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Rietschen steht zum Projekt Kita-Anbau

Der Baustart ist noch gar nicht vollzogen, da explodieren schon die Kosten für die Kita Kleine Strolche. Und es gibt noch andere Sorgen.

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© Jens Trenkler

Von Carla Mattern

Eine Million und achthundertfünfzigtausend Euro. Mit dieser Zahl rechnet die Gemeinde Rietschen derzeit bei ihrem wichtigsten Projekt. Die kommunale Kindertagesstätte Kleine Strolche muss dringend verändert werden. Mit einem Anbau an das bestehende Gebäude sollten bisher die Bedingungen für Kinder, Erzieher und Eltern verbessert werden. Doch schon während der Vorbereitungsphase zeigt sich, dass mit der ursprünglich etwa einen Million Euro längst nicht das zu erreichen ist, was tatsächlich notwendig ist.

Am Montag hatten die Gemeinderäte darüber zu beraten, ob die Gemeinde Rietschen mehr Geld als bisher vorgesehen für das Projekt einplanen wird. Dabei ging es nicht gerade um Kleingeld. Im Vergleich zu den ursprünglichen Planungsansätzen muss die Gemeinde jetzt fast doppelt so viel selbst zahlen. Um 300 000 Euro erhöhen sich die Eigenmittel auf 690 000 Euro.

Einer von zwei Hauptgründen dafür sind die derzeitig kalkulierten Kosten für das Projekt. Von einer zuletzt gültigen Kostenschätzung von rund anderthalb Millionen Euro, bei der Hinweise und Auflagen des Landesjugendamtes und der Unfallkasse bereits eingeflossen waren, ist man jetzt bei Gesamtkosten von 1,85 Millionen Euro. Diese neue Kostenschätzung beachtet gestiegene Preise in der Baubranche und bezieht erste Kalkulationen von Fachplanern ein, begründet die Leiterin des Rietschener Bauamtes, Ulrike Kappler.

Räume für Personal und Leiterin

Für dieses Geld ist viel geplant. Mehr, als ursprünglich vorgesehen war. Denn mittlerweile hat die Gemeinde die Verlängerung der Betriebserlaubnis beantragt. Und anders als erwartet, die nur befristet bekommen. Bis zum 31. August 2019 darf die Gemeinde Rietschen ihre Kindertagesstätte Kleine Strolche weiter betreiben. Bis dahin müssen verschiedene Auflagen abgearbeitet und erfüllt werden, damit dann die Betriebserlaubnis weiter erteilt werden kann. Zu den aufgelisteten Mängeln im Altgebäude zählen auch fehlende Vorkehrungen im Falles eines Brandes. Eigentlich nicht geplante Brandschutzmaßnahmen umzusetzen, das hat schon einige Bauprojekte sowohl aus dem finanziellen Rahmen als auch aus dem Zeitplan katapultiert. So erging es der Stadt Niesky als Bauherrin bei der Kita in der Schleiermacherstraße oder auch der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Niesky beim Projekt Ärztehaus Hausmannstraße. Aus dem geplanten Einbau eines Fahrstuhles und dem Bau zusätzlicher Parkflächen wurde ein zusätzlicher Umbau des Gebäudekomplexes in Sachen Brandschutz.

Bei der Kita Kleine Strolche sollen natürlich neben den Brandschutzmaßnahmen auch bessere räumliche Bedingungen geschaffen werden. Der Sportraum im Keller ist nur eingeschränkt nutzbar, weil er feucht ist. Der neue Sportraum soll in einem Anbau Platz finden und zugleich auch als Mehrzweckraum genutzt werden können. In dem barrierefreien Anbau bekommen auch zwei Gruppenräume plus den dazu gehörenden Schlaf- und Waschräumen Platz, außerdem eine Garderobe und ein Behinderten-WC. Als Auflagen aus der Betriebserlaubnis sollen auch Räume für das Personal, die Leiterin und die differenzierte Arbeit mit Integrativkindern entstehen.

