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Siemens-Chef auf Kurzbesuch in Görlitz

Für eine Betriebsversammlung kam Joe Kaeser in die Neißestadt. Am Mittwoch standen die Vorzeichen ganz anders als beim letzten Mal.

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© nikolaischmidt.de

Von Tilo Berger

Dienstagabend dieser Woche, in einem Görlitzer Hotel. Joe Kaeser betritt den Fahrstuhl, in dem zwei Männer stehen. Auf einmal sagt einer der beiden: „Ach, unser Chef! Sie sind doch Herr Kaeser?!“ Natürlich kann der Siemens-Vorstandschef nicht alle rund 377 000 Mitarbeiter kennen, die weltweit in mehr als 200 Ländern arbeiten. Aber viele Mitarbeiter kennen und erkennen ihn – erst recht in Görlitz.

Als Joe Kaeser im Dezember 2017 das erste Mal in die Neißestadt kam, war die Stimmung denkbar schlecht. Gerade hatte der Konzern bekannt gegeben, sein Görlitzer Werk bis 2023 zu schließen. Doch in den Monaten danach stellte der Vorstand seine Pläne noch einmal auf den Prüfstand. Und beschloss, dem Görlitzer Werk eine Chance zu geben: Der Betrieb soll innerhalb des Konzerns das Leitwerk für den Bau von Industriedampfturbinen werden. Das heißt, Görlitz hat dann das Sagen über sieben weitere Siemens-Werke in aller Welt, die alle solche Turbinen bauen. „Eine große Verantwortung“, betonte Kaeser gestern erst auf einer Mitarbeiterversammlung und anschließend im Interview mit der SZ.

Sein zweiter Görlitz-Besuch binnen sieben Monaten stand unter gänzlich neuen Vorzeichen. Versuchte er seinerzeit zu erklären, dass die beabsichtigte Schließung keine Willkür des Unternehmens war, sondern betriebswirtschaftlich unvermeidbar schien, so ging es diesmal um den Fahrplan in die Zukunft. Kaeser stellte dabei klar, dass auf das Görlitzer Management wichtige Entscheidungen zukommen. Wie sich das Werk personell entwickeln wird, ob es Investitionen gibt, wie die künftige Struktur sein wird – stets verwies der Vorstandsvorsitzende auf die Entscheider vor Ort, vor allem auf Werkleiter Ronald Schmidt. Der Wettbewerb mit anderen Herstellern sei hart, sagte Kaeser wiederholt. Aber die Görlitzer Siemensianer seien engagiert und kompetent. „Da mache ich mir gar keine Sorgen“, erklärte der 61-Jährige, der am Mittwoch viele Fragen beantworten musste. Deshalb dauerte die Betriebsversammlung auch länger als geplant. Für die SZ nahm er sich anschließend dennoch über eine Stunde Zeit – mehr als vorgesehen.

Das Interview mit Joe Kaeser lesen Sie in den nächsten Tagen in der SZ.