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Schloss Albrechtsberg macht sich hübsch

Bis zum Jahresende soll das Dresdner Arbeitszimmer des Prinzen fertig sein. Aber auch auf der Beletage gibt es noch unendlich viel zu tun.

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© Sven Ellger

Von Bettina Klemm

An der Ledertapete leuchten wieder die Goldtöne und Farben im Ornamentmuster. In Kürze werden die Holzverkleidungen samt der nahezu unsichtbaren Tür zum Geheimgang wieder angebracht. Zum Jahresende soll das Lederzimmer, das Arbeitszimmer des Prinzen Friedrich Heinrich Albert von Preußen fertig sein. Ulrich Finger, Chef der Messe Dresden und für das Schloss Albrechtsberg zuständig, spricht von diesem Jahr. Eigentlich wollte er schon 2016 so weit sein. Aber die Sanierung dieses Raumes war schwieriger als gedacht.

Die wie geprägtes Leder wirkende Tapete besteht aus Pappmaché. Irgendwann war sie mit einem Firnis überzogen worden. Die Schicht wurde braun und erwies sich als ausgesprochen widerspenstig. „Wir haben mehrere Versuche unternommen, sie zu beseitigen, mit Tupfern und Sandstrahl, doch ohne überzeugendes Ergebnis“, erzählt Finger. Am Ende fand er Hilfe beim Fraunhofer-Institut IWS. Mittels Laserstrahlen wurden die obersten Schichten abgetragen. In der Außenwand mussten Reste vom Hausschwamm beseitigt und die Terrasse über dem Lederzimmer abgedichtet werden. Um Wärmebrücken in Zukunft zu verhindern, erhielt der Geheimgang eine Heizung. Der Gang ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Doch für den Fall, dass sich dennoch mal einer verirrt, erhält er ein Fluchtwegeschild. Am Ende summieren sich die Kosten für das Arbeitszimmer auf 450 000 Euro. Für knapp die Hälfte davon erhält das Schloss Fördermittel vom Freistaat. Doch selbst der Rest macht Finger zu schaffen.

Vom Arbeitszimmer lässt sich die gesamte Beletage des Schlosses überblicken. Diese würde Finger gern wieder in den ursprünglichen Zustand versetzen. Bisher werden vor allem der Kronen-, der Spiegel- und der Gartensaal genutzt. Im Schloss Albrechtsberg geben sich Paare gern das Ja-Wort. Im vergangenen Jahr waren es 106, in diesem bisher 91 Paare. 30 bis 35 Paare feiern gleich im Schloss, das zwischen 1850 und 1854 aus Liebe errichtet wurde. Prinz Friedrich Heinrich Albert von Preußen ließ es in Sachsen bauen, weil seine Liebe zur schönen Rosalie von Rauch, Gräfin von Hohenau, in seiner Heimat auf wenig Gegenliebe stieß. Ernestine von Stockhausen, die Frau seines Kammerdieners, besorgte das Grundstück, beaufsichtigte den Bau und errichtete selbst auf der Nachbarfläche das heutige Lingnerschloss.

Die Gerüchteküche soll damals gebrodelt haben, denn pikante Details über das Schloss Albrechtsberg machten in Dresden schnell die Runde und ließen ein leicht frivoles Leben auf dem Anwesen erahnen. Im Schlafzimmer der Dame hebt sich auf Knopfdruck die zartrosa seidene Wandverkleidung und an drei Seiten sowie an der Decke werden große Spiegel frei. Eine Treppe führt von den Gemächern hinunter ins reich gestaltete Türkische Bad. Und da war ja noch der Geheimgang vom Arbeitszimmer des Prinzen… Rosalie und Albrecht haben 1853 geheiratet, aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor.

Energetische Katastrophe

Ihre privaten Räume machen heute aber einen tristen und abgewohnten Eindruck. Der Prinz bewohnte den westlichen und die Gräfin den östlichen Seitenflügel der Beletage. Um sie nutzen zu können, wurden nach dem Krieg große gusseiserne Heizkörper eingebaut, die gar nicht zum Ensemble passen. „Die Leitungen und die meisten Fenster sind noch im Originalzustand wie vor 165 Jahren. Auch energetisch ist das Haus eine Katastrophe. Wir können nur step-by-step sanieren“, sagt Finger. Längst gibt es Pläne, um die Salons und die sich anschließenden Schlaf- und Ankleidezimmer nutzbar zu machen. Ulrich Finger ist dazu nicht nur mit der Denkmalpflege, sondern auch mit der Stadt im Gespräch. Bisher hat die Messe eine Art Betreibervertrag und erhält 500 000 Euro brutto, netto etwa 95 000 Euro weniger. Durch Veranstaltungen aller Art kommen etwa eine Million Euro Einnahmen im Jahr zusammen. Davon gehen die Betriebskosten für das Schloss und die Torhäuser sowie die Gehälter der sieben Mitarbeiter, Instandsetzungen und Reparaturen ab.

Aber all das reicht maximal dazu aus, um etwa 200 000 Euro im Jahr zu investieren. Die Stadt als Eigentümer ist eigentlich für die Sanierung zuständig. Die Stadträte kämen zwar gern ins Schloss, aber bei der Verabschiedung des Haushalts gibt es für sie andere Prioritäten als gerade der Denkmalschutz. So stehen auch die seit Jahren versprochenen 3,6 Millionen Euro für die Sanierung des Römischen Bades an der Südseite des Schlosses wieder nicht im nächsten Doppelhaushalt. 2012 wurde mit der Sanierung begonnen, seit 2014 ruhen die Arbeiten. Mit einer Umverteilung der Aufgaben und Zuständigkeiten erhofft sich Finger mehr Spielraum für die Sanierung. Derzeit werden für das Schloss Albrechtsberg allein 97 000 Euro jährlich für Gebäudeversicherung samt Hochwasserschutz fällig, aber das Anwesen liegt bekanntlich auf der Höhe.

Führungstermine: Sonntag, 25.11., Sonntag, 09.12. 2018, jeweils 13 Uhr, 14.30 Uhr, 16 Uhr. Dauer 50 bis 60 Minuten Preise: 6 €, ermäßigt 4 €, Kinder bis 6 Jahre frei