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Schulsozialarbeiter für 22 Oberschulen

Lisa Warlich arbeitet an der Rauschwalder Schule. Junge Menschen mit ihrem Beruf sind gerade sehr gefragt.

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© Pawel Sosnowski/pawelsosnowski.c

Von Susanne Sodan

Landkreis Görlitz. Lisa Warlich ist schon bei der Ferienplanung – der dienstlichen. Auch wenn sie an einer Schule arbeitet, in ihrem Beruf ist sie auch dann im Dienst, wenn die Schüler Urlaub haben. Für die Oberschule Rauschwalde arbeitet sie als Schulsozialarbeiterin. Eines der Ferienangebote, das sie für die Schüler gerade plant, ist der Girlsday, ein Tag, an dem es um die Mädchen geht, ihre Interessen, ihre Fragen. Auch eine Sexualpädagogin ist für den Tag mit an Bord. Für das kommende Schuljahr gibt es auch schon Ideen. Wenn es klappt, könnte es eine AG „Fitness und Gesundheit“ geben.

Lisa Warlich hat in Görlitz das Fach Soziale Arbeit studiert, ging damit in die Schulsozialarbeit. Und sie ist in der Oberlausitz geblieben. Das hat zum einen private Gründe, zum anderen habe sie hier auch gemerkt, dass sie gebraucht wird, erzählt sie. Recht hat sie. Derzeit werden Schulsozialpädagogen verstärkt gebraucht. Denn ab kommenden Schuljahr soll es sachsenweit an jeder staatlichen Oberschule mindestens eine Vollzeitstelle in der Schulsozialarbeit geben. Der Landkreis Görlitz hat 22 öffentliche Oberschulen. Hat er auch genügend Schulsozialarbeiter? Martina Weber, Dezernentin des Jugendamtes, hat die Liste der Oberschulen vor sich. „Hinter jeder steht ein Häkchen“, sagt sie. Das sei schon für den Förderantrag zu klären gewesen.

Den größten Teil der Kosten für die Schulsozialarbeiter an den Oberschulen übernimmt der Freistaat, alle Personalkosten und 80 Prozent der Sachkosten. Die restlichen 20 Prozent übernehmen die Träger der Schulen, also meistens die Kommunen. Martina Weber geht davon aus, dass das für die Schulträger kleine Posten bleiben werden. Für die Organisation der neuen Regelung sind die Kreise zuständig. Sie haben auch den Förderantrag für alle Oberschulen gesammelt an den Freistaat abgeschickt. Der des Landkreises Görlitz ging pünktlich Ende Mai raus. Für die Gymnasien, Grund- und Förderschulen gilt bei der Schulsozialarbeit übrigens weiter die bisherige Förderung: Vom Freistaat übernommen werden 80 Prozent der Gesamtkosten, 20 Prozent übernimmt der Schulträger.

Der Landkreis Görlitz wiederum arbeitet in der Jugendhilfe mit verschiedenen Vereinen zusammen, die Aufgaben der Jugendarbeit übernehmen, darunter auch die Schulsozialarbeit. Lisa Warlich beispielsweise ist also nicht an der Rauschwalder Oberschule angestellt, sondern kommt vom Internationalen Bund in Hirschfelde. Ein anderer solcher Träger der Jugendarbeit ist der Jugendring Oberlausitz in Niesky. Hier sind fünf Schulsozialarbeiter angestellt: für die Grundschule sowie die Oberschule Reichenbach, die Förderschule Niesky, die Oberschule Schleife und mit dem neuen Schuljahr die Krauschwitzer Oberschule.

In Krauschwitz also kommt ein Schulsozialarbeiter neu dazu, viele andere Schulen haben schon länger einen, auch die Oberschule Rauschwalde. Lisa Warlich ist zwar erst seit Kurzem da, Schulsozialarbeiter-Erfahrung hat Schulleiterin Winnie Scholz-Kunitz aber schon seit rund zwei Jahren. „Es sind nur gute Erfahrungen. Ich kann nur loben“, sagt sie. Lisa Warlich führt mit den Schülern präventive Projekte durch, „beispielsweise zu Lernstrategien“, erzählt sie. Klassenklima sei immer ein wichtiges Thema, auch Mobbing. Sie ist Gesprächspartner, wenn ein Schüler Probleme hat. Gemeinsam mit den Schülern, Eltern, Lehrern sucht sie nach Lösungen. „Es ist ein sehr beliebtes Berufsfeld“, erzählt Lisa Warlich. Sie ist froh, diese Richtung eingeschlagen zu haben. Auch wenn die Arbeit nicht immer einfach ist. Denn zu ihren Aufgaben gehört zum Beispiel auch die Krisenintervention. Insgesamt gibt es im Kreis 44 Projekte dieser Art, die Schulsozialarbeiter an den 22 Oberschulen mit eingerechnet. Sachsenweit gibt es entsprechende Projekte an 418 Schulen mit 363 Vollzeitstellen. Künftig sollen es fast 700 Schulen sein. Ob dafür genügend Personal da ist, die Frage wurde schon von verschiedenen Richtungen gestellt.

Der Kreis Görlitz sitzt dabei an der Quelle. Oder besser, die Quelle – der Studiengang Soziale Arbeit – sitzt in Görlitz. Dass das Fach äußerst beliebt ist, kann Dietmar Rößler, Studienberater an der Hochschule, bestätigen. Er warb erst am Wochenende auf der Löbauer Messe Insidertreff für die Hochschule. 90 Plätze gibt es für das Fach Soziale Arbeit, erzählt er. Genaue Zahlen hatte er nicht vorliegen, für das kommende Semester gebe es aber schon wieder über hundert Bewerbungen, 300 bis 400 könnten es bestimmt noch werden. Sozialberufe, damit kann jeder etwas anfangen. Es ist ein Berufsfeld, das jungen Leuten, die vor der Berufswahl stehen, über Medien und aus dem Alltag präsent ist, anders als mancher Beruf im technischen Bereich. Gerade Görlitz sei auch deshalb beliebt, weil der Studiengang sehr praxisorientiert ist, erzählt Lisa Warlich.

So beliebt und gut das Studium sein mag, ein Großteil der Absolventen geht danach aber wieder weg. Rolf Adam kann das keinem verübeln. „Die jungen Menschen wollen noch was erleben“, sagt er. Viele zieht es dafür eher in Großstädte. Abgesehen vom Freizeitangebot seien dort häufig auch die beruflichen Strukturen gefestigter, die Finanzierung sicherer, teils auch die Gehälter höher. Insgesamt sei Personal für die Jugendarbeit längst nicht mehr leicht zu finden, sagt Rolf Adam.