Bei all dem bleibt die Gemeinde nicht als alleiniger Finanzier in der Pflicht. Der Bund und auch der Freistaat unterstützen sowohl Baumaßnahmen als auch das Ausstatten von Kitas. Verteilt wird dieses bereitgestellte Geld vom Landkreis. Wie aus dem Kreis-Jugendamt im Oktober per Brief den Rietschenern mitgeteilt wurde, können sie nicht mit der erhofften Maximalförderung rechnen. Es gibt im Landkreis eine weitere Kindertagesstätte, die ebenfalls nur eine begrenzte Betriebserlaubnis hat und wo schnellstmöglich ein neuer Ersatzbau geschaffen werden muss. „Für beide Vorhaben besteht dringender Handlungsbedarf und eine gleiche prioritäre Einordnung ist erfolgt, teilt eine Mitarbeiterin aus dem Kreis-Jugendamt den Rietschenern mit. Die Räte haben das zur Kenntnis genommen und stellen die 690 000 Euro Eigenmittel bereit, damit die Fördermittel von Bund, Landkreis und Sächsischer Aufbaubank fließen.

Geldregen für Rietschen, Teicha und Daubitz

70 000 Euro zahlt der Freistaat zusätzlich. Wer davon was abbekommt, das wurde am Montag intensiv diskutiert.

Für Rambazamba sorgten schon mehrfach Wildschweine im Rietschener Fußballstadion am Forsthausweg. Sie zerwühlten den Jugendplatz dermaßen, dass Training und Spiel für die Stahl-Fußballer unmöglich sind. „Zwei Drittel der Fläche des Trainingsplatzes sind nahezu umgegraben“, sagt Erbo Naß, Vize-Präsident vom FC Stahl Rietschen-See und Gemeinderat am Montag in Rietschen. Für die Wildschweine war der Zaun um die Stahl-Arena jedenfalls keine Hürde. Deshalb muss dringend ein neuer her. Darüber sind sich in Rietschen alle einig. Doch ein haltbarer Doppelstabmattenzaun samt Unterkriechschutz kostet jede Menge Geld. Drei Angebote liegen bereits bei der Gemeindeverwaltung vor. Zwischen 30 200 Euro und knapp 19 000 Euro wollen die Firmen aus Krauschwitz, Spree und Boxberg für die notwendigen Arbeiten haben.

Ein klarer Fall, da komme die Gemeinde nicht drum herum, stellt Gemeinde-Finanzchefin Sigune Hilke fest. Da passt es gut, dass die Gemeinderäte entscheiden sollen, wofür die 70 000 Euro ausgegeben werden sollen, die der Freistaat der Gemeinde pauschal überweist in diesem Jahr. Vier Projekte könnten laut einem Vorschlag aus der Kämmerei gefördert werden: die Mehrkosten für den Kita-Anbau, die Beseitigung der Wildschäden auf dem Sportplatz Rietschen, die Mehrkosten für den Verbindungsbau der evangelischen Kita in Daubitz und Gestaltung des Dorfzentrums in Teicha. In der Diskussion gehen die Vorschläge weit auseinander. Alle 70 000 Euro für den Kita-Anbau in Rietschen auszugeben, ist einer davon. Die Projekte in Teicha und Daubitz nicht zu bedenken ein anderer. Dagegen wird protestiert, nicht von Gemeinderäten, die in diesen Ortsteilen leben.

Am Ende findet sich ein Kompromiss, mit dem alle leben können und der auch an die Einwohner in den Ortsteilen und in Rietschen ein Zeichen senden soll. 4 000 Euro gibt es für Teicha, 5 000 Euro für die Kita Daubitz, etwa 30 000 Euro für den Sportplatz Rietschen, je nachdem, wie viel es tatsächlich kostet. Was dann noch übrig bleibt, das soll für den Um- und Anbau der Kita Kleine Strolche in den Eigenmittel-Topf der Gemeinde fließen.