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Schneider Mineralöl verkauft

Ein Konzern übernimmt die 104 Mitarbeiter und will alle Standorte erhalten. Auch die Wärmeabo-Kunden dürfen hoffen.

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© Archiv/Claudia Hübschmann

Von Ulf Mallek

Meißen. Die insolvente Schneider Mineralöl Gruppe ist gerettet. Nach gut zwei Monaten haben die Insolvenzverwalter Olaf Seidel, Ralf Hage und Helmut Schwarz mit Unterstützung der Berater der Firma hww einen Käufer gefunden: Der internationale Mineralölkonzern Varo Energy übernimmt den Geschäftsbetrieb von Schneider. Das teilte die Firma am Mittwoch mit.

Der Investor plant, alle Arbeitsplätze zu erhalten und die Standorte fortzuführen. Dem Verkauf muss noch die Kartellbehörde zustimmen.

Mit dem Kauf des Meißner Händlers von Brenn- und Kraftstoffen, der auch eigene Tankstellen betreibt, baut der Varo Energy Konzern sein Netzwerk von Raffinerien, Lagertanks und Vertriebskanälen weiter aus, um in Nordwesteuropa die Versorgung von Ölprodukten sicherzustellen. Der Konzern sitzt in der Schweiz, hat auch eine Zentrale in Hamburg sowie bereits ein Tanklager in Bodenbach. Der Jahresumsatz allein in Deutschland soll dem Vernehmen nach bei über einer Milliarde Euro liegen.

Die Insolvenzverwalter freuen sich über den schnellen Erfolg bei der Investorensuche. Olaf Seidel zur SZ: „Wir haben in dem schwierigen Mineralöl-Markt eine stabile Lösung gefunden. Der Partner ist sehr solide.“ Der Verkauf stelle sicher, dass der Geschäftsbetrieb der Gruppe fortgeführt wird und die Mitarbeiter eine Zukunft unter dem Dach eines erfolgreichen internationalen Konzerns haben.

Nach Angaben von Seidel ist es noch offen, ob die neuen Eigentümer den alten Markennamen verwenden oder das neu erworbene Unternehmen umfirmieren werden. Seidel: „Alle Markenrechte sind an Varo verkauft worden.“ Varo teilte inzwischen mit, zum 1. Juni eine neue Firma gründen zu wollen: Varo Schneider.

Die Schneider Mineralöl Gruppe ist mit einem Jahresumsatz von rund 200 Millionen Euro und 104 Beschäftigten einer der größten Brennstoff- und Mineralölhändler Mitteldeutschlands. Der Unternehmensschwerpunkt liegt in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg. Schneider hat 26 000 Kunden. Der bisherige Inhaber Wolfgang Schneider: „Nach einigen Wochen der Unsicherheit bin ich froh, dass Varo unsere Geschäfte weiter führt und allen Mitarbeitern eine sichere Zukunft bietet.“ Er wünschte Varo Erfolg.

Schneiders Hauptgesellschaft, die Schneider Mineralöl GmbH, meldete im Februar 2017 Insolvenz an. In der Folgezeit wurden auch die weiteren Unternehmen des Firmenverbundes, die SMM Vermögensverwaltungs- und Beteiligungs GmbH & Co. KG, die EPT – European Partner Tank GmbH sowie die BHG Energieservice GmbH insolvent.

Preiskampf führte zur Pleite

Die Unternehmensgruppe wurde in der jetzigen Form Ende der 90er Jahre von Wolfgang Schneider gegründet und zählt zu den 100 größten sächsischen Unternehmen. Nachdem die zwischenzeitliche Konzentration auf den Biodieselmarkt aufgrund der gesetzlichen Änderungen an Bedeutung verlor, baute die Gruppe sukzessive ein Netz aus 50 teilweise automatisierten Tankstellen aus und konnte erhebliche Marktanteile durch Firmenkundenkarten gewinnen.

Zudem wurde im Markt der privaten Heizölversorgung ein weit verzweigtes Vertriebsnetz aufgebaut. Der gestiegene Preiskampf in der Branche, Termingeschäfte und zuletzt eine gescheiterte Zwischenfinanzierung führten schließlich zur gegenwärtigen Zahlungsunfähigkeit.

Noch im Insolvenzantragsverfahren initiierten die vorläufigen Insolvenzverwalter einen strukturierten Investorenprozess. Mit der Durchführung dieses Prozesses wurden die Berater von hww beauftragt. Innerhalb kürzester Zeit konnte so nicht nur der Käufer gefunden, sondern auch eine Einigung mit ihm erzielt werden. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Olaf Seidel: „Wir sind zufrieden. Uns ging es nicht um einen hohen Erlös, sondern eine schnelle und langfristige Lösung.

Gute Nachrichten auch für die Wärmeabo-Kunden. Sie erhalten diese Woche Post vom Insolvenzverwalter. Er geht davon aus, dass die neuen Eigentümer auf die Wärmeabo-Kunden zugehen werden und ihnen ein Angebot unterbreiten werden, das ihre Verluste zumindest verringert.