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Sängerkrieg an der Oberelbe

In Bad Schandau und Reinhardtsdorf werden zeitgleich große Konzerte veranstaltet. Konkurrenzveranstaltungen haben offenbar Konjunktur.

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© chor

Von Gunnar Klehm

Bad Schandau/ Reinhardtsdorf. Der Sängerkrieg auf der Wartburg ist ein bedeutendes geschichtliches Ereignis. Er gilt heute als Zeichen der literarischen Blüte des 12. Jahrhunderts. Ob auch der Wettstreit ums Publikum in Bad Schandau und Reinhardtsdorf als Zeugnis der Blüte des Chorgesangs Bestand haben wird, bleibt abzuwarten. Geschichte spielt aber durchaus eine Rolle.

Zum einen laden die Sängerinnen und Sänger des Neuen Chors Liederkranz Bad Schandau zum aufwendig organisierten Chortreffen ein. Am Sonnabend, dem 16. Juni, ist ein umfangreiches Programm an verschiedenen Orten in der Stadt geplant. Unter dem Titel „Musik erfüllt die Welt“ gibt es ein Konzert mit vier befreundeten Chören, dem Gesangverein Dürrröhrsdorf-Dittersbach 1862, dem Männerchor Sächsische Schweiz, dem Gesangverein Liederhort 1874 Gaustadt und der Chorgemeinschaft Radebeul-Lindenau 1895.

Anlass ist die 25-jährige Neugründung des Bad Schandauer Chores. „Gleichzeitig blicken wir damit auch auf 190 Jahre weltlichen Chorgesang in Bad Schandau zurück“, erklärt Regina Zimmermann vom Verein. Der 1. Liederkranz wurde 1828 gegründet und ist damit der dritte weltliche Chor im damaligen Sachsen. „Es gab in diesen 190 Jahren immer wieder Hochs und Tiefs sowie auf und ab im Chorleben der Kurstadt“, erklärt Zimmermann.

Am selben Tag lädt auch die Chorgemeinschaft Reinhardtsdorf-Schöna zu ihrem traditionellen Sommerkonzert ein. Ab 16 Uhr wird im Sport- und Freizeittreff an der Waldbadstraße in Reinhardtsdorf zu dem Motto „Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, Bösewichter kennen keine Lieder“ gesungen. Die Sängerinnen und Sänger stecken jedes Mal viel Mühe, Liebe und Ideenreichtum rein, die nüchterne Freizeithalle zu schmücken und ein farbenprächtiges sommerliches Flair zu verbreiten. Im Anschluss gibt es noch ein Sommerfest im Chorgarten, bei dem vermutlich spontan das eine oder andere Sommerlied gesungen werden wird.

Dass fast zeitgleich auch in Bad Schandau gesungen wird, war den Reinhardtsdorfern zwar bewusst. „Aber der große Aufwand hat terminlich nicht anders geklappt“, erklärte Kerstin Honnes vom Verein. Von Sänger-Krieg könne aber keine Rede sein. Man komme gut miteinander aus, die Chorleiter, Axel Langmann und Robert Seidel, seien miteinander in Kontakt und es gab auch schon mal einen gemeinsamen Auftritt.

In Bad Schandau und Reinhardtsdorf häufen sich allerdings die Parallel-Veranstaltungen. Als die Stadt Bad Schandau den Termin für die feierliche Einweihung des Millionen-Baus der Feuerwehr in Krippen verkündete, folgte der Sachsenforst mit der Einladung am selben Tag mit der ebenso feierlichen Eröffnung des 100 Kilometer langen Forststeigs. Am vorigen Wochenende lud der Freistaat zum ersten Hochwasserschutztag mit Dutzenden Angeboten nach Bad Schandau, während auf der anderen Elbseite der Jugendfeuerwehrtag mit Hunderten Teilnehmern ausgetragen wurde. Flugs machte der Freistaat den Feuerwehrtag zum Kooperationsprojekt. Da nimmt sich jetzt der „Sängerkrieg“ zwischen Bad Schandau und Reinhardtsdorf ja fast bescheiden aus.

Dass man sich durchaus absprechen kann, zeigten zuletzt die Karnevalsvereine von Bad Schandau und Reinhardtsdorf, die mehrere Jahre parallel ihre Umzüge austrugen. Jetzt hat man einvernehmlich eine Lösung gefunden und feiert an verschiedenen Tagen.

Sonnabend 16. Juni: Chortreffen Bad Schandau, ab 14 Uhr, auf den Elbwiesen unterhalb der Toskana Therme; Sommerkonzert Reinhardtsdorf, ab 16 Uhr, Sport- und Freizeittreff.