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So gefährlich ist Propangas

Nach der Explosion in Görlitz sagen Experten, wo beim Umgang mit Propangas Gefahr lauert.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Daniela Pfeiffer

Verpuffung, Explosion, Brand – keiner kann bislang genau sagen, was am Sonntag zur Katastrophe in der Rauschwalder Straße 16 geführt hat. Eine Frage drängt sich nach diesem Unglück besonders auf: Kann das überall passieren? Was sollten Görlitzer, die Flüssiggas zum Heizen oder Kochen benutzen, beachten?

Zwar haben die meisten Görlitzer, die mit Gas hantieren, einen richtigen Gasanschluss im Haus und der Gebrauch von Propangasflaschen, wie er im Unglückshaus betrieben wurde, ist eher selten. Dafür nutzen in Görlitz aber viele Kleingärtner Propangas. Etliche sind Kunden bei Christian Sommer von der Bau- und Industrietechnik Sommer auf der Rauschwalder Straße 48 a, der auch Gasflaschen verkauft, kontrolliert, austauscht oder wieder auffüllt. „In den Sparten ist es weit verbreitet, mit Gas zu kochen, weil dort die elektrischen Anschlüsse nicht ausreichen, dass jeder noch einen Elektroherd anschließen kann“, sagt er. Auch so manche kleine Garage oder Werkstatt in der Stadt wird mit Gas beheizt. „Der Umgang mit Gasflaschen ist nicht gefährlicher als der mit Strom. Da würde auch niemand auf die Idee kommen, ein unisoliertes Kabel durch die Wohnung zu ziehen.“ Und doch staunt Christian Sommer immer wieder über den Leichtsinn mancher Leute. Da kommen welche mit DDR-Gasflasche, deren Schlauch völlig porös ist und gar nicht mehr dicht sein kann.

Oder man fährt mit seiner Gasflasche an eine polnische Tankstelle und lässt sie sich bis an den Rand mit Butangas füllen. Erst kürzlich kam jemand mit seiner 11- Kilogramm-Gasflasche fürs Wohnmobil, die er in Polen hatte füllen lassen und die angeblich undicht war. Sommer stellte fest, dass die Polen ganze 16 Kilogramm hineingefüllt hatten. So etwas ist dann tatsächlich gefährlich. Christian Sommer sagt warum: „In Deutschland werden Flaschen nur zu 85  Prozent gefüllt, den Rest nennen wir Gasphase. Das flüssige Gas braucht Platz, um sich ausdehnen zu können.“

Alles muss dicht sein – das ist das A und O beim Umgang mit Gas. Wer sich unsicher ist, kann den Fit-Test machen, rät Christian Sommer: Einfach ein wenig Fit-Wasser über die Flasche und wenn sich irgendwo Bläschen bilden, scheint dort eine undichte Stelle zu sein. Zusätzliche Sicherheit verschafft ein Druckminderer. Bei kleineren Flaschen, wie sie für den privaten Gebrauch üblich sind, ist er dabei. Bei 19- oder 33-Kilogramm-Flaschen, wie sie für gewerbliche Zwecke gern benutzt werden, muss er extra dran.

Über das Unglück, das sich am Sonntag auf derselben Straße ereignete, hat auch Christian Sommer sich so seine Gedanken gemacht. „Für eine Verpuffung braucht es ein explosives Gemisch. Gas plus ganz viel Luft. Aber nach einer Explosion sieht es den Fotos zufolge nicht aus.“ Die Brandursachenermittler arbeiten zurzeit noch an dem Fall. Eine Verpuffung im Kleinen hat selbst Christian Sommer schon erlebt, bei einem Heizgerät. Es sei nur eine kurze Flamme gewesen, aber sie hat ihm das Gesicht verbrannt – wenn auch nur oberflächlich. Mit einer weit verbreiteten Meinung will er aufräumen: Eine Gasflasche explodiert nicht. Das verhindert das Überdruckventil, das alle modernen Flaschen haben – die aus DDR-Zeiten aber nicht. „Selbst, wenn ein Brand entsteht und die Gasflasche mittendrin steht, verhindert dieses Ventil eine Explosion.“

Wenn es um Feuer geht, staunt auch Stefan Döring oft über den Leichtsinn mancher Menschen. Er ist Brandschutz-Experte beim Unternehmen Süd-Ost-Brandschutz – dem Nachfolger von Brandschutz Seidel in Weinhübel. Er mahnt unbedingt dazu, gerade beim Anzünden von Öfen und Kaminen immer dabei zu bleiben. Es kann ja passieren, das Feuer entzündet sich nicht gleich, vielleicht, weil das Holz zu feucht ist. Dann aber besteht die Gefahr, dass sich sehr viel Kohlenmonoxid bildet und es zur Verpuffung kommt. „Dann unbedingt mindestens fünf Minuten den Raum durchlüften und alles Rauchgas herauslassen, bevor das Feuer neu angezündet wird“, rät er.

Falsch würden sich viele verhalten, wenn das Essen auf dem Herd anbrennt. „Da hat mir sogar mal jemand erzählt, er hätte die Pfanne in Panik zum Fenster rausgeschmissen“, erzählt Döring. Völlig falsch, denn was, wenn unten gerade jemand vorbeigeht? Stattdessen soll die Pfanne mit einer Decke abgedeckt und mindestens eine Stunde stehengelassen werden. „Ja nicht gleich nachschauen! Beim Anheben der Decke können einem gleich die Flammen entgegenschlagen.“ Zu Rauchmelder oder Feuerlöscher könne er sowieso nur raten. Das werde zwar immer mehr nachgefragt, trotzdem findet Stefan Döring, dass es hier noch sehr viel Aufklärungsbedarf gibt.