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Schüler erforschen Hohnsteiner KZ-Geschichte

Im Rathaus wird eine neue Ausstellung gezeigt. Da geht es auch um bisher kaum bekannte Fakten und Namen.

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© Dirk Zschiedrich

Von Anja Weber

Hohnstein. Im Foyer des Hohnsteiner Rathaus wird derzeit eine neue Ausstellung gezeigt. Auf 20 Tafeln haben Schüler einer zehnten Klasse des Radebeuler Luisenstiftes ihre Rechercheergebnisse zum KZ Burg Hohnstein verewigt. Die Ausstellung selbst findet bei Besuchern derzeit große Resonanz.

Ziel des Projektes war es, dass sich die Schüler mit den NS-Verbrechen aktiv auseinandersetzen. Die Radebeuler Schüler haben sich der Sache angenommen und mehrer Wochen in Archiven recherchiert und die Ergebnisse ausgewertet. Anlass für die Ausstellung war die Einrichtung des KZ Hohnstein am 8. März vor 85 Jahren. Erster Häftling war der Leiter der damaligen Jugendburg Konrad Hahnewald. Bereits eine Woche nach seiner Verhaftung wurden die ersten Häftlinge auf die Burg gefahren. Sie mussten Zwangsarbeit leisten, im Rathaus, am Sportplatz, im Steinbruch Heeselicht oder beim Bau der Wartenbergstraße. Das KZ Hohnstein war eins der ersten in Deutschland. Und auch bei den Hohnsteinern dürfte es kein Geheimnis gewesen sein. Denn die Schüler kamen auch zu dem Ergebnis, dass sie die Kolonnen der Häftlinge gesehen haben müssen, die täglich durch die Stadt getrieben wurden.

Bei ihren Recherchen kamen sie auch zu bisher weniger bekannten Details. So gab es 1935 offenbar einen Schauprozess der Nazis gegen Wächter wegen Misshandlung von Häftlingen. Insgesamt 25 Namen befinden sich auf der Liste. Ob darunter auch Einwohner von Hohnstein sind, ist nicht bekannt. Gesichert ist, dass der Prozess damals als Hohnsteiner Prozess bezeichnet wurde und das Verfahren am 9. September 1935 eingestellt wurde.

Bis zur Schließung des Lagers im Jahr 1934 wurden in Hohnstein 5 600 Menschen inhaftiert, unter ihnen 109 Frauen und 400 Jugendliche. Sie wurden grausam misshandelt und gequält. Auch die Liste derer ist lang, die von der Burg fortgebracht wurden und die an den Folgen der Misshandlungen der SA starben. Die Schüler haben einige der Namen aufgeschrieben. So saß zum Beispiel mit Hilde von Gladewitz, die damalige stellvertretende Vorsitzende des deutschen Frauenbundes, eine der bekanntesten Gefangenen auf der Burg ein. Auch Prinz Ernst Heinrich von Sachsen, der jüngste Sohn des letzten sächsischen Königs war hier gefangen. Er sollte gar in Hohnstein erschossen werden. Auch die Geschichte der Sebnitzerin Hermine Sallaba wurde aufgearbeitet. Sie beschreibt die schlimmen Zustände bei der Aufnahme ins Lager. So wie zu diesen drei Namen haben die Schüler viele Lebenswege erforscht. Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen.

Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag jeweils von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr; Montag und Freitag nach Vereinbarung. Mittwoch ist geschlossen.