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Schweizer Firma wird sächsisch

Thomas Liebisch hat ein Isolierunternehmen gekauft – der Wachstumsfonds Mittelstand hat mit Kapital geholfen.

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© Andreas Weihs

Von Udo Lemke

Klipphausen. Einer der Arbeiter kantet ein Blech, ein andere biegt es an einer Maschine, sodass es eine leichte Rundung bekommt. In großen Wandregalen lagern Rollen mit Blechen aus Aluminium, Edelstahl und verzinktem Feinblech – und über allem schwebt das silbergraue Modell eines Zeppelins unter dem Hallendach. Hier entstehen Ummantelungen für Brandschutz-, Kälte-, Schallschutz- und Wärme-Isolierungen. Etwa für Rohre von Klimaanlagen, die in Gebäuden verlegt sind.

Die Türen der Werkhalle stehen offen, ein ganz normaler Morgen bei der Firma TL Concept GmbH im Gewerbegebiet Klipphausen, direkt an der Autobahn. Aber ganz so normal ist dieser Tag dann doch nicht. Denn der Geschäftsführer Thomas Liebisch – dafür steht TL im Firmennamen – macht bekannt, dass er das Unternehmen, das bislang auf den Namen Novisol GmbH gehört hat, aus dem Schweizer Mutterkonzern herausgekauft hat. „Ich habe mir vor einem Jahr gesagt, dass ich mich selbstständig machen will.“

Der Grund? Thomas Liebisch wollte mit der Firma, die er von Anfang an, also seit elf Jahren führt, nicht weiter Teil eines Konzerns sein, der aus 180 Firmen besteht. Es war ihm zu unsicher, weiter aus der Ferne von Managern geleitet zu werden, die die Firma nur bedingt kennen können. Da kann man schnell mal verkauft werden, also hat er die Firma lieber selbst gekauft. Außerdem: „Wir zahlen jetzt hier in Sachsen Steuern.“

Die Gebäudeausrüster

Die TL Concept GmbH ist in diesem Jahr aus der Schweizer Novisol GmbH entstanden.

Die Geschäftsfelder sind Isolierungs-, Brandschutz- und Lüftungsarbeiten im Bundesgebiet und Europa.

Die Belegschaft umfasst 100 eigene Mitarbeiter und 40 in Subunternehmen, für 2019 wird ein Umsatz von zwölf Millionen Euro angepeilt.

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Von Anfang an, konnte sich Thomas Liebisch auf starke Partner vor Ort, wie die Dresdner Steuerberatungsgesellschaft Avericon, verlassen: „Ihr bin ich wirklich zu Dank verpflichtet.“ TL Concept beschäftigt derzeit etwa 100 eigene Mitarbeiter und noch einmal 40 in Subunternehmen, erklärt der Geschäftsführer. Niederlassungen gibt es in Jena und Berlin, und die Monteure der Firma sind mit ihren etwa 50 Fahrzeugen nicht nur in Deutschland unterwegs, sondern waren auch schon in Belgien, Frankreich, Russland und der Schweiz, um nur einige Länder zu nennen.

Insgesamt wurden fünf Millionen Euro investiert, um die Firma vom Schweizer Mutterkonzern zu kaufen. Neben eigenen Anteilen von Thomas Liebisch kam hier der Wachstumsfonds Mittelstand Sachsen zum Zuge. Er besteht aus den drei Sparkassenbeteiligungsgesellschaften in Dresden, Chemnitz und Leipzig und der Zentrale in der Messestadt und soll hiesigen Unternehmen helfen, benötigtes Kapital zu bekommen.

Das erklärt Christian Müller von der SIB Innovations- und Beteiligungsgesellschaft, die zur Ostsächsischen Sparkasse Dresden gehört. Der Mittelstandsfonds verfügt über insgesamt 75 Millionen Euro, die vom Freistaat und den Sparkassen kommen, erklärt Christian Müller und will vor allem wachstumsstarke Firmen unterstützen. Dazu zählt Geschäftsführer Thomas Liebisch die TL Concept.

Sie sei eines der führenden Unternehmen der Isolationsbranche in Sachsen: „Wir setzen auf solides Wachstum in den nächsten Jahren, um unseren Marktanteil in Sachsen und Deutschland weiter auszubauen. Die Zeichen dafür stehen günstig.“ Die Isolationsbranche profitiert nicht nur vom starken Wachstum des Baugewerbes, sondern auch von neuen Anforderungen bei der Ausrüstung von Gebäuden, etwa was die steigenden Anforderungen an ihre Energieeffizienz betrifft. „Dadurch stehen wir einem stetig steigenden Bedarf an Brandschutz- und Lüftungsanlagen-Isolierungen gegenüber.“

Thomas Liebisch ist sich bewusst, dass er mit der Ausgründung seiner Firma aus dem Schweizer Mutterkonzern ins wirtschaftliche Risiko geht. Allerdings kann er bei diesem Schritt auf ein festes Hinterland vertrauen: „Das sind meine Frau und meine Familie und meine Mitarbeiter. Ich bin richtig stolz auf die Jungs.“