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Schmuckstück an der Roten Schule

Bis zum Sommer soll die neue Freitreppe nach alten Vorbildern fertig sein – etwas Besonderes sind die Zierklinker.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Meißen. Als die alte Treppe weg war, konnte man nicht ahnen, dass die neue „ein ganz schön mächtiges Bauwerk wird“, wie Planer Jürgen Voigt sagt. Und das liegt daran, dass die neue Freitreppe für die Rote Schule quasi ein doppelter Zugang zu dem vom Schinkel-Schüler Carl August Schramm entworfenen Gebäude sein wird. Denn einerseits wird man zum künftigen Archivzentrum der Stadt und zur Museumsverwaltung ganz normal über Stufen gelangen. Andererseits führt unter der Treppe eine langgestreckte Rampe ins Haus, damit Rollstuhlfahrer und Kinderwagen barrierefrei hineingelangen können.

Geschmückt wird sie mit Formklinkern.
Geschmückt wird sie mit Formklinkern. © Katharina Reso

Das Fundament für die neue Treppenanlage ist bereits gegossen, gegenwärtig werden die Drahtgeflechte für die Stahlbetonwände und die Schalungen dafür hergestellt, und schon in vier Wochen soll dann der Rohbau fertig sein.

Die neue Treppe orientiert sich an der alten von Schramm. Katja Lamnek vom städtischen Bauamt zeigt alte Zeichnungen und Fotografien, auf denen sich die Treppe noch an der Stirnseite der Roten Schule befand, nun wird sie an der Längsseite zum Schulplatz hin errichtet, anstelle der abgerissenen Treppe aus DDR-Zeiten. „Durch die wieder hergestellte einläufige Form gewinnt der Schulplatz Raum von mehr als zwei Metern Tiefe.“ Stadtsprecherin Katharina Reso: „Der Clou: Die geplante abgestufte und geschlossene Treppenbrüstung soll mit roten Formsteinen gestaltet werden. Diese Zierklinker sind typisch für die im Historismus und der frühen Neugotik entstandenen Bauten und finden sich auch an den Fenstergewänden und Geschossgesimsen der Fassade wieder.“

Die neuen Zierklinker wurden nach alten Formen im Ziegelwerk in Graupzig bei Nossen hergestellt, erklärt Katja Lamnek „und zwar noch von Hand“. Es gebe nur noch wenige Ziegeleien in Deutschland, die das überhaupt noch machen könnten, sagt Planer Voigt. Und: „Wir wollen uns damit vor den Alten verneigen.“ Damit wird sich die neue Freitreppe dem Erscheinungsbild der Roten Schule bruchlos anpassen und nach der Sanierung des Schulplatzes und der Gebäudefassade ein architektonischer Hingucker in der Altstadt sein, ist Voigt überzeugt.

„Eine weitere Besonderheit, die vor allem Geologiefreunde begeistern dürfte: In Verlängerung des Treppenzuganges in einer Nische wird hinter einer Glaswand beleuchtet das ,Meißner Teufelsei‘ präsentiert werden“, so Katharina Reso. Das vulkanische Glas-Steingebilde hatte der Hobby-Geologe Holger Sickmann im Herbst 2016 im Triebischtal entdeckt.

Für den Umbau der Roten Schule zum Archivzentrum Meißens und Sitz von Verwaltung und Fundus des Stadtmuseums sind im Haushaltplan Gesamtkosten in Höhe von 1,75 Millionen Euro eingestellt. Ein Teil der Kosten wird aus Hochwasserprogrammen gefördert, wie die bereits erfolgte Kellersanierung, welche mit Ausgaben in Höhe von 230 000 Euro abgeschlossen worden ist. In diesem Sommer soll das Gebäude fertiggestellt werden. Die Sanierung des Schulplatzes und der Fassade sollen 2018 in Angriff genommen werden.