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So war’s auf der Penne

Für fast 100 ehemalige Schüler des Lessing-Gymnasiums war am Sonnabend ein besonderer Tag. Sie erhielten goldene oder diamantene Abiturzeugnisse.

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© André Braun

Von Elke Braun

Döbeln. Erweiterte Oberschule Döbeln – so hieß ihre Bildungseinrichtung vor 50 beziehungsweise 60 Jahren. Stolz hielten sie in den Jahren 1968 und 1958 ihre Abiturzeugnisse in der Hand. In einer Festveranstaltung erinnerten Schulleiter Michael Höhme und die stellvertretende Schulleiterin Heike Geißler an die damalige Zeit. An das Jahr 1968 etwa, das Jahr des Prager Frühlings, der legendären 68er Bewegung. Das Jahr, in dem das erste Legoland eröffnet wurde. Aber es war auch ein prägendes Jahr für Döbeln. „Es wurde im Winter gegen extreme Schneemassen gekämpft, Schützenpanzer rollten aus Riesa kommend auch durch Döbeln zum Einmarsch in die damalige CSSR“, sagte Höhme. Und der 26 Meter lange Schalterraum der Kreissparkasse im Rathaus sei übergeben und die Döbelner Salami von einem Fleischer der Firma Pikant entwickelt worden.

Höhme las auch Eintragungen aus den Klassenbüchern vor, die für allgemeine Erheiterung sorgten. Da war von vorbereiteten Betrugsversuchen die Rede oder, dass sich einige Schüler zu Unterrichtsbeginn nicht an ihrem Platz befanden und deshalb einen Tadel erhielten.

Ein ehemaliger Schüler, der seiner Heimatstadt Döbeln und auch dem Lessing-Gymnasium treu geblieben ist, ist Joachim Meyer. Der 78-Jährige wurde selbst Lehrer und war von 1990 bis 2005 am Lessing-Gymnasium tätig. Die Rekonstruktion des Hauptgebäudes an der Straße des Friedens fiel nicht mehr in diese Zeit. Aber den Neubau des sogenannten naturwissenschaftlichen Gebäudes konnte er selbst noch als Lehrer nutzen. Ein großes Vorbild sei für ihn sein eigener Mathelehrer Herr Wanka gewesen. „Er hat es verstanden, die Schüler für diese Wissenschaft zu begeistern. Es hat mich gereizt, es so zu machen wie er“, sagt Meyer. Aber auch der Unterricht mit Dr. Schiefer in Biologie oder Herrn Zöllner in Chemie haben ihn fasziniert, so der Döbelner, der heute noch mit viel Begeisterung als Nachhilfelehrer arbeitet.

In Jena und Hamburg hat Dr. Wolfgang Gaitzsch studiert und in Marburg promoviert. Der 69-Jährige ist heute im Rheinland zu Hause. Er hat bis zu seiner Rente als Archäologe, speziell für die Römerzeit, gearbeitet. Welche moderne Bildungseinrichtung aus seiner alten „Penne“ geworden ist, begeistert ihn genauso wie Rainer Arlt, der ebenfalls vor 50 Jahren sein Abiturzeugnis erhielt. Er hatte die wohl weiteste Anreise zu der Festveranstaltung. Schon seit 1977 lebt der gebürtige Döbelner im 660 Kilometer entfernten Dorf Radvan nad Dunjom in der Slowakei. Er studierte in Ilmenau und Jena und war bis zur Wende in einem Forschungsinstitut und später im Vertrieb für Firmen in Unterfranken für die Märkte in Tschechien und der Slowakei tätig. Nach Döbeln kommt er dennoch drei- bis viermal im Jahr. „Ich habe ein Haus an der Döbelner Marktstraße, das verwaltet wird. Ab und zu muss ich schon nach dem Rechten sehen“, sagt er. Aber auch die Klassentreffen seien immer ein willkommener Grund, nach Döbeln zu kommen.

Traditionell hat sich am Vormittag des Gold- und Diamant-Abiturs der Traditions- und Förderverein des Lessing-Gymnasiums zu seiner Versammlung getroffen. „Wir bereiten zurzeit die 150-Jahr-Feier vor, die im September kommenden Jahres stattfinden soll“, sagt Vorsitzender Reinhard Zerge. Dem Verein gehören mehr als 400 Mitglieder an. Zerge lobte die Leistungen der Lehrerinnen und Lehrer des Gymnasiums. Nicht nur, dass die Einrichtung seit der Wende komplett saniert wurde, auch die Auszeichnung als Smartschool könne gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Dem Netzwerk „Smartschool“ gehört das Döbelner Gymnasium als einzige Schule Mitteldeutschlands an. „Es kommt aber auch darauf an, dass sich die Schüler wohlfühlen und dass das Lernen Spaß macht“, so Zerge. Das sei in Döbeln gegeben.