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„Rocky“ und die 200 neuen Kommissare

In Löbau haben Absolventen der Polizeihochschule ihre Ernennungsurkunden bekommen. Und ihre silbernen Sterne.

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© Rafael Sampedro

Von Susanne Sodan

Jana Josie Düsterhöft hat ihre beiden silbernen Sterne direkt auf ihre Schultern geheftet. Einer links, einer rechts. Seit Freitagmittag ist sie Kommissarin. Nicht nur sie: Genau 204 junge Polizisten haben am Freitag in der Löbauer Messehalle ihre Ernennungsurkunde zum Kommissar erhalten. Und natürlich die zugehörigen Schulter-Sterne. Dafür haben sie alle zwei oder drei Jahre an der sächsischen Polizeihochschule Rothenburg studiert. Nun treten sie ihren Dienst an: zum Beispiel in den Polizeidirektionen Chemnitz, Dresden, Leipzig und Zwickau, beim Landeskriminalamt oder auch in der Verwaltung. Fünf von ihnen bleiben als neue Lehrkräfte an der Hochschule Rothenburg. Und 36 werden in der Polizeidirektion Görlitz arbeiten.

Frank Sakowski wird künftig in Dresden im Einsatz sein: gegen Internet- und Computerkriminalität. „Ich werde in der Digitalen Medienstelle arbeiten“, erzählt der 37-Jährige. „Dazu gehört unter anderem die Auswertung von Computern und Mobiltelefonen.“ Scho
Frank Sakowski wird künftig in Dresden im Einsatz sein: gegen Internet- und Computerkriminalität. „Ich werde in der Digitalen Medienstelle arbeiten“, erzählt der 37-Jährige. „Dazu gehört unter anderem die Auswertung von Computern und Mobiltelefonen.“ Scho © Rafael Sampedro
Dorit Bonnofsky kommt zur Polizeidirektion Görlitz. Sie arbeitet hier künftig bei der Kripo und wird bei Betrugs- und Wirtschaftsdelikten im Einsatz sein. Auch früher schon war sie bei der Polizei: 18 Jahre lang im Bautzener Kriminaldienst. Dann hat sie s
Dorit Bonnofsky kommt zur Polizeidirektion Görlitz. Sie arbeitet hier künftig bei der Kripo und wird bei Betrugs- und Wirtschaftsdelikten im Einsatz sein. Auch früher schon war sie bei der Polizei: 18 Jahre lang im Bautzener Kriminaldienst. Dann hat sie s © Rafael Sampedro
Für Christian Weber geht es nach Radeberg zur Reiterstaffel. „Ich habe schon mit sechs Jahren angefangen zu reiten“, erzählt er. Das Pferd, mit dem er zusammenarbeiten wird, heißt Quickstep. Übrigens: Auch die Polizeipferde bekommen eine Ausbildung. „Die
Für Christian Weber geht es nach Radeberg zur Reiterstaffel. „Ich habe schon mit sechs Jahren angefangen zu reiten“, erzählt er. Das Pferd, mit dem er zusammenarbeiten wird, heißt Quickstep. Übrigens: Auch die Polizeipferde bekommen eine Ausbildung. „Die © Rafael Sampedro

Darunter ist auch Jana Josie Düsterhöft. Wenn die Kommissarsanwärter mit ihrem Studium am Ende sind, können sie Wünsche angeben, in welchen Bereich und in welche Region sie gerne gehen möchten. „Es ist immer abhängig vom Bedarf, aber in den meisten Fällen, können die Wünsche erfüllt werden“, sagt Heiko Reinarz, Sprecher der Polizeihochschule Rothenburg. „Die meisten möchten gerne wieder in ihrer Heimat arbeiten.“ Bei Jana Josie Düsterhöft war das anders. Sie kommt ursprünglich aus Magdeburg. „Ich wollte aber unbedingt zur sächsischen Polizei“, erzählt sie. Warum? „Wegen der Mentalität der Menschen hier.“ Die Sachsen, findet sie, seien sehr freundlich, offen. Dazu die Landschaft. Sie wird hier auch bleiben und geht nach Hoyerswerda in den Streifendienst. „Ich wollte es so, ja“, sagt sie. „Ich will die Polizeiarbeit von Grund auf richtig kennenlernen.“ Worauf sie sich jetzt am meisten freut: „Ich kann endlich arbeiten!“ Das anwenden, was man in den drei Jahren davor gelernt hat. Und das ist eine Menge.

