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Schrecksekunde auf der Rückreise

60 Abiturienten des Ferdinand-Sauerbruch-Gymnasiums Großröhrsdorf waren auf Klassenfahrt an der Adria. Dann blieb der Bus stecken.

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© dpa

Von Frank Oehl

Rimini / Großröhrsdorf. Am Dienstagabend ereignete sich in der Stadt Rimini an der italienischen Adriaküste ein Unfall, dessen Aufregungswellen bis weit in das Rödertal schwappten. Betroffen war nämlich eine Abschlussfahrt der Abiturienten des Ferdinand-Sauerbuch-Gymnasiums in Großröhrsdorf. Aus bislang noch ungeklärter Ursache war gegen 21.25 Uhr ein Doppeldeckerbus aus dem Fichtelgebirge in Oberfranken unter einer Brücke steckengeblieben. Der Busfahrer hatte offenbar die Lage falsch eingeschätzt. Sein Fahrzeug ist immerhin vier Meter hoch. Das plötzliche Steckenbleiben war mit einer Schrecksekunde verbunden. Es krachte, Glas splitterte. Glücklicherweise wurde kein Fahrgast schwerer verletzt. Vor Ort wurden drei leichtverletzte Abiturienten mit Schnittwunden behandelt, die von zerplatzten Scheiben herrührten.

Der Bus war am 2. Juli ohne Fahrgäste aus Oberfranken nach Rimini gefahren, um die Teilnehmer der Abschlussfahrt nach schönen und erholsamen Tagen zurück nach Großröhrsdorf zu bringen. Der moderne, erst ein Jahr alte Nightliner brach dann gegen 21.15 Uhr in Rimini auf. Schon zehn Minuten später kam es zu dem Crash. Betroffene an Bord waren 60 Abiturienten – alle zwischen 17 und 19 Jahre alt – sowie zwei Reiseleiter des Veranstalters. Einer der beiden Busfahrer machte den Fehler, den Bus unter eine Brücke zu führen, die nicht mindestens die Gesamthöhe des Busses vorweisen konnte.

Nach dem Unfall konnten alle Insassen das Fahrzeug selbstständig verlassen. Die Passagiere wurden von den Fahrern, Reiseleitern und zahlreichen Einsatzkräften psychologisch erstbetreut. Busunternehmer Sascha Hanke aus Marktredwitz: „Unserer Kenntnis nach mussten keine Fahrgäste stationär in Krankenhäuser aufgenommen werden.“

Heimfahrt einen Tag später

Allerdings hatte der Veranstalter natürlich ein logistisches Problem: Die stundenlange Suche nach einem oder mehreren Ersatzbussen blieb lange erfolglos, da weder italienische noch deutsche Ersatzbusse aufzutreiben waren. Die Reisegäste und auch die Fahrer wurden in Hotels untergebracht und werden die Heimreise nun einen Tag später antreten als geplant, heißt es. „Wir haben jetzt dank eines Kooperationspartners einen Bus chartern können“, so Sascha Hanke.

Natürlich müsse nun die Ursache des Geschehens gründlich ermittelt werden. Die Polizei habe die Lenk- und Ruhezeiten noch vor Ort ausgewertet. Dabei sollen sich nach Auskunft des Reiseveranstalters keinerlei Auffälligkeiten ergeben haben. Die Fahrer hatten ihre Schicht erst um 20.30 Uhr angetreten, weshalb Müdigkeit ausgeschlossen werden könne. Auch ein Alkoholtest vor Ort sei negativ ausgefallen.

Somit bleibe die Unfallursache nach wie vor unklar, so der Busunternehmer. „Obwohl offenbar niemand ernsthaft verletzt wurde, ist der Unfall natürlich auch für uns ein besonders tragischer Fall. Der Fahrer stehe unter Schock. „An dieser Stelle möchten wir uns bei den zahlreichen italienischen Unterstützern bedanken, die sehr unkompliziert geholfen haben und diese sehr schwierige Situation sehr gut gemeistert haben.“ Zum Einsatz waren Kräfte der Feuerwehr, der Polizei und diverser medizinischer Erstversorger gekommen.

Eltern in Großröhrsdorf besorgt

Auch in Großröhrsdorf war am Mittwochvormittag der Unfall natürlich das Gesprächsthema. Ununterbrochen riefen besorgte Eltern in der Schule an, um Näheres zu erfahren. Auch Beamte des Polizeirevieres waren in der Schule, um Informationen an den Mann und die Frau zu bringen. Polizeirevierleiterin Susann Benad-Uslaub: „Es gab für uns keine Einsatzlage. Wir haben die Schulleiterin nur dabei unterstützt, den Kontakt zu den Eltern herzustellen.“

Die Angehörigen konnten beruhigt werden. Sie wissen jetzt, dass alle betroffenen Abiturienten ohne Ausnahme im Ersatzbus die Heimreise antreten. Darüber freut sich auch Schulleiter Ulrich Schlögel. Er nahm Anteil, obwohl die jungen Männer und Frauen ja keine Angehörige des Gymnasiums mehr sind. „Mit der Zeugnisübergabe am 23. Juni wurden sie offiziell aus der Schule entlassen.“ Die Reiseorganisation und die Auswahl des Veranstalters habe allein in den Händen der Schüler gelegen.