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Schöne Dinge für Lina Koch

Eine Industriebrache in Neugersdorf wird aufgehübscht. Dafür sorgen junge Leute mit vielen Ideen und Schrott.

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© www.foto-sampedro.de

Von Gabriela Lachnit

Neugersdorf. Wer es nicht besser weiß, vermutet in dem alten Fabrikgebäude von Helene Lina Koch an der Breitscheidt-Straße in Neugersdorf nicht mehr als eine Industriebrache. Die Zufahrt zum Gelände ist holprig, die Wiesen links und rechts sind ein naturbelassenes Paradies für Insekten. Es ist sehr ruhig im Areal. Und trotzdem herrscht seit einiger Zeit viel Leben in den alten Fabrikhallen und auf dem Gelände. Junges Leben. Der Verein GründerZeiten will aus der Industriebrache einen Begegnungsort machen. „Für Jung und Alt“, unterstreicht Paul Kiesbye. Er ist der Vorsitzende des Vereins. Der 25-Jährige hat mit ein paar Leuten zusammen den Verein gegründet und das Gelände gekauft.

Vor wenigen Tagen hatte der Verein zu einem Workshop eingeladen. Dabei sollten schöne Dinge für Lina Koch – so der Name von Fabrik und Vereinsprojekt – entstehen. Beispielsweise für die Zufahrt, damit den Ankommenden sofort signalisiert wird „Hier ist buntes Leben“. Beim Workshop konnte jeder Teilnehmer seiner Fantasie freien Lauf lassen und die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten bei der Gestaltung von Kunstobjekten anwenden. Die Herausforderung dabei war, dass die schönen Sachen aus dem entstehen sollten, was das Gelände hergibt – aus Schrott, alten Blumentöpfen, Dosen, Stangen, Wasserrohren, Kabeln, Brettern und Altholz.

Die Vereinsmitglieder haben nämlich eine ganze Menge davon zusammengetragen, seit sie mit Lina Koch zu tun haben. Da ist zum einen der Obstgarten, der mittlerweile als solcher wieder zu erkennen ist. Alte Pappeln wurden gefällt, Sträucher und Wildwuchs beseitigt. Zum Vorschein kamen Obstbäume. Eine der Fabrikhallen hat der Verein so hergerichtet, dass dort jetzt Ausstellungen und Veranstaltungen stattfinden können. Eine erste Ausstellung gab es im vergangenen Jahr, als der Verein eine ganze Menge über die Lautex-Geschichte zusammengetragen hatte. „Mehr als 200 Leute haben sie sich an einem Wochenende angesehen, trotz des schlechten Wetters damals“, erinnert sich Kiesbye. Er freut sich über die Akzeptanz, die das Projekt Lina Koch mittlerweile bekommt. Und darüber, dass sich die Neugersdorfer zunehmend dafür interessieren, was in der Industriebrache passiert.

Auch wenn Vereinsmitglieder und Freunde viel Muskelkraft in das Projekt Lina Koch stecken, ganz ohne Geld kommt es nicht aus. Fördermittel gibt es zurzeit keine, die auf das Projekt passen würden. Deswegen will GründerZeiten eine Spendenaktion starten, um Geld für die Dachreparatur zu sammeln. Am 22. September soll es eine Spendengala bei Lina Koch geben. Martha Adolphi, die stellvertretende Vereinsvorsitzende, erklärt: „Wir laden dazu alle ein, die das Projekt kennenlernen möchten“, sagt sie. In der großen Fabrikhalle gibt es dann eine Ausstellung. Der in Leutersdorf beheimatete Künstler Mutate (Tobias Kießlich) stellt dort seine Bilder aus. Außerdem können die Gäste den Verein kennenlernen. Dazu gibt es handgemachte Musik von einer Band aus der Region. Es wird eine Tombola geben, bei der unter anderem Fundstücke aus den Aufräumarbeiten in und an der Fabrik zu gewinnen sind. Martha Adolphi verspricht, dass da einiges an Kuriositäten dabei ist. Eine große davon wird versteigert. Außerdem gibt es in der Tombola noch Honig von der Bienenweide nebenan sowie geschmiedete Kunstwerke von Paul Kiesbye.