Berlin - Der Deutschen Presse-Agentur dpa sagte er, es gebe auch heute noch einzelne Geistliche, die Gebet und Beichte empfehlen, anstatt Menschen mit pädophilen Neigungen psychologisch zu beraten. „Eine tiefgehende Störung lässt sich aber nicht einfach wegbeten“, sagte der Seelsorger.
Schon in der Ausbildung junger Geistlicher müsse die Kirche künftig besser auswählen, wer für den Kirchendienst geeignet ist, forderte er. Geistliche seien zwar nicht häufiger pädophil als andere, sie gehörten aber zu einer gefährdeten Berufsgruppe wie alle, die mit Kindern arbeiteten: „Pädophilie beginnt in der Pubertät mit Fantasien. Die Jugend ist auch die Phase der Berufswahl. In dieser Zeit suchen sich betroffene Personen Tätigkeiten, bei denen sie an ihre Opfer herankommen können“, sagte Bernhard.
Noch sei kein pädophiler Geistlicher von sich aus an Bernhard herangetreten. Meistens brächen die Opfer das Schweigen. Das Vorgehen der Bistümer sei aber rigoros: „Wenn klar wird, dass jemand unter einem inneren Druck steht, wird er aus dem Dienst herausgenommen. Früher hat man den Fehler gemacht, dass man diejenigen versetzt hat. Dann kann es immer weitergehen.“ Die Kirche habe aber dazugelernt: „Wie der Fall Canisius zeigt, gehen die Bistümer heute offensiver mit Missbrauchsfällen um.“ Sollte ein Täter in seinem Bistum vor einer Selbstanzeige zurückschrecken, würde Bernhard selbst den Vorfall melden. Häufig verdrängten Pädophile ihre Neigung aber sogar vor sich selbst: Das gehe so weit, dass sich manche Täter gar nicht mehr an ihre Verbrechen erinnern könnten. (dpa)