Im Studienplan der Polizeihochschule stehen zum Beispiel: juristische und sozialwissenschaftliche Grundlagen, Kriminalistik, Verkehrssicherheit, spezielle Kriminalitätsfelder, Einsatz in komplexen Lagen... Dazu kamen noch Einsatztraining, Schießen und Sport. Vielleicht hat ja deshalb das sächsische Polizeiorchester gestern in der Messehalle die Titelmelodie von „Rocky“ gespielt. In Erinnerung an die zahlreichen Stunden auf dem Sportplatz, an Ausdauerläufe und Kampfsportstunden. Profiboxer sind die jungen Kommissare damit zwar nicht, aber durchboxen werden sie sich aber dennoch müssen.

Darauf ist auch Hochschulrektor Harald Kogel in seiner Rede eingegangen. „Vor drei Jahren, als Sie angefangen haben, war alles noch in Ordnung“, sagte er zu den 204 Absolventen. „Seitdem ist viel passiert.“ Die Zahl der Auseinandersetzungen im öffentlichen Raum sei zum Beispiel sehr stark gestiegen. Als einen Höhepunkt dieser Entwicklung nannte er die Ausschreitungen beim G-20-Gipfel in Hamburg. Und trotzdem: „Sie haben sich richtig entschieden für den Polizeiberuf“, sagt Kogel. „Sie werden gebraucht.“ Die Zahl der Polizei-Studenten soll sich zukünftig deutlich erhöhen. „Das Ziel ist eine Verdopplung“, sagt Udo Winkler, stellvertretender Leiter des Rektoratsbüros. Deshalb werden auch die Räumlichkeiten an den Hochschulstandorten Rothenburg und Bautzen deutlich vergrößert. Rektor Harald Kogel sprach in seiner Rede von Investitionen im mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Im Jahr 2022 soll Schlüsselübergabe für die neuen und umgebauten Gebäude sein.

Viele der neuen Kommissare wissen bereits aus der Praxis, was auf sie zukommt. Denn bei einem großen Teil der Absolventen handelt es sich nicht um Direkteinsteiger, sondern um sogenannte Aufsteiger. Sie haben bereits früher bei der Polizei im mittleren Dienst gearbeitet und nun das Studium für den gehobenen Dienst draufgesattelt. Apropos Sattel: In den wird jetzt auch Christian Weber wieder steigen. Schon vor dem Studium in Rothenburg war bei der Bereitschaftspolizei Dresden – in der Reiterstaffel. Zu Pferden und Bereitschaftspolizei kehrt er jetzt auch zurück, allerdings nach Radeberg. Er und seine menschlichen wie tierischen Kollegen werden überall dort eingesetzt, wo Überblick nötig ist. Zum Beispiel bei Demos, Fußballspielen und Sucheinsätzen.

Christian Weber ist der einzige, der zu einer Reiterstaffel geht. 15 Kommissare – 14 Männer und eine Frau – werden sich künftig gegen Cyber-Kriminalität einsetzen. Sie gehen dafür entweder in die Fachkommissariate der Polizeidirektionen oder zum LKA nach Dresden. Wieder andere werden künftig im analogen Leben versuchen, Betrug und Diebstähle aufzuklären, zum Beispiel bei den Kriminaldiensten der Polizeidirektionen. Ob nun SEK, Taucher, Streife oder Kripo – Harald Kogel wünscht seinen Absolventen vor allem vier Eigenschaften: Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, Mut und Maß.