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Schwimmen weiter in Kamenz?

Der Landkreis will die Halle in Kamenz an die Stadt abgeben. Um Geld zu sparen. Das könnten auch die Rödertal-Orte.

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© Matthias Schumann

Von Reiner Hanke, Frank Oehl, Jens Fritzsche, Nadine Steinmann und Thomas Drendel

Die Bus-Touren der Grundschüler aus Radeberg und Umgebung Richtung Kamenz könnten demnächst ein Ende haben. Die Fahrten zum Schwimmunterricht in die Schwimmhalle Kamenz nämlich. Die gehört dem Landkreis, der will sie aber an die Stadt Kamenz abgeben. Und auch die den Städten und Gemeinden im Gebiet des alten Kreises Kamenz sozusagen ans Herz gelegte Nutzung der Kamenzer Schwimmhalle für den Schwimmunterricht gilt demnächst deshalb nicht mehr.

Radebergs Grundschüler könnten demnächst ihren Schwimmunterricht in der neuen Schwimmhalle in Dresden-Bühlau absolvieren. Wenn die Konditionen stimmen –und vor allem, wenn Platz für die Radeberger ist.
Radebergs Grundschüler könnten demnächst ihren Schwimmunterricht in der neuen Schwimmhalle in Dresden-Bühlau absolvieren. Wenn die Konditionen stimmen –und vor allem, wenn Platz für die Radeberger ist. © André Wirsig

Schauen sich zum Beispiel die Rödertal-Kommunen nun nach anderen Möglichkeiten für den Schwimmunterricht um? Und steht die Halle in Kamenz dann sogar komplett vorm Aus? Immerhin macht das Schulschwimmen 25 Prozent der Hallennutzung aus. Das sind die Fragen, die sich derzeit stellen. Der Kreis betont zwar, es sei sein Ziel die Halle zu erhalten. Doch wie erwähnt lässt er keinen Zweifel daran, dass er das künftig nicht mehr selbst tun will. Die Schwimmhalle sei eine freiwillige Aufgabe, also kein Muss für einen Landkreis. Diese freiwillige Aufgabe sei vertraglich nur noch bis Juni des kommenden Jahres so festgeschrieben. Danach fehle dem Kreis die Handlungsgrundlage, die Halle weiterzuführen.

Die könnte er natürlich herbeiführen. Aber: „Das ist nicht geplant“, heißt es aus dem Landratsamt dazu. „Alle anderen Schwimmhallen des Landkreises befinden sich in Verantwortung der Städte und Gemeinden des Landkreises oder deren Unternehmen oder Zweckverbänden“, so Kreissprecherin Frances Lein. Deshalb sehe der Kreis die Verantwortung bei der Stadt Kamenz als Mittelzentrum. So habe der Kreis der Stadt ein Kaufangebot unterbreitet. Eine Antwort liege noch nicht vor. Im Landratsamt ist man aber davon überzeugt, „dass wir mit den zuständigen Partnern eine Lösung finden“. So schreibt die Sprecherin: „Wir können uns vorstellen, auch die Gemeinden einzubeziehen, deren Grundschulen die Halle für den Schulschwimmunterricht nutzen.“ Das sind etliche im Raum Kamenz. Wie eine mögliche Partnerschaft aussehen könnte, sei zum jetzigen Zeitpunkt noch offen.

Radeberg prüft Alternative Bühlau

Ob Kamenzer demnächst auf die Radeberger Schulkinder verzichten müssen, ist noch offen. Aber nicht ausgeschlossen. „Eine wirkliche Verpflichtung hat es ja nicht gegeben, unsere Schüler nach Kamenz zu bringen“, sagt Radebergs OB Gerhard Lemm (SPD). „Allerdings müssen wir ja als Stadt eventuelle Verluste des Kreises über die Kreisumlage mit ausgleichen, sodass wir unsere Kinder in den vergangenen Jahren tatsächlich in die Halle nach Kamenz geschickt haben“, fügt das Stadtoberhaupt an.

