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Ritter der niemals fertigen Burg

Die Awo in Heidenau hat seit 20 Jahren eine besondere Werkstatt. Junge Leute machen hier eine Erfahrung – und Gäste eine Entdeckung.

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© Norbert Millauer

Von Heike Sabel

Heidenau. Die komplette Holzhütte abschleifen. Mit der Hand. Am ersten Tag. Mandy Plachta hatte Bürokauffrau gelernt und war froh, bei der Heidenauer Jugendwerkstatt der Arbeiterwohlfahrt einen Praktikumsplatz gefunden zu haben. Aber Schleifen, den ganzen Tag? „Egal, ich wollte was zu tun haben“, sagt Mandy Plachta. „Das war bestimmt ein Test.“ Der ist nun zwölf Jahre her, Mandy Plachta ist noch immer bei der Awo – inzwischen als Verantwortliche für den Naturerlebnispfad.

Er wurde 2006 eröffnet und wird doch nie fertig. Klanghütte, Fühlkasten, Sinnespfad, Hochbeet, Backofen gehören zu den rund zehn Stationen. Der Pfad wiederum ist Teil der Jugendwerkstatt, die es nun 20 Jahre gibt. In dieser Zeit hat sich viel verändert, nicht nur der Standort – von der Glashütten- auf die Dresdner Straße.

Zeiten ändern sich, Bedarf bleibt

Waren es am Anfang meist Jugendliche, die nach der Lehre keine Arbeit fanden, fehlt heute oft der Schulabschluss. Vor allem fehlt ihn einen Motivation, ein Ziel. Dann erzählt Mandy Plachta manchmal von ihrem ersten Tag und dem Schleif-Test. Oder Fachanleiter Roland Schneider berichtet, wie er 2001 über eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme bei der Awo begann. Damit wollen die beiden den jungen Leuten zeigen, es geht, es gibt Wege. Etliche schaffen es, machen eine Ausbildung. Andere brauchen etwas länger, wechseln nach der Zeit in der Jugendwerkstatt zum Beispiel in ein Berufsvorbereitungsjahr.

Die Projekte und die Mitarbeiter sind weniger geworden, die Förderrichtlinien schwieriger und die Hilfe, die die Jugendlichen brauchen komplexer. Deshalb wird es die Werkstatt auch in 20 Jahren noch geben, sind Mandy Plachta und Roland Schneider überzeugt. „Es wird immer Leute geben, die Hilfe brauchen, wir schließen eine Lücke“, sagen sie.

Derzeit bauen Mandy Plachta und Roland Schneider mit den jungen Leuten den Naturerlebnispfad weiter. Ein neuer Spielplatz entsteht. Die vorwiegend jungen Männer sollen nicht beschäftigt werden, sondern sehen, was sie mit ihrer Hände Arbeit schaffen können. Nur einen Bagger brauchen sie jetzt mal zwei, drei Tage für den neuen Rutschenberg. Vielleicht kann uns ja jemand einen leihen, sagt Mandy Plachta.

Fast täglich wird der Naturlebenspfad zwischen April und September genutzt, werden Geburtstage, Jubiläen und sogar Hochzeiten gefeiert, kommen Vereine, Schulen und Familien. Die Jugendwerkstatt organisiert selbst Feste und nimmt an Veranstaltungen teil. Und immer sind die Jugendlichen dabei, bereiten vor, betreuen. „Den ganzen Tag schleifen muss keiner mehr“, sagt Mandy Plachta.

17. August, 14 bis 19 Uhr, Tag der offenen Werkstatt, Dresdner Straße 90, Spiel und Spaß auf Naturerlebnispfad, Reiten für Kinder, Hüpfburg, Kinderschminken (Auswahl)