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Schöne Schlitten und Beton

Unsere Autorin half als Freiwillige bei der Cabrio Rallye Sachsen. Auch Bäcker Brade war dabei – allerdings als Teilnehmer.

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© Anne Hübschmann

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Stölpchen. Es ist 8.30 Uhr am Sonnabendmorgen. Stölpchen liegt im Sonnenschein. Wir treffen auf vier Experten von „die Gutachter“, den Spezialisten aus Freital. Mit denen wollen wir bei Grafe Beton eine Wertungsprüfung durchführen. Wir sind zwei freiwillige Helfer im Team 2 der Cabrio Rallye Sachsen, die bald hier durchkommen wird.

Danny ist als freiwilliger Helfer durch ein Funkgerät mit den Technikern in Kontakt.
Danny ist als freiwilliger Helfer durch ein Funkgerät mit den Technikern in Kontakt. © Anne Hübschmann
In einem Mercedes sind auch Bäckermeister Matthias Brade (links) und Lars Zieger aus Riesa dabei.
In einem Mercedes sind auch Bäckermeister Matthias Brade (links) und Lars Zieger aus Riesa dabei. © Anne Hübschmann
Die Unfallgutachter betreuen die Lichtschranken. So wird die Fahrzeit gemessen.
Die Unfallgutachter betreuen die Lichtschranken. So wird die Fahrzeit gemessen. © Anne Hübschmann

Was die gut 100 Fahrzeuge hier machen sollen, haben die Teilnehmer in ihrem Fahrtenbuch stehen: Sie sollen 60 Meter in exakt acht Sekunden und 157 Meter in 23 Sekunden zurücklegen. Dafür bauen wir jetzt die Messtechnik auf. Der riesige Platz von Grafe Beton ist wie geschaffen für so eine Prüfung. Es gibt einen geräumigen Einfahrtsbereich – nun können die Fahrzeuge eine Runde um die vielen gelagerten Betonelemente zurücklegen und dann ganz entspannt wieder aus dem Gelände herausfahren.

Allerdings wird in der Firma heute gearbeitet. Für ein neues Eigenheim wurde Beton für die Bodenplatte bestellt, heißt es. Etliche Mitarbeiter sind am Betonmischer, kommen mit Fahrzeugen, die hier abgespritzt werden. Doch das stört uns nicht. Wir müssen uns konzentrieren.

9 Uhr. In Dresden starten die ersten Wagen. Sie haben alle 30 Sekunden Abstand. Zwei von den insgesamt 103 gemeldeten Fahrzeugen sind nicht angereist, wird durchgegeben. Das ist am Ende wichtig zu wissen. Wir helfen beim Verlegen der Kabel für die Lichtschranken, stellen Aufsteller mit Start- und Zielflaggen auf, besprechen die nötigen Aufgaben. Die Logistik ist ziemlich wichtig, damit nachher nichts schiefgeht. Die Rallye-Teilnehmer haben immerhin ein hübsches Sümmchen bezahlt und erwarten einen reibungslosen Ablauf. Die Spannung steigt in den letzten Minuten.

9.45 Uhr. Laut Plan sollte jetzt das erste Fahrzeug eintreffen. Über Radebeul und Radeburg kommen die Cabrios durch Sacka nach Stölpchen, wenn sie sich nicht verfahren. Über Lüttichau-Anbau, Lüttichau und Böhla b.O. rollen sie dann weiter Richtung Ruhland, wo die nächste Aufgabe auf sie wartet. Zwei Cabrios versetzen uns in falschen Alarm. Es sind keine Teilnehmer, die Autos haben keine Startnummern – es sind nur Zuschauer, die sich das Fahrerfeld ansehen möchten. Sie bleiben nicht die Einzigen: Auch mit dem Fahrrad, mit Campingstühlen und sogar Getränkekästen postieren sich zahlreiche Schaulustige links und rechts der Einfahrt. Das Ganze wird ein ziemliches Ereignis im beschaulichen Stölpchen. Auch ein Rallye-Fotograf ist mittlerweile eingetroffen.

Nun kommt auch der erste Cabrio in der Wertung. Es ist Startnummer zwei. Dann geht es nach kleinen Pausen Schlag auf Schlag. Moderne Wagen von Mercedes oder BMW wechseln sich ab mit schönen alten Oldtimern, ein großer Ami-Schlitten ist dabei, auch ein Jeep, etliche Trabis ohne Dach und so manche Rarität. Die Zuschauer staunen und fotografieren, eine Mutter lacht über ihre Jungs, die sich ganz gut mit den Automarken auskennen. „Hier liegt ganz schön viel Geld auf der Straße“, meint die Frau berechtigt. Die Fahrzeuge haben nicht nur heimische Kennzeichen wie DD, MEI, EE oder FTL, sondern auch aus Hamburg oder Wiesbaden. Wir Helfer winken sie zum Startpunkt ihrer Wertungsprüfung und erklären noch einmal kurz die Aufgabe. Per Funkgerät hören wir von den „Gutachtern“ am Ziel, wann der nächste Teilnehmer vorn starten darf. Die vorherige Messung muss ja erst einmal abgeschlossen und registriert sein. Zeitweise bildet sich deshalb an der Einfahrt ins Betonwerk eine lange Schlange – schön für die Schlachtenbummler.

11 Uhr. Bis auf zwei Fahrzeuge haben alle Cabrios die Station im vorgeschriebenen Zeitfenster passiert. Die beiden Nachzügler müssen sich irgendwo verfranzt haben und suchen nun wieder den Anschluss ans Starterfeld.

Die vorrangig männlichen Zuschauer haben eingepackt, sie sind auf ihre Kosten gekommen, jetzt wartet das Mittagessen. Auch die letzten Grafe-Beton-Mitarbeiter werden vor 12 Uhr das Gelände verlassen. Wir vom Team 2 packen schwitzend unsere Sachen zusammen, aber wir sind mit dem Ablauf zufrieden. Doch Feierabend haben wir nicht. Es geht noch zu einer weiteren Wertungsprüfung auf dem Czorneboh in Hochkirch. Dort wartet aber ein schattiges Plätzchen auf uns.