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Schloss setzt seine Haube ab

Der Turm ist runter und soll nun restauriert werden. Wie schnell das geht, hängt nicht nur von den Schlossrettern ab.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Kevin Schwarzbach

Promnitz. Der orangfarbene Schwerlastkran ist am frühen Dienstagmorgen schon aus großer Entfernung zu erkennen. Ob am Bahnhof, der Elbbrücke oder dem Riesenhügel – allerorts stehen Menschen beisammen und werfen einen fragenden Blick nach Promnitz. Dort umfasst in diesen Momenten ein großer Kranz die Turmhaube des Schlosses und hebt sie am Arm des orangfarbenen Krans in die Höhe. Plötzlich schwebt die Turmhaube von Schloss Promnitz frei in der Luft.

Danach hat sich der Anblick des Schlosses von der anderen Elbseite aus deutlich verändert.
Danach hat sich der Anblick des Schlosses von der anderen Elbseite aus deutlich verändert. © Klaus-Dieter Brühl

Jetzt muss jeder Handgriff sitzen. Die Männer auf der Hebebühne und im Kran arbeiten hoch konzentriert. Schließlich hängt hier gerade ein Stück Jahrhunderte alte Geschichte am Haken. Ein klitzekleiner Fehler und alles könnte zunichte sein. Die anwesenden Beobachter blicken gebannt auf die schwebende Turmhaube. Auch Wolf-Nicol von Wolffersdorff ist angespannt.

„Ich bin nach wie vor der Meinung, dass wir mit der Abnahme der Turmhaube vielleicht noch hätten warten können“, sagt der Schlossbesitzer. „Aber immerhin haben wir mit dieser Maßnahme nun die Notsicherung des Schlossdachs abgeschlossen.“ Das sei ein wichtiger Schritt, aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Auch wenn nur wenige Besucher auf den Hof nach Promnitz gekommen sind, sorgt die spektakuläre Abnahme des Turms womöglich für neue Impulse. Das zumindest hofft von Wolffersdorff. „Vielleicht kann das ein Anstoß sein, durch den die Leute sehen, dass hier etwas passiert“, sagt er. Dem Schlossbesitzer ist es wichtig, dass das Schaffen rund um Schloss Promnitz nicht als geschlossene Gesellschaft wahrgenommen wird. „Wir schotten uns hier nicht ab, sind immer offen für Mitstreiter und freuen uns über jeden, der mal vorbeischaut.“

Die Turmhaube ist zu diesem Zeitpunkt schon auf ihrem Podest im Hof des Schlosses gelandet. Alle Beobachter atmen kurz durch. Auch die Bauarbeiter gönnen sich eine Verschnaufpause. Dann kommt das frisch gezimmerte Dach an den Haken des Krans und fliegt auf den geköpften Turm.

Die Turmhaube wird derweil auf einem Podest aus Beton und Holzbalken verankert, das in den vergangenen Tagen eigens für die Turmhaube gebaut worden ist. Die Befestigung des Turms am Boden ist eine Frage der Sicherheit, sagt Wolf-Nicol von Wolffersdorff. „Wenn ein Hochwasser kommen sollte, muss abgesichert sein, dass uns der Turm nicht wegschwimmt.“

Und dann sind die Bauarbeiter auch schon fertig. Der Kran fährt ein, die Hebebühne schwebt zu Boden. Für Wolf-Nicol von Wolffersdorff und seine Mitstreiter ein Grund zur Freude. „Für uns ist jede Minute bares Geld. Umso schneller der Kran hier wieder weg ist, desto erträglicher fällt die Rechnung aus.“ Allein für die Miete des Krans rechnet der Schlossbesitzer mit Kosten von über 1 000 Euro.

Diese Ausgaben sind ein Grund, warum die Schlossretter bei der Restauration der Turmhaube auf Spenden hoffen. Wolf-Nicol von Wolffersdorff wagt dann auch gleich ein Gedankenspiel: „In Riesa leben circa 30 000 Menschen. Wenn jeder nur einen Euro für die Rettung der Turmhaube geben würde, hätten wir sie schon ganz bald wieder oben auf dem Schloss.“