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Rohrpost beim Graphixer

Viele Unternehmen aus Deutschland lassen sich werbetechnisch von einer Kamenzer Firma beraten. Seit 20 Jahren.

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© Matthias Schumann

Von Ina Förster

Kamenz. Der Kunst-Giebel an der Pulsnitzer Straße in Kamenz hat Wellen geschlagen. Hinter der Idee steckt bekanntermaßen René Ebert, der seine Firma Graphixer seit genau 20 Jahren in der Lessingstadt führt. Und das mit Erfolg und Strahlkraft in alle Ecken von Deutschland sowie bis in Länder wie Finnland, Mexiko, Indien oder Frankreich. Zahlreiche Firmen lassen sich von dem sächsischen Unternehmen einen Leitfaden in Sachen Werbung, Marketing bis hin zur Finanzplanung in die Hand geben. Das Gesamtpaket wird dabei immer beliebter.

Mitarbeiterin Sylvia Drechsel empfängt hier gerade eine Rohrpost vom Chef. Die Anlage ist stylish und aktuell wieder stark im Kommen.
Mitarbeiterin Sylvia Drechsel empfängt hier gerade eine Rohrpost vom Chef. Die Anlage ist stylish und aktuell wieder stark im Kommen. © Matthias Schumann
Die Graphixer-Schaltzentrale an der Pulsnitzer Straße 15 wurde im letzten Jahr komplett umgebaut.
Die Graphixer-Schaltzentrale an der Pulsnitzer Straße 15 wurde im letzten Jahr komplett umgebaut. © Matthias Schumann

„Es gibt etwa 29 000 Werbe-Agenturen deutschlandweit. Wir gehören zu den 300 bis 400 Größten laut VR-Gründungskonzept. Sich darunter zu behaupten, ist ständige Herausforderung für uns“, meint René Ebert. Ein wahres Haifisch-Becken sozusagen. Was am 1. Mai 1998 größtenteils mit Drucksachen im Ein-Mann-Betrieb begann, ist mittlerweile aber zum gestandenen Insider-Tipp gewachsen. Fünf Mitarbeiter plus Chef und Freelancer stehen heute in Lohn und Brot.

Ein Hingucker

Dabei ist der 47-jährige Kamenzer eigentlich Seiteneinsteiger in der Branche. Besonders mochte er es allerdings schon immer. Auffällig und ein echter Hingucker ist seit Kurzem auch seine neue alte Schaltzentrale an der Pulsnitzer Straße. Sie kommt in stylishem Schwarz, Braun, Grau und Grün daher. Letzteres liefert der künstliche Rasen, welcher nicht nur am Erdboden, sondern schon gern mal an den Wänden hochgezogen ist.

Zum 20. Jubiläum spielten die zahlreichen Gäste hier sogar Golf darauf. Je verrückter, desto besser, lautet das Credo der Kamenzer Werbeagentur. Auch deshalb gibt es im Büro eine echte Rohrpost. Über drei Etagen führt das technische „Ungetüm“. Und erinnert an längst vergangene Zeiten, die aktuell aber wieder im Kommen sind. „Solche alten Rohrpostanlagen waren früher Gang und Gäbe. Für uns ist es mehr eine schöne Spielerei. Die am meisten gebrauchte Nachricht an meine Mitarbeiter ist ein Zettel mit „Kaffee bitte“ darauf“, schmunzelt Ebert.

Dabei ist das Haus an der Pulsnitzer Straße 15 ebenfalls alt. Sehr alt, um genau zu sein. Bereits sein Urgroßvater stellte 1843 einen ersten Bauantrag dafür. Seitdem befindet es sich in Familienbesitz. Die Grundmauern sind natürlich, wie bei vielen Häusern in der Kamenzer Altstadt, noch um einiges älter. Ein Bild des Ahnen hängt heute in René Eberts Büro unterm Dach. Es zeigt den Urgroßvater als Bauern mit einem Fuhrwerk vor den Toren der Stadt, die bekannte Silhouette im Hintergrund.

Jahrelange Sanierung

Der Umbau und die grundhafte Sanierung des Hauses nahmen viele Jahre in Anspruch. Auch ein Hintergebäude gehört dazu, eine schöne Dachterrasse und besagter riesiger Giebel, an welchem seit Monaten Kunst prangt. Viele alte Elemente wurden erhalten, wie Granitpflaster und geheimnisvolle Lüftungslöcher in der Wand. Ebert selbst hat ein Faible für die Moderne. Bereits als Jugendlicher zeichnete und entwarf er überaus gern. Seine ersten Aufträge erhielt er mit 17 Jahren. 1995 beteiligte er sich am World Design Contest Canada und holte sich den Academy Award of Graphic. Erfolge, an die er gern zurückdenkt.

Überhaupt geht in der Werbebranche natürlich alles über die richtige Mischung. „Wort, Zeichen, Bild – wenn wir diese Substanzen im richtigen Verhältnis mischen, bekommt der Kunde die Aufmerksamkeit, die er braucht“, lautet der Firmen-Slogan. Zur täglichen Arbeit gehört die Beratung ebenso wie die Planung, Organisation, das Ersinnen von Kreationen bis hin zum Druck und als i-Tüpfelchen auch noch die Verteilung der entstandenen Produkte.

Und so findet man die Ideen des Graphixers in der Praxis auch oft in der Region. Das geschmackvolle Konzept der Feinkost-Manufaktur Pulsnitz samt Werksverkaufsfiliale kann man beispielsweise im Rödertalpark Großröhrsdorf bestaunen. Die Website der Kamenzer Mietgarage XXL wurde an der Pulsnitzer entworfen und von hier aus betreut. Sogar Radiowerbung ist drin. Ein Gesamtkonzept, das stimmt.