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Rossmann in West schließt

Jetzt steht der Termin für den Ausverkauf in der Drogerie auf der Bahnhofstraße fest. Viele Kunden sind enttäuscht.

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© Norbert Millauer

Von Nina Schirmer

Radebeul. Der Buschfunk hat schon ganze Arbeit geleistet. Auf der Bahnhofstraße scheint jeder Bescheid zu wissen, dass die Rossmann-Drogerie bald zu macht. Die Schließung ist in aller Munde, spätestens seit auf einem Plakat im Schaufenster groß „Auf Wiedersehen“ steht. Unternehmenssprecher Josef Lange bestätigt, dass die Filiale in knapp zwei Wochen am 19. Oktober schließt. Bis dahin soll noch so viel Ware wie möglich raus gehen. Am kommenden Montag beginnt der Ausverkauf.

Bei den Kunden sorgt das für lange Gesichter. „Das ist absolut schade“, sagt eine Anwohnerin, die regelmäßig mit dem Fahrrad zum Einkaufen in die Drogerie kommt. Ein vergleichbares Angebot gebe es in der näheren Umgebung nicht mehr. „Wer kein Auto hat, ist jetzt aufgeschmissen“, sagt die Radebeulerin. Ganz davon abgesehen, dass die Schließung ein Einbruch für die gesamte Einkaufsstraße bedeute. Rossmann locke schließlich viele Leute an und belebe damit die Umgebung.

So sieht es auch eine andere Kundin. „Das ist unmöglich“, schimpft die 75-Jährige. Die Drogerie sei doch immer voll. Schlecht laufen könne das Geschäft da eigentlich nicht, findet die Frau. Dass das Unternehmen den Standort einfach zu macht kann sie nicht nachvollziehen. An die Kunden vor Ort denke dabei keiner, sagt sie. Zum Beispiel gebe es dann keine Möglichkeit mehr, Fotos zu entwickeln, nachdem ja schon Photo Porst geschlossen hat.

Viele Kunden sind verärgert und enttäuscht. „Rossmann ist zwar nicht mein Lieblingsladen aber es war einfach praktisch, weil es ein breites Sortiment gibt“, sagt eine 39 Jahre alte Mutter, die hier regelmäßig für ihre Familie eingekauft hat.

Gänzlich zurückziehen aus Radebeul-West will sich Rossmann allerdings nicht. Der Drogerieriese plant eine neue, sehr viel größere Filiale an der Meißner Straße neben dem Netto. Das Problem: Bis die eröffnet, dürfte noch einige Zeit ins Land gehen. Als Erstes muss die Ruine des ehemaligen Fischladens abgerissen werden, um Platz zu schaffen für einen großen Markt. Das immerhin soll noch in diesem Jahr passieren, sagt Rossmann-Sprecher Lange. Die beauftragte Abbruchfirma habe sich das Gebäude bereits angesehen. Die Arbeiten können bald starten. Weil das Areal im Sanierungsgebiet liegt, muss das Unternehmen den Abriss nicht selbst bezahlen. Die Kosten von rund 60 000 Euro werden zu hundert Prozent gefördert.

Dass nach dem Abriss gleich weiter gebaut wird, ist aber unwahrscheinlich. Mit der Stadt hat der Drogeriekonzern bisher lediglich vereinbart, dass das Gelände nach dem Abriss des alten Fischladens begrünt und ein Zaun darum gebaut wird. Genauere Pläne, wie die neue Filiale einmal aussehen soll, liegen bei der Stadt noch nicht vor, sagt Baubürgermeister Jörg Müller (parteilos). Bisher sei auch noch kein aktueller Bauvorantrag vonseiten Rossmanns eingegangen.

Der Zeitpunkt für die Neueröffnung sei unklar, teilt Konzernsprecher Lange mit. Viele Kunden fragen sich indes, warum die alte Filiale auf der Bahnhofstraße nicht so lange bleiben kann, bis die neue fertig ist. Das war wohl auch mal so angedacht. „Ursprünglich war ein Umzug geplant“, sagt Lange. 2015 hatte Rossmann bereits einen Bauvorantrag bei der Stadt eingereicht. Der wurde allerdings abgelehnt.

Damals habe es noch einen ganz anderen Sachstand gegeben, sagt Baubürgermeister Müller. Die Stadt wollte auf dem Gelände einen Parkplatz bauen lassen. Bei einer Versteigerung im darauffolgenden Jahr bot Rossmann dann aber mehr Geld und schnappte der Stadt das Grundstück weg. Bisher gab der Konzern nur bekannt, dass die geplante neue Filiale eine Verkaufsfläche von mehr als 700 Quadratmetern bekommen soll. Unterdessen läuft jetzt der Mietvertrag für die Räume in der Bahnhofstraße aus. Verlängern wollte oder konnte Rossmann offenbar nicht.