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Schandau vom Güterverkehr bedroht?

Die Stadt kritisiert den geplanten Ausbau des Güterbahnhofs bei Krippen. Konsequent ist Bad Schandau dann aber nicht.

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© Marko Förster

Von Gunnar Klehm

Bad Schandau. Die Forderung von Bad Schandau ist das Gegenteil von dem, was die Deutsche Bahn vorbereitet. Die hat ein Planfeststellungsverfahren in Gang gebracht, um die beiden derzeit ungenutzten Gleise in Krippen zu einem leistungsfähigen grenznahen Rangierbahnhof mit bis zu sieben Gleisen auszubauen. In der Stellungnahme der Stadt heißt es dazu: „Eine mögliche Erhöhung des Güterverkehrs nach dem Umbau und der Erweiterung des genannten Bereiches muss ausgeschlossen werden.“

Die erheblichen Zuwachsraten im Schienen-Güterverkehr durch das Elbtal würden schon heute für den Tourismusort Bad Schandau eine große Herausforderung darstellen. In den Plänen der Bahn heißt es dagegen, dass Technologien wie „Linienhafte Zugbeeinflussung“ oder „Führerstandssignalisierung“ künftig noch dichtere Zugfolgen ermöglichen sollen.

Kritiker des Projektes fragen sich, warum jetzt noch zig Millionen Euro in die Ertüchtigung des Güterbahnhofs bei Bad Schandau investiert werden sollen, wo doch der Neubau einer Eisenbahnlinie Dresden – Prag mit Tunneln durchs Erzgebirge beschlossen ist. Die Stadt Bad Schandau macht sich dieses Argument aber nicht zu eigen. Sie geht davon aus, dass sich der Gütertransport mit der neuen Strecke gar nicht groß verändern wird. Denn die neue Strecke weist größere Steigungen auf, die sehr schwere Güterzüge gar nicht schneller befahren können. Damit diese nicht die Schnellfahrstrecken blockieren, würden sie wohl weiter durchs Elbtal rollen, fürchtet Bad Schandaus Stadtverwaltung.

Dass die Belastung mit übermäßig viel Bahnverkehr für eine touristische Region negativ ausgehen kann, das zeige das Beispiel des mittleren Rheintals, heißt es seitens der Stadt. Das dürfe im oberen Elbtal nicht auch passieren. Diesbezüglich stelle der Ausbau des Güterverkehrs „eine ständige potenzielle Bedrohung für die Stadt dar“.

Mehrere Kritikpunkte

Neben der grundsätzlichen Kritik gibt es auch Widerspruch im Detail. So wird die favorisierte Variante des Lärmschutzes mit einer vier Meter hohen Schutzwand abgelehnt. Diese schränke das Landschaftsbild und die Sichtbeziehungen dauerhaft ein. Wenn das Bauvorhaben trotz Kritik umgesetzt werden sollte, plädiert die Stadt dafür, nur eine drei Meter hohe Wand am äußeren Rangiergleis zu errichten und zusätzlich eine Wand mitten zwischen den geplanten Gleisen. Das würde den gleichen, wenn nicht sogar mehr Lärmschutz bringen. Die Baukosten sind dann aber höher.

Zudem schlägt die Stadt vor, im Zuge des möglichen Ausbaus bei Krippen gleich sämtliche geplanten Lärmschutzmaßnahmen zwischen Bad Schandau und Schöna zu bauen. Dann gäbe es nur einmal die Belastung der umliegenden Stadtteile mit Baulärm. Unabhängig vom Projekt Bad Schandau Ost hat die Bahn eine Machbarkeitsstudie zum Lärmschutz im Elbtal erarbeiten lassen. In deren Ergebnis wurden Verbesserungen an den Schienen und der Bau von Lärmschutzwänden empfohlen. Grundweg abgelehnt werden von der Stadt die geplante Inanspruchnahme des Elbradwegs als Baustraße sowie Nachtarbeit auf der Baustelle. Inkonsequent bleibt die Stadt aber in ihrem Fazit. Statt den Ausbau des Güterbahnhofs abzulehnen, heißt es lediglich, dass der „Umbau Bahnhof Bad Schandau grundsätzlich zu prüfen ist“.

Derzeit werden die Pläne der Bahn in der Landesdirektion bearbeitet. Die Behörde wägt auch ab, wie schwerwiegend die jeweiligen Einwände sind und welche Beachtung sie finden sollten oder müssen. Nach dieser Entscheidung werden die Pläne nochmals öffentlich ausgelegt. Einen Zeitplan dafür gibt es aber noch nicht.