz wie eine Schallwand. Aus ästhetischen Gründen hatte Pirna das Ausfachen der Geländer aber favorisiert.

Komplett auf Lärmschutzwände verzichten wollen Königstein, Struppen-Thürmsdorf und Stadt Wehlen. Die Bahn hatte auch diesen Orten angeboten, welche zu bauen.

Die Pläne sind Ergebnis intensiver Abstimmungen und Diskussionen mit Anwohnern und Kommunen. Die DB Netz AG hatte eine Machbarkeitsstudie zum Lärmschutz im Elbtal in Auftrag gegeben. Vor einem Jahr wurde sie veröffentlicht und wird seitdem diskutiert. „Derartige Projekte brauchen eine breite Legitimation in der Öffentlichkeit. Nun wird es darauf ankommen, die notwendigen Planungs- und Genehmigungsverfahren schnell voranzubringen“, erklärt Eckart Fricke, Konzernbevollmächtigter der Deutsche Bahn AG. Betrachtet wurden rund 50 Kilometer von Dresden bis zur tschechischen Grenze sowie Abschnitte in Coswig und Weinböhla.

Die reinen Baukosten betragen rund 58 Millionen Euro. In der Machbarkeitsstudie war man noch von mehr als 67 Millionen Euro ausgegangen. Wegen des Verzichts mehrerer Kommunen sparen Bund, Freistaat und Bahn nun Geld ein. Wie viel genau, hängt vom Ausgang der nun folgenden Verhandlungen der drei Maßnahmeträger ab. Die Bahn hat in ihrer Pressemitteilung vom Freitag schon mal erklärt, dass Bundesverkehrsministerium und Freistaat zusammen 60 Millionen Euro aufbringen werden. Für die Bahn blieben dann quasi noch die Planungskosten. Die Beteiligten haben sich vorgenommen, bis zum Jahresende eine Vereinbarung über die Finanzierung zu schließen. Erst dann können konkrete Bauplanungs- und Genehmigungsverfahren folgen.

Bund und Freistaat wollten die Maßnahmen aber nur fördern, wenn der Lärm merklich reduziert wird. Ein Richtwert war dabei eine nächtliche Lärmbelastung von 55 Dezibel und mehr. Das trifft im betrachteten Bereich auf etwa 19 700 Anwohner zu. Sind die geplanten Maßnahmen irgendwann umgesetzt, soll sich die Zahl auf 6 260 reduziert haben. Der größte Effekt werde dabei in Bad Schandau und Rathmannsdorf-Wendischfähre erzielt. Rein rechnerisch verringert sich dort die Zahl der nächtlichen Lärmgeplagten um 88 beziehungsweise 93 Prozent.

In Königstein, wo nun für 2,6 Millionen Euro lediglich kaum sichtbare Dämpfer auf drei Kilometern des Schienenstrangs angebaut werden sollen, sinkt die Zahl der besonders Betroffenen nur um 26 Prozent.

Bei den vorgestellten Plänen ist die vier Meter hohe Lärmschutzwand in Krippen nicht dabei. Dort will die Bahn die alten Rangiergleise zu einem modernen Güterbahnhof ausbauen, an dem rund um die Uhr Züge zusammengestellt werden sollen. Für dieses Projekt sind die Planungen bereits fast fertig. Auch hier konnten die Bürger Einwände geltend machen. Diese Möglichkeit nutzten aber nur wenige. Bereits in einem Jahr könnte in Krippen Baubeginn sein.