Merken

Seltene Öfen gefunden

Die alten Überreste wurden bei Grabungen für die Gastrasse in Klipphausen entdeckt. Es gibt kaum vergleichbare Funde.

Teilen
Folgen

Von Stephan Hönigschmid

Klipphausen. Dort, wo russisches Erdgas bald durch riesige Rohre strömt, haben Archäologen jetzt einen spektakulären Fund gemacht. Auf einem Feldstück im Klipphausener Ortsteil Röhrsdorf (Kreis Meißen) entdeckten sie mehrere Töpferöfen aus der Spätbronzezeit. „Das ist schon etwas Besonderes. Vergleichbare Töpferöfen aus dieser Zeit sind in Deutschland bisher kaum gefunden worden“, sagt Grabungsleiter Matthias Conrad. Die zwei Öfen sind einen und 1,50 Meter lang. Sie können aufgrund der verfärbten Erde genau geortet werden.

Obwohl die Bronzezeit (etwa 1 200 bis 800 v. Chr.) schon lange her ist, sind die Spuren des 800 Grad heißen Töpferofens noch immer zu sehen. „Wir erkennen das daran, dass der Lößboden an dieser Stelle sehr dunkel ist“, sagt Conrad, der mit dem zweiten Grabungsleiter Christopher Priske sowie acht weiteren Kollegen entlang der geplanten Eugal-Trasse (European Gas Pipeline Link) im Einsatz ist.

Derartige Grabungen sind vor Beginn des Bauvorhabens gesetzlich vorgeschrieben. Weil das Verursacherprinzip gilt, müssen die Kosten laut sächsischem Landesamt für Archäologie vollständig von der Firma Gascade übernommen werden, die die Trasse baut. Der Steuerzahler zahlt nichts.

Dass in dem Gebiet so einiges unter der Erde liegt, ist bereits länger bekannt. So gab es schon vor zehn Jahren Ausgrabungen, als die Opal-Pipeline verlegt wurde. Auch damals stießen Experten auf Überreste aus der Bronzezeit. Dennoch gibt es einen entscheidenden Unterschied. Diesmal ist alles noch einmal wesentlich größer. „Wir schließen an die alten Grabungen an. Vor zehn Jahren haben wir auf einer Länge von 60 Metern ausgegraben. Diesmal sind es 250 Meter.“ Insgesamt untersuche man am Rande des Röhrsdorfer Gewerbegebietes eine Fläche von 5 000 Quadratmetern, so Conrad. Tätig werden dürften sie dort, wo demnächst die Bauarbeiten losgingen. „Obwohl es vielleicht interessant wäre, auch rechts und links der Strecke zu graben, dürfen wir das nicht, weil dort nichts gefährdet ist“, sagt die Sprecherin des Landesamtes für Archäologie, Cornelia Rupp.

Jede Menge Arbeit ist es trotzdem. In Fünfzentimeter-Schritten tragen die Archäologen zunächst eine Erdschicht nach der anderen ab – alles in allem 40 Zentimeter. Dabei gilt: Je kleinteiliger es wird, desto kleiner wird auch das Werkzeug. Während am Anfang noch ein Bagger im Einsatz ist, knien die Mitarbeiter später auf dem Acker und tragen teilweise nur mit einer Maurerkelle und einem Pinsel ganz zart und behutsam die verschiedenen Erdschichten ab. Und das bei Wind und Wetter.