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So prunkte der Militärverein

Über ein Jahr wurde an der Replik gestickt. Nun kann sie endlich im Bergmanns Hof gezeigt werden.

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© André Braun

Von Nadine Franke

Waldheim. Anderthalb Jahre hat es gedauert. Dann kam endlich der Anruf und Albrecht Bergmann machte sich sofort auf den Weg nach Plauen. Er wollte ein neues Stück in die Napoleon-Ausstellung im Bergmanns Hof auf dem Obermarkt in Waldheim holen. In Plauen hatten die Stickerinnen der Stickerei Fassmann seit Mai 2017 an einer Fahne für die Ausstellung gearbeitet. Es handelt sich um eine Replik.

In der Napoleon-Ausstellung von Albrecht Bergmann gibt es noch eine zweite Fahne, an der die Schäden der Zeit noch zu sehen sind.
In der Napoleon-Ausstellung von Albrecht Bergmann gibt es noch eine zweite Fahne, an der die Schäden der Zeit noch zu sehen sind. © André Braun

„Das Original hat mir eine Familie überlassen“, sagt Bergmann. Beim Abriss eines Schuppens hatte die Familie ein Versteck aus der NS-Zeit unter den Dachsparren entdeckt. Darin befanden sich zwei Fahnen des 1868 gegründeten Militärvereins Waldheim. Der war damals verboten. Eine Fahne stammte aus dem Jahr 1923 und kann in der Ausstellung begutachtet werden. Löcher und Verfärbungen befinden sich in dem Stoff. Weiße Flecken zeigen die Ablagerungen von Insekten.

Die zweite Fahne stammt aus dem Jahr 1893. Ihr Zustand ist zu schlecht, um sie zu zeigen. Nur die Stickerinnen haben die Fahne behutsam ausgebreitet. Das Ziel war eine originalgetreue Replik anzufertigen. Es kostete viel Konzentration und Rückenschmerzen, denn der Stoff konnte nur horizontal gespannt bestickt werden, sonst hätte sich die Naturseide verzogen. Die Fahne des Militärvereins hat ausgebreitet eine Größe von 160 x 160 Zentimetern. Die Originalstickungen wurden nachgemacht und in Originalfarben aufgestickt. In kräftigen Grün-, Rot- und Brauntönen leuchtet die Stickerei auf der Seide. Der Goldfaden glitzert im Licht. Große Flächen wurden maschinell gestickt. Die filigranen, gleichmäßigen Linien sind alles Handarbeit.

„Es hat mir die Sprache verschlagen“, sagt Albrecht Bergmann. Andächtig streicht er nur mit den Fingerspitzen über den Stoff. „Ich hoffe, die Waldheimer werden es sich ansehen kommen.“ Die Fahne wird in der nachempfundenen Schwarzküche hängen. Die Originalfahne wird allerdings nicht mehr ausgestellt. „Ich habe mich damals für die Fertigung einer Kopie entschieden“, sagt Bergmann. Das alte Original könnte nur thermisch behandelt werden, wäre aber auch dann nicht ausstellbar. Fäden aus der alten Fahne in die Replik einzuarbeiten, war auch keine Option. Dann hätte man die alten Schädlinge übertragen. Mit der Kopie ist Bergmann zufrieden. Über die Kosten für die Kopie sagt er lieber nichts mehr. Im Vorjahr sprach er noch von etwa 5 000 Euro. Umso dankbarer ist er heute den Spendern. So konnte die Fahne pünktlich zum 150 Jubiläum des Militärvereins Waldheim fertiggestellt werden.