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Schwerter braut und baut

Die Meißner Brauerei und Oppacher expandieren, kennen aber auch ihre Grenzen.

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© Claudia Hübschmann

Von Peter Anderson

Meißen. Und das soll jemals alle werden? Der Inhaber der Privatbrauerei Schwerter Meißen Eric Schäffer steht am Fuß eines hohen Turmes aus Bierkisten. Nur wenige Meter entfernt strebt ein nächster Würfel zur Decke der riesigen Lagerhalle im Meißner Gewerbegebiet Ost. Wie eine Spielzeuglandschaft mit Burgen aus übergroßen Plaste-Bausteinen nimmt sich der Anblick aus. Seit Mitte vergangenen Jahres ist das Logistikzentrum mit einer Fläche von 3 000 Quadratmetern fertig und in Betrieb. Rund 1,5 Millionen Kunden im Großraum Dresden werden von hier aus versorgt.

„Derzeit schlagen wir den Bestand der Halle ungefähr dreimal pro Woche um“, sagt Eric Schäffer. Das heißt, bei jedem Umschlag gehen fast alle Kisten und Fässer raus, neue Ware kommt ungefähr im gleichen Umfang herein. Sowohl die Privatbrauerei Schwerter Meißen als auch die Schwesterfirma Oppacher Mineralquellen befinden sich auf dem Vormarsch.

Schäffer greift in einen nahestehenden Oppacher-Kasten und zieht eine charaktervoll gewölbte Flasche heraus. „Unser neustes Produkt. Wird sehr gut angenommen“, sagt er. Der Rhabarber mit Direktsaft und ohne künstliche Aromen sowie Farbstoffe trifft den Geschmack der Kunden. Dazu kommt die wertige Flasche im Retro-Look. Das frische Früchtchen steht für ein gemeinsames Erfolgsrezept alkoholischer und nicht-alkoholischer Getränke. Der Markt geht schon seit mehreren Jahren weg vom deutschlandweit erhältlichen Standard-Geschmack hin zu regionalen Spezialitäten. Dem tragen Oppacher und die Schwerter-Brauerei Rechnung.

Über die Straße hinweg geht es von der Halle in die, nur einen Katzensprung entfernte Brauereigaststätte. In einer fast schon gläsernen Produktion entstehen in dem Gebäude sieben ganzjährige und drei saisonale Sorten. Seitdem Schäffer Sachsens älteste Privatbrauerei 2009 aus der dreijährigen Phase der Insolvenz erlöste, konnte der Betrieb den Absatz verdreifachen. Somit dürfte der jährliche Ausstoß mittlerweile zwischen 30 000 und 35 000 Hektolitern liegen. Daraus resultiert eine ständige Bautätigkeit. 2010 wurde das Schankhaus am Meißner Markt eröffnet. Das Jahr darauf entstand ein neuer Filterkeller in Zaschendorf. Die Gär- und Lagertankhalle wurde erweitert, die Schrotmühle neu aufgebaut. Stillstand ist nicht absehbar. Dieses Jahr soll Geld in eine neue Abfüllanlage für Fässer in Meißen fließen. Dieser Arbeitsgang lässt sich künftig für die Angestellten rückenschonender erledigen. Um die Abläufe im Sudhaus zu optimieren, soll ein Anbau erfolgen. Daran plant derzeit der Architekt.

Die stetige Investition in Qualität zahlt sich aus. Die kleine und feine Brauerei konnte mit ihrem Kellerbier dieses Jahr eine Silber-Auszeichnung bei Meininger’s International Craft-Beer-Award gewinnen. Braumeister Bernd Heitmann holte sich den Preis persönlich bei dem Traditionsverlag in Neustadt an der Weinstraße ab. Rund 1 000 Biere aus aller Welt kamen bei der Testreihe auf den Prüfstand. Vergangenes Jahr konnten die Saisonbiere Maibock und Elbsommer Gold einheimsen.

Bei aller Freude über Medaillen und Beliebtheit: Eric Schäffer hebt beschwichtigend beide Hände, wie um eine Versuchung abzuwehren. Der Schuster soll bei seinen Leisten bleiben, der Brauerei-Chef in seiner Region. Eine Anfrage aus Berlin habe er bereits freundlich absagen müssen. Mittlerweile gebe es sogar Interessenten, welche sich aus Fernost meldeten.

Schwerter bleibe ein Familien-Unternehmen, das langsam wachse, um über Generationen Bestand zu haben, sagt Eric Schäffer. Die Heimat bildet der Großraum Dresden mit der Lausitz. Hier gibt es noch ausreichend Potenzial, um weiter zu expandieren. Am besten gelingt dies, wenn Oppacher und Meißner Bier Hand in Hand gehen. Schon in wenigen Tagen könnte es dazu eine nächste Neuigkeit zu verkünden geben.