Merken

Rote Rosen und eine neue Chefin

In der neuen Spielzeit im Görlitzer Theater dirigiert eine Frau ihre Lieblinge. Zittau zeigt Machtspiele und die Schneekönigin.

Teilen
Folgen
© Wolfgang Wittchen

Von Silvia Stengel

Sie stammt aus Polen, hat ihre zweite Heimat in England und sucht jetzt eine Wohnung in Görlitz. Ewa Strusinska wird Generalmusikdirektorin im Theater Görlitz-Zittau und damit Chefin der Neuen Lausitzer Philharmonie, die auch in Bautzen, Hoyerswerda und Kamenz musiziert. Mit der neuen Spielzeit im Herbst löst die 41-Jährige den Italiener Andrea Sanguineti ab. Und sie hat schon mal dafür gesorgt, dass ihre Lieblingswerke auf dem Spielplan stehen. Einige stellte sie am Dienstag vor, als sie mit den anderen Chefs des Theaters Görlitz-Zittau die neue Saison ankündigte.

Und das mit einer Dolmetscherin, die aus dem Polnischen übersetzte. Bei der nächsten Pressekonferenz will Ewa Strusinska deutsch sprechen, das hofft sie jedenfalls. Am Rande der Konferenz klappt es schon ganz gut, auf Englisch sowieso. Das Ensemble hat sie bereits kennengelernt. Für das erste philharmonische Konzert wählte sie die Vierte Sinfonie von Tschaikowski aus. „Die ist am wichtigsten für mich“, sagt sie, „weil sie alle guten Seiten des Spielens im Orchester zeigen und zu einer guten Zusammenarbeit beitragen kann.“ Sie hat außerdem die Leonoren-Ouvertüre von Beethoven ins Konzertprogramm gesetzt – „mein Lieblingskomponist“. Und auch der dritte im Programm ist einer ihrer Lieblingskomponisten: der Pole Karol Szymanowski, der mit einem Konzert für Violine vertreten ist. Überhaupt will sie dazu einladen, die Musik der drei Grenzländer, also auch aus Tschechien, zu entdecken und mit der Musik eine gute Zusammenarbeit aufbauen. Für die Konzerte hat sie interessante Solisten ausgesucht. Darunter ist eine Schlagzeugerin aus England, Delia Stevens. Mit ihr spielte sie schon zusammen in Manchester. Ihre erste Inszenierung im Görlitzer Musiktheater ist die Oper „Der Barbier von Sevilla“.

„Für mich soll’s rote Rosen regnen“ singt Yvonne Reich zum Auftakt der Pressekonferenz. Sie stimmt damit auf die erste Premiere im Musiktheater ein: „Das Glück kennt nur Minuten“. Nach Marlene Dietrich und Zarah Leander folgt damit ein Hildegard-Knef-Abend. Als Operette ist „Eine Nacht in Venedig“ im Spielplan, mit der Stefan Bley ein Jubiläum begeht. Vor 40 Jahren stand er das erste Mal auf der Bühne. Beim Liederabend „Liebesgrüße aus Muskau“ knüpft das Theater an den Erfolg des „Notenflüsterers“ an. Der Titel erinnert zwar an James Bond, inhaltlich geht es aber in den Muskauer Park und zum Fürsten Pückler. Das Musical „Sunset Boulevard“ führt nach Hollywood in die Filmbranche und hat damit laut Generalintendant Klaus Arauner auch einen Bezug zu Görlitz. Die Diva darin übernimmt Yvonne Reich. Arauner kündigt außerdem die Oper „Fidelio“ an und „Die Dreigroschenoper“ für das Sommertheater im Stadthallengarten. Er hat festgestellt, dass in den Stadthallengarten Besucher kommen, die sonst nicht ins Theater gehen und setzt darauf, dass nach dem „Zauberer von Oz“ in diesem Sommer auch die „Dreigroschenoper“ im nächsten Jahr gut angenommen wird.

Das Schauspiel in Zittau zeigt das Musical „Der kleine Horrorladen“ und für Kinder ab drei Jahren „Ach du heiliger Bimbam“ zum Mitsingen. Als Weihnachtsmärchen hat die Schauspiel-Intendantin Dorotty Szalma „Die Schneekönigin“ vorgesehen. Zum Auftakt der Spielzeit gibt es die Komödie „Der Neurosen-Kavalier“, in der ein Dieb in eine Psychotherapie-Praxis flüchtet, wo gerade ein Vertretungsarzt erwartet wird. Er wird dafür gehalten und hat schon die erste Patientin auf der Couch. Es folgt das „Quartett“ von Heiner Müller, ein lustvolles Machtspiel zwischen einer Frau und einem Mann. Ein Krimi ist auch geplant, „Revanche“, ein Katz- und Mausspiel zwischen zwei Herren, die um dieselbe Frau kämpfen. Und „Auf hoher See“ mit drei Überlebenden nach einer Schiffskatastrophe, die nichts zu essen haben und beschließen, dass sich einer opfern muss. Jeder soll eine Rede halten und danach wollen sie bestimmen, wer das Opfer wird.

Im Sommertheater laufen Schillers „Räuber“ in Zittau und „Vier Fäuste und ein Halleluja“ auf der Waldbühne in Jonsdorf.

Wassertanz kommt nach Bautzen

Die Tänzer planen zwei Programme „Wunderland. Wie nächtliche Schatten“ und „Wovon man nicht sprechen kann“. Die beiden Chefs Marko E. Weigert und Dan Pelleg entwickeln ihre Ideen bei den Proben zusammen mit den Tänzern weiter. Es geht um Grenzen zwischen Fantasie und Wahnsinn, Normalität, Anderssein, darum, wie wir mit Fremdartigem umgehen. Worauf sich die Chefs außerdem freuen: „Aqua“, das erfolgreiche Tanzstück mit Wasser, wird auch in Bautzen gezeigt.

Eine frohe Botschaft für alle Beschäftigte ist die Aussicht auf eine Bezahlung nach Tarif. Der Haustarifvertrag wurde zwar bis zum Ende dieses Jahres verlängert, was heißt, dass die Mitarbeiter weiterhin auf Geld verzichten müssen. Aber der Generalintendant hat nach Signalen aus der sächsischen Regierung die „berechtigte Hoffnung“, dass er 2019 Tarif zahlen kann, also endlich alle bekommen, was sie verdienen.