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Schlossherr gesucht

Die Gemeinde Wachau startet erneut einen Versuch, ihr Schloss zu verkaufen. Das soll den Haushalt entlasten, wird aber alles andere als einfach.

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© Thorsten Eckert

Von Alexander Buchmann

Wachau. Die Zeit der Selbstversuche ist vorbei. Um einen Käufer für das Wachauer Schloss zu finden, setzt die Gemeinde nun auf die professionelle Hilfe eines Maklers. Das hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen und die Bautzener Firma Hornig-Immobilien mit der Aufgabe betraut. Und die hat es in sich, schließlich steht die Immobilie seit Jahren leer und erfordert Investitionen in Millionenhöhe. So schätzt Wachaus Bürgermeister Veit Künzelmann das Investitionsvolumen auf zehn bis 15 Millionen Euro. Zu viel für die Gemeinde, um es selbst zu stemmen.

„Das ist eine schwierige Aufgabe und eine Herausforderung“, weiß auch Makler Jan Hornig. Dieser sieht sich Hornig jedoch gewachsen. Weil er seit Jahren auch als Auktionator für Agrarflächen tätig sei, habe seine Firma Verbindungen zu einer Klientel von Käufern, für die das Wachauer Schloss interessant sein könnte, sagt er. Zuvor müsse aber erst einmal eine Objektaufnahme erfolgen und analysiert werden, welche Bedingungen mit einem Kauf der Immobilie verbunden seien und damit auf Interessenten zukämen. Das können beispielsweise Verpflichtungen wie Investitionen oder Vergaben des Denkmalschutzes sein. Danach werde man ein Konzept erstellen und über mehrere Schienen versuchen, einen Käufer zu finden, sagt Hornig. „Wir werden das Schloss nicht einfach bloß ins Netz stellen.“

Auf diese Weise hatte die Gemeinde in den vergangenen Jahren immer wieder selbst versucht, einen neuen Eigentümer zu finden. Doch auch wenn sich immer wieder Interessenten auf die Ausschreibungen der Gemeinde gemeldet haben, sind alle bisherigen Versuche gescheitert. „Wir waren immer dran, aber hatten nicht das Händchen dafür. Meist sind die Leute abgesprungen“, sagt Künzelmann. Der letzte Verkauf ist im Januar 2017 geplatzt. Damals lehnte der Gemeinderat diesen wegen Unklarheiten bei der Finanzierung ab. Diesbezüglich ist Wachau nämlich ein gebranntes Kind. Im Jahr 2002 kaufte ein Dresdner Arzt das Schloss. Sein Konzept, dort Kulturveranstaltungen zu etablieren, ging aber nicht auf. Nach Streitereien fiel die Immobilie zurück an die Gemeinde. Seitdem gab es unter anderem Pläne, in dem Gebäude Wohnungen zu errichten oder es zu einer Senioreneinrichtung umzugestalten. Was die Gemeinde auf jeden Fall verhindern will, ist, dass das Schloss zum Spekulationsobjekt und weiterverkauft wird. Denn das hätte unkalkulierbare Folgen.

Mit Interessenten im Gespräch

Derzeit sei Wachau wieder mit zwei Kaufinteressenten im Gespräch, heißt es in der Beschlussvorlage. Diese Gespräche stünden aber noch ganz am Anfang, erklärt der Bürgermeister. Meistens würden potenzielle Interessenten erst einmal einen Architekten hinzuziehen, um zu prüfen, was mit der Immobilie machbar sei.

An dieser ist aber auch einiges zu machen. Die gesamte Inneneinrichtung mit Heizung, Wasser, Abwasser und Elektroanlage muss erneuert werden. Außerdem befinden sich in dem Barockschloss überwältigende Deckengemälde, Parkett, Holzvertäfelungen und wertvolle Kamine, die nach den Vorgaben der Denkmalschützer restauriert werden müssen. Auch bei der Außensanierung muss der Denkmalschutz beachtet werden. Die Grundfläche des Gebäudes beträgt nach Angaben der Gemeinde knapp 3 500 Quadratmeter. Die Nutzfläche des zweieinhalbgeschossigen Hauses dürfte damit bei rund 10 000 Quadratmetern liegen.

Dass die Bemühungen, das Schloss zu verkaufen, nun verstärkt werden, hängt mit Wachaus angespannter Haushaltslage zusammen. So muss die Gemeinde in den nächsten Jahren ihren Haushalt sanieren und versuchen, das Loch von knapp vier Millionen Euro zu stopfen, das ausgebliebene Gewerbesteuern gerissen haben. Dafür gibt es ein Haushaltsstrukturkonzept, und der Verkauf ist ein Teil davon. – Das Schloss ist zwischen 1730 und 1745 erbaut worden. Es blieb bis 1770 im Familienbesitz derer von Schönfeld. Danach tummelten sich viele Jahre die unterschiedlichsten Besitzer auf dem Schloss. 1883 erwarb es der Leipziger Kaufmannssohn Gotthelf Kühne. Durch den Architekten Georg Weidenbach ließ er das Innenleben des Schlosses und den Park umgestalten. Die Weiterführung seines Schlosses plante er über seinen Tod hinaus. Sein Neffe Dr. Hans Kühne erbte es nach dem Tod des Fabrikanten im Jahr 1932. In seinem Besitz blieb es bis zur Enteignung im Jahr 1945.