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Schwere Zeiten fürs Seifenwerk

Die Kappus-Gruppe ist zahlungsunfähig – und die Zukunft der 85 Mitarbeiter in Riesa ungewiss.

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© Lutz Weidler

Von Antje Steglich

Riesa. Die Kappus-Gruppe hat am vergangenen Freitag einen Insolvenzantrag für all ihre Unternehmen beim Amtsgericht in Offenbach am Main gestellt. Das teilte die Unternehmensleitung am Montag mit. Betroffen sind neben dem Hauptstandort in Offenbach auch die drei Seifenwerke in Riesa, im nordrhein-westfälischen Krefeld und im baden-württembergischen Heitersheim. Ziel ist es, möglichst viele der vier Standorte mit insgesamt etwa 350 Arbeitsplätzen zu erhalten, sagt Rechtsanwalt Thomas Müller von der Mentor Societät AG. Konkrete Aussagen zur Zukunft des Riesaer Standortes konnte er jedoch noch nicht machen. Zurzeit werde der Sanierungsplan erstellt. Man warte auf die Eröffnung des Insolvenzverfahrens durch das Amtsgericht.

Wunsch der Kappus-Gruppe ist es, sich in Eigenverantwortung zu sanieren. Deshalb hat sich das Unternehmen bereits die Mentor-Societät – eine Insolvenz- und Sanierungs-Kanzlei – ins Boot geholt und deren Vorstandsvorsitzende Silvia Lackenbauer zur neuen Geschäftsführerin berufen. Gemeinsam wolle man „die nachhaltige Sanierung der Gruppe sowohl im Interesse der Belegschaft, Kunden und Lieferanten als auch der übrigen Gläubiger erfolgreich abschließen.“ Diesem sogenannten Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung muss das Amtsgericht Offenbach allerdings erst noch zustimmen, die Entscheidung dazu soll noch in dieser Woche fallen. Vorteil für Kappus wäre, dass die Geschäftsführung in diesem Fall selbst das Insolvenzverfahren unter Aufsicht durchführen könnte.

Im Riesaer Seifenwerk seien die 85 Mitarbeiter bereits über die aktuelle Situation informiert worden, weitere Gespräche sollen folgen. Der Betrieb soll zunächst in vollem Umfang fortgeführt werden, kündigt Thomas Müller an.

Kappus hatte das Riesaer Werk 1992 übernommen, jährlich werden dort 10 000 Tonnen Fest- und 700 Tonnen Flüssigseife hergestellt. Zu DDR-Zeiten galt der Standort mit seinen damals noch bis zu 480 Mitarbeitern und einer Jahresproduktion von bis zu 25 000 Tonnen als das größte Seifenwerk im Osten Deutschlands. Heute ist die Kappus-Gruppe nach eigenen Angaben sogar der größte Seifenhersteller in ganz Westeuropa. „Doch das Seifengeschäft ist ein schwieriges Geschäft“, sagt Thomas Müller.

Bereits in den vergangenen Jahren seien die Gewinnmargen sehr gering gewesen, so der Rechtsanwalt. Schuld daran sei nicht nur die sinkende Nachfrage nach Seifenprodukten und eine zunehmende Konzentration des Einzelhandels. Auch sehe sich das Unternehmen einer verschärften globalen Konkurrenzsituation ausgesetzt, „vor allem aus Niedriglohnländern wie Polen, der Türkei und Griechenland.“ Konkrete Zahlen etwa zu Umsatz gab das Unternehmen allerdings nicht bekannt.

Kappus ist ein Familienunternehmen, das 1848 gegründet wurde. Derzeit wird es in der fünften Generation geführt. Nach der Übernahme des Riesaer Werkes Anfang der 1990er kaufte Kappus im Jahr 2005 auch das Dreiring-Werk in Krefeld mit etwa 130 Mitarbeitern sowie 2016 die Hirtler-Seifen in Heitersheim mit etwa 80 Mitarbeitern. In diesen drei Werken wird die Seife produziert, in Offenbach erfolgt lediglich noch die Veredelung. Dort sind 65 Mitarbeiter tätig – seit 2017 allerdings nicht mehr in der Innenstadt, sondern an einem neuen Standort im Industriegebiet Waldhof.

Die Kappus-Produkte werden weltweit an Großkunden und Endverbraucher vertrieben. Riesaer Produkte, zum Beispiel Duschgels und Flüssigseife, finden sich nicht nur auf dem deutschen Markt wieder, sondern auch in Frankreich, Italien und den Benelux-Staaten.