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Schloss-Verein wirft Fragen auf

Die CDU im Stadtrat setzt sich mit der Idee eines Fördervereins durch – und erntet neben Zustimmung auch Skepsis.

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© Archiv/Klaus-Dieter Brühl

Von Eric Weser

Strehla. Wenn sich in Strehla Vereine bilden, hat das einen gewissen Seltenheitswert. Der Blick ins amtliche Register zeigt: In den vergangen zehn Jahren gab es gerade mal zwei Vereinsgründungen. In den nächsten Wochen soll nun eine neue dazugekommen. Denn die Stadträte haben am Dienstag dem Vorschlag der CDU-Fraktion zugestimmt, dass bis Jahresende ein Förderverein für das Strehlaer Schloss ins Leben gerufen werden soll.

Der Verein soll Leute versammeln, denen der Erhalt des Schlosses am Herzen liegt. Aus Sicht der CDU-Fraktion gibt es in und um Strehla dafür personelle Reserven, aus denen geschöpft werden kann. Darüber hinaus soll die Initiative den Kontakt zu anderen Fördervereinen, Investoren und auch zu den Alt-Eigentümern des Schlosses suchen. Ziel müsse ein Nutzungskonzept für den historischen Bau sein. Damit stehe und falle alles, sagte so CDU-Fraktionschef Andreas Haberland. Dass der Verein das Schloss kauft und herrichtet, sei allerdings nicht vorgesehen. Das könne so ein Verein auch nicht leisten, so Haberland.

Der Antrag fand am Dienstag fraktionsübergreifend Zustimmung. Dass sich die Stadträte einstimmig für die Vereinsgründung aussprachen, überdeckt allerdings, dass es auch Skepsis und Irritationen gab.

Ob denn im Vorfeld mit Schlosseigentümer Georg Thaler über die Initiative gesprochen worden sei, wollte Angelika Pestel (Linke) wissen. Schließlich brauche man den Österreicher, wenn darum gehe, Ideen fürs Schloss in die Tat umzusetzen. Ähnliche Bedenken gab es auch bei der Freien Wählergemeinschaft (FWG). „Wenn wir Herrn Thaler nicht mit ins Boot kriegen, haben wir ganz schlechte Karten“, so Fraktions-Chef Heiko Zscheile. „Wir können uns Luftschlösser bauen, aber unser Schloss wird davon nichts haben.“

Mit Thaler gesprochen habe man nicht, so Andreas Haberland dazu. Er glaube auch nicht, dass der Schlossbesitzer Mitglied in dem neuen Verein werden müsse. Es sei schon viel geholfen, gewönne man ihn als Partner, so Haberland. Thaler anzusprechen bringen aber nur etwas, wenn man ein tragfähiges Konzept in der Hand habe.

Eigentümer ergreift keine Initiative

So wie er den Österreicher kenne, werde der sich dann nicht verweigern, sagte Haberland, der in seiner einstigen Funktion als Strehlaer Bürgermeister von 1990 bis 2008 wiederholt mit dem Österreicher zu tun gehabt hatte. Seiner Erfahrung nach werde Thaler, der weitere Immobilien besitze, von sich aus keine Initiative in Strehla ergreifen. Das müsse Strehla selbst und mit eigenen Ideen tun.

Dass die Stadtgesellschaft Ideen für den Erhalt des Schlosses entwickelt, ist allerdings kein neuer Gedanke. Bereits vor einem Jahr hatte Haberlands Amtsvorgänger Helmut Kühne sich für die Gründung einer Arbeitsgruppe ausgesprochen, die sich solcher Fragen annimmt. Nach längerer Vorbereitung soll die Schloss-AG nun am Donnerstag erstmals tagen. Dass die CDU-Fraktion nur 48 Stunden davor eine weitere Initiative anregte, irritierte den einen oder anderen.

„Wir haben die Arbeitsgruppe, die sich aber noch gar nicht konstituiert hat, jetzt setzen wir noch eine Schachfigur aufs Brett“, kritisierte Hans-Jürgen Grübler (FWG). Warum das Auftakttreffen der Schloss-AG nicht abgewartet worden sei? Auch FWG-Fraktionschef Zscheile wunderte sich: „Ersetzt der Verein die Schloss-AG, oder entsteht da jetzt eine Parallelwelt?“ Zwar begrüße er die Idee eines Förderevereins grundsätzlich. Doppelstrukturen halte er aber für den falschen Weg, so Zscheile.

Bei der CDU-Fraktion sieht man den Förderverein breiter aufgestellt als die Schloss-AG. „Optimal wäre, wenn die Schloss-AG im Förderverein aufgehen würde“, so Andreas Haberland. Vorstellbar sei aber auch, dass die Arbeitsgruppe den Förderverein berät.