Allein die Buskosten betrugen dabei rund 27 000 Euro für die beiden Radeberger Grundschulen und die Schulen in Liegau-Augustusbad und Ullersdorf. „Da lohnt es sich natürlich tatsächlich nachzudenken, ob man die Buskosten sparen kann“, ist Lemm überzeugt. Allerdings müsse nun zunächst abgewartet werden, wie sich die Konditionen der Hallennutzung in Kamenz entwickeln, „denn es kommen ja zu den Buskosten auch noch die Nutzungsgebühren hinzu“. Radeberg habe bereits vor einiger Zeit an der Schwimmhalle im nahen Dresden-Bühlau nachgefragt, „aber da waren für das aktuelle Jahr keine Zeiten mehr frei“, macht der OB deutlich. Und stellt auch klar, „dass wir nun natürlich noch einmal nachfragen“. Denn abgesehen von den Kosten, müsse ja auch die Zeit ins Blickfeld rücken, die die Schüler für den Weg brauchen. Auch da wäre Bühlau natürlich ein echter Vorteil.

Ottendorfs Grundschüler – einschließlich der Ortsteile Hermsdorf und Medingen – absolvieren schon jetzt ihren Schwimm- unterricht nicht in Kamenz, sondern in der Schwimmhalle in Dresden-Klotzsche. „Das wird auch so bleiben“, sagt Ottendorfs Hauptamtsleiter Udo Rößler.

Wachau bleibt vorerst bei Kamenz

Vorerst weiterhin können die Kamenzer wohl auf die Schüler der beiden Grundschulen aus Leppersdorf und aus Wachau rechnen. Denn nach Angaben von Wachaus Bürgermeister Veit Künzelmann (CDU) wird am Schwimmunterricht in Kamenz auch ein Betreiberwechsel der dortigen Halle nichts ändern. Von einer stärkeren Beteiligung an den Kosten will der Bürgermeister allerdings nichts wissen. „Gebühren und Fahrtkosten summieren sich schon jetzt auf eine erhebliche Summe im Jahr“, sagt er. Noch nichts entschieden ist derweil in Arnsdorf, sagt Hauptamtsleiterin Angela Bendix: „Zunächst werden wir noch einmal ausführlich mit der Grundschule sprechen.“

Gespräche hat es hingegen bereits zwischen Kamenz und Großröhrsdorf gegeben, wie die Großröhrsdorfer Bürgermeisterin Kerstin Ternes bestätigt. Bisher sei aber keine Lösung gefunden worden. Großröhrsdorf sieht eine finanzielle Beteiligung über den Schwimmunterricht hinaus allerdings äußerst kritisch. Schon jetzt belasten Großröhrsdorf vor allem die hohen Fahrtkosten für die Kinder – um die 10 000 Euro im Jahr sind es, die die Stadt durchaus auch anders verwenden könnte. Den Schwimm- unterricht würde Großröhrsdorf am liebsten im eigenen Freibad in der Massenei organisieren.

Schwimmhalle für das Umland von Bedeutung

Der Kamenzer OB Roland Dantz ist von der Entwicklung natürlich alles andere als begeistert: „Die Schwimmhalle war für das Umland der Stadt immer von Bedeutung. Das hatte wohl auch der Altkreis Kamenz so gesehen, und daran hat sich auch nichts geändert.“ Der OB bestätigt, dass ein Übernahmeangebot des Kreises vorliegt. „Das wird selbstverständlich geprüft und am Ende von den Stadträten zu bewerten sein.“ Dantz hält aber eine Kooperation jener mehr als 30 Städte und Gemeinden, die ihre Kinder zum Schwimmunterricht nach Kamenz schicken, für machbar. Aber wie erwähnt, die Gespräche dazu sind erst am Anfang.

Gut ausgelastet sei die Halle nach Angaben des Kreises mit über 35 000 Besuchern im Jahr – ohne den Vereinssport und die Schulklassen. Ein Zuschussgeschäft bleibe die Halle dennoch. Ungefähr 550 000 Euro bringt der Kreis im Jahr für das Hallenbad auf. Der Zuschuss aus der Kreiskasse liegt bei 237 000 Euro. Der Rest wird durch Einnahmen gedeckt. Allein 60 Prozent der Nutzer sind Freizeitschwimmer.