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Saisonstart im Hofladen

Der Meißner Obstgarten Geisler begann seinen Apfelverkauf. Und schon strömten die Kunden in Scharen hinein.

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© Kristin Richter

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Stroga. Kaum wird an diesem Freitag kurz vor 11 Uhr die Ladentür zum ersten Mal aufgemacht, sind die Kunden schon zur Stelle. Dass der Meißner Obstgarten Geisler aus Klipphausen seinen Hofladen in Stroga wieder bestückte, hat sich scheinbar wie ein Lauffeuer herumgesprochen. Viele ältere sind gekommen, um sich die Tüten zu füllen. Kaum fährt ein Auto weg, kommt schon das Nächste. „Hier ist alles frisch und aus der Region“, sagt Ursula Kunze aus Gröditz. Sie ist eine der Stammkundinnen des Hofladens. Frau Kunze hat gleich gehörig zugelangt, denn das Angebot sei hier viel billiger als im Supermarkt. Tatsächlich kostet das Kilo aller Apfelsorten durchweg 1,50 Euro, bei Rewe, so Frau Kunze, zahle man das Doppelte. Noch günstiger seien die Früchte zum Backen.

Auch Gitta Kühnel und Günter Eckardt gehörten zu den ersten Kunden. Sie haben zwar selbst einen Garten – aber ohne Apfelbäume.
Auch Gitta Kühnel und Günter Eckardt gehörten zu den ersten Kunden. Sie haben zwar selbst einen Garten – aber ohne Apfelbäume. © Kristin Richter

Früher auch hier Selbstpflücke

Elstar und Delcorf, Shampion und Jonagored, Gala, Idared oder Boskop heißen die Sorten der Direktvermarktung. Von Oktober bis Mai werden sie im Hofladen angeboten. Auch Birnen und Pflaumen sind zu haben, dazu Saft und Wein von der Kelterei Sell aus Coswig, Marmelade und Obstbrände. Auch Präsentkörbe werden gefertigt. Familie Thieme aus Gröden weiß, dass der Hofladen auch im nahen Südbrandenburg deshalb bekannt ist. „Wir kamen früher hier zur Selbstpflücke ins Hofgut Stroga“, erzählt das Ehepaar. Nun wollten sie gucken, ob es das Angebot noch gibt. Die Grödener haben dieses Jahr keine eigenen Äpfel, deshalb langen sie kräftig zu. Plastebeutel für ein, drei und fünf Kilo liegen bereit, sie kommen an der Kasse auf eine große Waage. Auch Spankörbe kann man füllen.

Es sind hauptsächlich ältere Menschen, die an diesem Freitag nach Stroga gekommen sind. Auch Brigitte und Klaus Milde aus Raden. Sie schätzen die günstigen Preise und das Wissen, die einheimische Wirtschaft zu fördern. Und tatsächlich ist es ja die neue Ernte, die hier zu haben ist. „Stroga ist einer von unseren fünf Hofläden“, sagt Steffen Geisler, der mit seiner Tochter die Klipphausener GbR betreibt.

Seit 1996 schon gibt es eine intensive Direktvermarktung, die bis Eibau und Olbernhau reicht. Während in Ostsachsen samstags verkauft wird, hat sich in Stroga der Freitag als guter Verkaufstag erwiesen. Der Verkauf floriert laut Steffen Geisler auch in ländlichen Regionen, weil nicht alle auch Apfelbäume im Garten haben. Der gute Preis und die Regionalität seien in Stroga für Kunden aus Großenhain oder Elsterwerda ausschlaggebend, so der Inhaber. Selbst im Vorjahr, als die allgemeine Apfelernte mies ausfiel, hatte der Meissner Obstgarten keine Lieferschwierigkeiten. Auf 26 Hektar Anbaufläche wuchsen auch im Vorjahr im Ortsteil Reichenbach 20 Apfelsorten – von lieblich süß bis herb säuerlich. „In sehr modernen Kühlzellen können die Früchte bis Ende Mai auf unserem Hof in Reichenbach gelagert werden“, informieren die Apfelbauern auf ihrem Faltblatt. Auf den Streuobstwiesen reifen zudem Sauerkirschen, die wie Äpfel zu Direktsaft selbst gepresst werden.

Da Obstblüten Bienen brauchen, arbeiten die Geislers eng mit Imkern zusammen. Deren Honig ist nun wiederum im Hofladen zu haben. Die Marmelade und die Spirituosen werden ebenfalls zugekauft.

Umweltschonender Anbau

Die Äpfel vom Meißner Obstgarten werden per kontrolliert integriertem Obstanbau produziert. Das ist ein umweltschonendes Anbauverfahren. Umweltschonende Pflanzenschutzmittel würden nur dann eingesetzt, wenn Krankheiten und Schädlinge es erfordern, informiert der Betrieb. Zum Schutz des Verbrauchers erfolge eine ständige Kontrolle auf Rückstände durch neutrale Institute, heißt es.

Das Landgut Stroga von Giovanni Benelli war früher selbst als Apfelplantage bekannt. Im November 1993 kaufte der gebürtige Italiener das Volksgut mit 550 Hektar Fläche von der Treuhand – als Gesellschaft der Benelli und Partner GbR. Mittlerweile sind die Obstbäume gerodet, die Fläche wurde zu Acker für den Getreideanbau als Zulieferung für industrielle Schnapsbrennerei. Mit dem Hofladen, der jeden Freitag von 11 bis 17 Uhr geöffnet ist, bleibt die Tradition des Apfelverkaufs allerdings erhalten.