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Schwere Zeiten für Pilzsammler

Experten rechnen in diesem Jahr mit einer mageren Ausbeute. Ein bisschen Hoffnung gibt es aber noch.

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© Uwe Soeder

Von Marleen Hollenbach

Bautzen. Ob wir heute etwas finden? Rosemarie Kießling ist skeptisch. „Ich kann nichts versprechen“, sagt sie. Bis nach Neudorf ist die Pilzberaterin aus Bautzen gefahren. Dort, in einem kleinen Waldstück unweit der Spree versucht sie ihr Glück. Langsam, den Blick nach unten gerichtet, begibt sie sich auf die Suche. Trockene Äste knacken unter ihren Turnschuhen, Laub raschelt. Plötzlich hält sie an. Dort, an der Weggabelung hat sie etwas entdeckt.

Pilzsammler haben es in diesem Jahr schwer. So lautet die übereinstimmende Meinung der Experten. Von seiner vergeblichen Suche berichte Frank Sickert, ein Pilzberater aus Cunewalde. Sein Kollege aus Görlitz beschreibt die Situation noch ein wenig drastischer. Nach diesem Sommer gibt es keinen einzigen Pilz, meint Steffen Hoeflich. Schuld daran sei die Trockenheit, erklären die Experten. Seit April hat es kaum geregnet. Die Rechnung ist einfach: Ohne Feuchtigkeit keine Pilze.

Zurück zu Rosemarie Kießling nach Neudorf. Nur drei Minuten hat sie gebraucht, um die These, es gebe keine Pilze im Wald, zu wiederlegen. Mit dem Messer schneidet sie ihren Fund ab, nimmt ihn vorsichtig in die Hand. „Ist das ein schöner Pilz“, freut sie sich. Aber was ist es für einer? Auch dem ungeübten Auge fallen sofort die Lamellen auf. Rosemarie Kießling sieht noch viel mehr. Schon die Art und Weise, wie der Stiel zerbricht, ist für sie ein Indiz. Mit dem Geruch des Pilzes geht es weiter. „Man darf nicht zu hastig einatmen“, verrät sie und schwenkt den Pilz vor ihrer Nase hin und her. „Das ist ein Schüppling“ erklärt sie dann und packt ihn ein.

Jetzt, im September, kommen eigentlich die Pilzsammler zu der Bautzenerin, fragen danach, was da in den Körben gelandet ist. Doch in diesem Jahr hat Rosemarie Kießling nur einmal Besuch gehabt. Ein Mann brachte einen Champignon vorbei, den er auf seinem Grundstück gefunden hatte. „Es ist wirklich kein gutes Pilzjahr“, sagt die Expertin. Ihr Schüppling landet zwar in ihrem Korb. Aber nur, damit sie ihn zu Hause unter dem Mikroskop genauer untersuchen kann. Für die leckere Pilzpfanne ist er nicht geeignet.

Weiter geht die Suche. An einer Straße, die das Waldstück teilt, bleibt die Expertin erneut stehen. Dort, am Straßenrand, hat sie etwas entdeckt. Diesmal ist die Lage eindeutig. Ein flüchtiger Blick genügt. „Das ist ein Pantherpilz, der ist sehr giftig“, sagt sie. An den weißen Punkten hat sie ihn erkannt. Wieder nichts für die Pfanne. Für Rosemarie Kießling ist das kein Grund, enttäuscht zu sein. Ihr geht es nicht in erster Linie darum, Speisepilze zu finden. Ihr Interesse gilt allein der Bestimmung.

Doch was ist mit den normalen Pilzsammlern. Lohnt es sich für sie gar nicht, in den Wald zu gehen? Eckart Klett, Pilzberater aus dem Radeberger Ortsteil Liegau hat dazu seine eigene Meinung. „Man muss die richtigen Stellen kennen“, sagt er. Um Pilze zu finden, fährt er bis nach Altenberg. In den Wäldern vor seiner Haustür hat er kein Glück. „Noch nicht“, so der Experte. Die Saison habe noch nicht richtig begonnen, meint er. Weil bisher Wasser im Erdboden fehlte, konnten die für diese Zeit typischen Pilze nicht wachsen. Pfifferlinge, Steinpilze, Maronen, Birkenpilze – zählt er auf. Das heißt aber nicht, dass sich diese Pilze gar nicht mehr zeigen. Wenn es in den nächsten Tagen ordentlich regnet, werden sich die Pilzkörbe füllen.