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Schneewittchen ohne Gruseleffekte

Die Spielbühne Freital inszeniert eine etwas andere Version des Grimm’schen Märchens. Premiere ist diesen Sonntag.

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© Thomas Morgenroth

Von Thomas Morgenroth

Freital. Die Prinzessin muss sterben, und wenn sie der Jäger nicht ermordet, dann eben ein anderer. Die böse Königin ist wahrlich nicht zimperlich, wenn es darum geht, ihre Konkurrentin im Schönheitswettbewerb aus dem Weg zu räumen. Selbst wenn es ihre Stieftochter ist, oder gerade deshalb. Sie heißt, wir ahnen es, Schneewittchen und hatte gar nicht vor, schöner als die Königin zu werden. Aber der Spiegel ist unerbittlich, er ist die unbestechliche Jury. So nimmt das Märchen „Schneewittchen“, das die Gebrüder Grimm überliefert haben, Fahrt auf und wegen der Königin, die zu einer Hexe mutiert, mitunter gruselige Züge an. Die Kindergruppe der Spielbühne Freital bringt nun in der Regie von Maximilian Gramza eine etwas mildere Version auf die Bühne. Das Amateurtheater inszeniert ein Stück von Karlheinz Komm, einem 2013 verstorbenen Autor aus Westfalen, der mehr als vierzig Theaterstücke geschrieben hat und sich insbesondere der Adaption von Märchen widmete. Komm erweitert das Personal im „Schneewittchen“ um zwei Diener und zwei Schausteller. Zudem macht er aus den sieben Zwergen eine lustige Truppe, die alle eine spezielle Aufgabe haben. Süffel zum Beispiel ist der Kellermeister, Griffel der Schreiber und Schnüffel der Dichter. Es gibt auch einen Faulpelz, der heißt Wurzel. Schon ihr erster Auftritt ist urkomisch: Da purzeln sieben Kinder, das jüngste, Nora, ist erst sechs, in Strumpfhosen und mit Hüten auf dem Kopf auf die Bühne. In weiten Teilen bleibt die Geschichte klassisch wie bei Grimms. Die Zwerge finden Schneewittchen, gespielt von Sonique, die der Jäger natürlich nicht getötet hat, in einem ihrer Bettchen. Die böse Stiefmutter kommt, um es zu vergiften, und der Prinz, der sich schon eher in die Prinzessin verlieben darf, nimmt sie zu seiner Braut.

Jeden Montag probt Maximilian Gramza mit den Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis sechzehn Jahren. Für den 21-Jährigen, seit drei Jahren Mitglied der Spielbühne, ist „Schneewittchen“ seine erste Arbeit als Regisseur. Als Schauspieler war der Dresdner unter anderem in dem Kammerspiel „Die Beleidigten“ und in der Komödie „Außer Kontrolle“ zu erleben. Sein erstes Stück mit der Spielbühne war 2015 „Gretchen 89ff“, eine Inszenierung für das Sommertheater auf Schloss Burgk. Mit Kindern weiß Gramza umzugehen. Er studiert an der Hochschule in Mittweida im letzten Semester Soziale Arbeit und arbeitet nebenher schon seit einiger Zeit im Jugendwohnhaus des Kinder- und Jugendhilfeverbundes Freital. Dort soll er nach seinem Studienabschluss als fester Mitarbeiter eingestellt werden.

In der Spielbühne betreut Maximilian Gramza, sofern es seine beruflichen Verpflichtungen erlauben, auch künftig ehrenamtlich die Kindergruppe, die einst Hannelore Umlauft als Theaterspatzen begründet hat. Die 80-Jährige hat sich aus Altersgründen etwas zurückgezogen. Ihre letzte Inszenierung war im vergangenen Herbst ebenfalls ein Märchen der Gebrüder Grimm, nämlich „König Drosselbart“ – mit Maximilian Gramza in der Rolle des Vaters der nörgelnden Prinzessin. Dieses Märchen wird im November auch wieder in der Spielbühne gezeigt. An diesem Sonntag aber hat zunächst „Schneewittchen“ Premiere.

Premiere am 23. September, 17 Uhr, weitere Aufführungen am 3. Oktober, 11 Uhr, und am 28. Oktober, 17 Uhr.

www.spielbuehne-freital.de