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Schluss mit Lustig im Kretscham

Die Lawalder Narren müssen ihr angestammtes Domizil räumen. Die Gelegenheit für einen echten Karnevalsumzug.

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© R. Sampredo

Von Markus van Appeldorn

Seit 1976 sorgt der Karnevalclub Lawalde für Frohsinn am Hochstein. Nun gibt es in diesem Jahr in der 41. Session eine Premiere. Erstmals in ihrer Geschichte veranstalten die Lawalder Narren einen Karnevalsumzug. Und das im Wortsinne. „Nach 41 Jahren im Kretscham Lawalde geht eine Ära zu Ende“, sagt Vereins-Präsident Heiko Proft. Der Gaststättenbetreiber wolle aus Altersgründen die Sitzungen des Vereins nicht mehr bewirten. Kretscham-Wirtin Waltraud Heinrich wollte sich auf Anfrage der SZ nicht zu dem Vorgang äußern.

Der Karnevalclub hat indes eine neue Bleibe gefunden. Ab dem 11. 11. erklingt dann im ehemaligen Gasthaus „Stadt Hamburg“ in Lauba ein dreifach donnerndes „Lawalde Olé“. Den Umzug wollen die 42 Karnevalisten als würdige und spaßige Zeremonie feiern. „Am 11.11. um 11 Uhr 11 ziehen wir vor die Gemeindeverwaltung und werden traditionell den Schlüssel übernehmen“, sagt Präsident Proft. Auf den karnevalistischen Spürsinn von Bürgermeisterin Nadja Kneschke (parteilos) wird er sich auch in diesem Jahr verlassen können. Die bereitet sich immer mottogerecht auf die Schlüsselübergabe vor. „Vielleicht kommt sie ja am Sonnabend mit einem Umzugswagen“, sagt Proft.

Einen kleinen Umzugswagen haben auch die Karnevalisten dabei. „Auf einem kleinen Bollerwagen steht symbolisch die Vereinskasse“, kündigt Proft an. Nach der Schlüsselübergabe wollen die Karnevalisten zu Fuß die etwa drei Kilometer zu ihrem neuen Domizil laufen. Am Abend um 19.19 Uhr wird Malzmönch Steffen Dittmar dort das Fass anzapfen und damit die erste Sitzung und die Lawalder Karnevals-Session eröffnen.

Noch sind die Narrenkappen und Tanzkostüme der Garde im Schrank verstaut. Denn erst einmal müssen Präsident, Elferrat und sogar das Prinzenpaar feste anpacken, damit es im Saal der „Stadt Hamburg“ später mal nach Karnevals-Gala aussieht. „Die Decke mit den Lampen versprüht noch DDR-Charme“, sagt Präsident Heiko Proft, „da darf man nicht so hinschauen.“ Doch an die Sitzungen des Vereins zu DDR-Zeiten erinnert sich der 50-Jährige gerne zurück. „Damals haben wir pro Session 13 Veranstaltungen gehabt, heute nur noch zwei.“ Zu Zeiten des SED-Regimes sei es einfacher gewesen, die Menschen zu bespaßen. „Da haben wir mit versteckten Witzen die Politik kritisiert und jeder hat‘s sofort verstanden. Heute braucht man dem Publikum nicht mehr mit Politik zu kommen“, erinnert er sich.

Balken liegen auf dem Boden des Festsaals. Der Lawalder Karnevalsprinz Marco Heilmann kniet mit einem Akkuschrauber bewaffnet auf dem Boden und fügt die Balken zusammen. Eine Kleinigkeit für den Tischler. Aus den Balken bauen die Tischler eine Art Laubengang. Dekoriert wird die Holzkonstruktion später eine heimelige Atmosphäre zaubern. Auf der Bühne schreitet gleichzeitig der Aufbau der Kulisse aus Sperrholz voran.

Dass alle mit anpacken, vereinfacht dem Karnevalsclub Lawalde den Umzug. Auch die Gemeinde misst dem Karneval einen hohen kulturellen Stellen wert bei. Denn der Gemeinde gehört das ehemalige Gasthaus „Stadt Hamburg“, das die Karnevalisten nun nutzen dürfen. „Die Gemeinde hat sogar die Elektroinstallation erneuert, weil wir für unsere Show mehr Strom benötigen als die alte Verkabelung hergegeben hätte“, sagt Präsident Proft. „Für die breite Unterstützung der Gemeinde, der Bürgermeisterin und des Kleintierzüchtervereins, der das alte Haus liebevoll pflegt, möchten wir uns herzlich bedanken.“

Für die Sitzung am Sonnabend , 11. November gibt es noch Stehplatzkarten an der Abendkasse für neun Euro.