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So kämpft Dresden mit der Hitze

Der Wasserverbrauch steigt extrem, die Feuerwehr unterstützt Stadtgärtner, viele Notfälle für Krankenhäuser.

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© dpa

Von Peter Hilbert und Franziska Klemenz

Die Landeshauptstadt bekommt derzeit die Folgen der extremen Hitze zu spüren. Auch am Mittwoch wurden im Zentrum wieder über 35 Grad gemessen. Zwar entspannt sich die Lage an der Elbe wieder leicht, nachdem die tschechischen Staustufen verstärkt geöffnet wurden.

Dresdens Wasserwerke haben genügend Kapazitäten, um die Stadt zuverlässig zu versorgen.
Dresdens Wasserwerke haben genügend Kapazitäten, um die Stadt zuverlässig zu versorgen. © SZ/Peter Hilbert
Rettungswagen sind derzeit verstärkt im Einsatz, um Dresdner in die Notaufnahme zu bringen.
Rettungswagen sind derzeit verstärkt im Einsatz, um Dresdner in die Notaufnahme zu bringen. © Ronald Bonß

So sollen die Fähren in Kleinzschachwitz, Tolkewitz und Johannstadt und auch Dampfer ab Donnerstag vorerst wieder fahren. Doch die Konsequenzen der Hitze sind nach wie vor enorm.

Die Stadtgärtner: Beim Bewässern muss jetzt die Feuerwehr unterstützen

Dresdens Bäume und Pflanzen leiden unter der Wärme. Deshalb sind die Landschaftsgärtner des städtischen Regiebetriebes und beauftragte Firmen jetzt vor allem beim Bewässern im Einsatz, teilt Abteilungsleiter Jörg Lange mit. Bei der Stadt ist er für den Unterhalt der Grünflächen zuständig. So sind derzeit unentwegt kleine und große Bewässerungsfahrzeuge im Einsatz, um vor allem die rund 3 000 Jungbäume, die etwa 300 Pflanzkübel mit Sommerblumen, Sträuchern und kleinen Bäumen oder die Grünanlagen zu bewässern.

Die Pflanzkübel werden beispielsweise alle ein bis zwei Tage mit frischem Wasser versorgt, Bäume ein- bis zweimal wöchentlich. So sind kleine Bewässerungsfahrzeuge auf der Prager oder an der Wilsdruffer Straße unterwegs, um Pflanzkübel zu bewässern. „Besonders groß ist der Aufwand an der Stübelallee, wo es viele Jungbäume gibt“, erläutert Lange. Dort muss sogar die Feuerwehr mit Ihrer Technik beim Bewässern unterstützen. Auf der Winterberg- oder der Festscherstraße gebe es einen ähnlichen Aufwand.

Der Wasserversorger: Am Dienstag erreichten Wasserwerke Rekord

Die subtropische Hitze treibt auch den Wasserverbrauch in Dresden nach oben. Am Dienstag hatte er mit 155 000 Kubikmetern den diesjährigen Rekord erreicht, teilt Drewag-Sprecherin Gerlind Ostmann mit. Damit wird der bisherige Spitzenwert vom 31. Mai übertroffen, als 148 000 Kubikmeter in Dresdner Haushalte, Betriebe und Einrichtungen flossen. Möglich ist, dass am Mittwoch noch mehr verbraucht wird. Am vergangenen Sonnabend lag der Trinkwasserverbrauch in Dresden noch bei 121 000 Kubikmetern.

Die Dresdner werden aus drei Wasserwerken versorgt. Sie haben eine Kapazität von maximal 240 000 Kubikmetern Trinkwasser. Bei ihnen gebe es noch genügend Wasserreserven. „Auch ohne Niederschläge können wir die Versorgung weiterhin aufrechterhalten, versichert die Drewag-Sprecherin. Versorgungsengpässe haben zu keiner Zeit bestanden und sind auch nicht zu erwarten.

Die Krankenhäuser: Besonders viel Arbeit in Notfallaufnahmen

Bei Temperaturen weit über 30 Grad ist es besonders wichtig, viel und regelmäßig zu trinken, die pralle Sonne zu meiden. Dass nicht alle Menschen daran denken, macht sich in den Notaufnahmen der Krankenhäuser bemerkbar. „Wir merken derzeit durchaus hitzebedingt einen Zuwachs an Patienten in der Notaufnahme“, sagt Simone von Bonin, Fachärztin für Innere Medizin an der Uniklinik Dresden. „Das sind nicht unbedingt Menschen, die an einem Sonnenstich leiden. Die meisten der Patienten sind ältere Leute mit einem Infekt, der unter der hohen Hitze körperlich schlechter verkraftet wird.“

Mögliche Folgen seien Virus- und Harnwegsinfekte, im schlimmsten Fall könne sich ein Gehirnödem bilden – das Gehirn schwillt an, Betroffene verlieren ihr Bewusstsein. Die Ärzte helfen dann mit Infusionen, Kreislauftherapien und, wenn nötig, Medikamenten gegen die Schwellung.

Sollte die Hitzewelle dafür sorgen, dass eine hohe Zahl schwer kranker Patienten eingeliefert wird, greife der Notfallplan der Uniklinik. „Natürlich hat das Universitätsklinikum Dresden einen strukturierten Notfallplan für den Katastrophenfall, wie zum Beispiel eine Flut, Terror oder einen schweren Verkehrsunfall mit mehreren Dutzend Verletzten“, so Thea Koch, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie.

Die Rettungsdienste: Mehr Notrufe durch Hitze und Ferienzeit

Eine genaue Zahl der Notrufe kann die Feuerwehr nicht nennen, ein deutlicher Anstieg mache sich aber durchaus bemerkbar. „Es ist Ferienzeit, die Hausärzte sind nicht da, und dann ist es noch so heiß“, sagt ein Sprecher. „Es gibt viele Einsätze, vor allem bei alten Leuten, die vergessen, dass sie viel trinken müssen.“ Die häufigsten Folgen: Schwindel, Übelkeit und Unwohlsein.

Die Abwasserreiniger: Dresdens Kanäle trocknen zusehends aus

Auch Dresdens 1 797 Kilometer Kanalnetz bekommt die Konsequenzen der Trockenheit zu spüren. „Wir haben das Problem, dass sich verstärkt Ablagerungen bilden“, sagt Frank Männig. Bei der Stadtentwässerung ist er für den Kanalnetzbetrieb zuständig. Seit Wochen hat es kaum geregnet. Flossen im Juni und Juli 2017 durchschnittlich 151 000 Kubikmeter Abwasser täglich durch die Kanäle, so waren es in den Vergleichsmonaten dieses Jahres rund 128 000 – 15 Prozent weniger. An diesem Dienstag waren es nur 118 000 Kubikmeter.

In Altkaditz musste ein einen Meter hoher Kanal gereinigt werden, in dem der Dreck bereits die Höhe von 30 Zentimetern erreicht hatte, nennt Männig ein Beispiel. Bei einem starken Regen sieht er die Gefahr, dass viel Dreck durch Kanäle und Überläufe in die Elbe und andere Gewässer gespült wird und sie verunreinigt.