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Riesenparty im Dresdner Rathaus

Am Wochenende wurde es ungewöhnlich unbürokratisch. Statt um Anträge oder Formulare ging es dieses Mal um die Frage nach House oder Techno.

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Von Niklas Hartwich

Es ist ungewohnt, das Rathaus mit blau angestrahlter Fassade zu sehen. Noch eindrucksvoller wird es im Innenbereich. Sitzsäcke liegen am Freitagabend verstreut zwischen Scheinwerfern, Lautsprechern und Tischkickern. Weiter hinten bieten zwei Bars verschiedene Getränke an. Und das ist allein der Eingangsbereich. Auf insgesamt drei Etagen wurde Musik wie House, Techno oder Mainstream gespielt. Für Stimmung sorgten zehn Künstler. Dabei wurden zum Beispiel der Plenarsaal oder der Innenhof zur Tanzfläche mit Bühne umgewandelt. Das Rathaus ist zur Party für alle, die im vergangenen Jahr 18 Jahre alt geworden sind, nicht mehr wiederzuerkennen.

Genau das wollte Gastgeber und Oberbürgermeister Dirk Hilbert erreichen: den jungen Leuten ein sympathisches Rathaus präsentieren. Denn die Gäste werden hier demnächst öfter vorbeikommen, meint Hilbert. Ihm fiel dabei ein Wandel der Gemüter auf. Als er zu Beginn jedem einzelnen die Hand schüttelte, seien viele sehr reserviert gewesen. Später dankte fast jeder Zweite. Zum Beispiel Paul-Louis Kuhnke: „Danke für die Party, ich finde es echt super, dass Sie so etwas veranstalten“, sagte er gegen zwei Uhr dem OB. Anton Schubert lobte die sorgfältigen Einlasskontrollen. Gut 120 Sicherheitsbeamte und Sanitäter waren anwesend. Kritik übte er an den Getränken. Diese waren relativ teuer und enthielten für eine Party wenig Alkohol. Organisator Stefan Börner erklärt, dass dies beabsichtigt war, um übermäßigen Alkoholkonsum zu verhindern.

Auch aus Sicht Börners war es eine gelungene Veranstaltung. Mit fast 2 500 Besuchern wurde jede Erwartung erfüllt. Gleichzeitig gab es weder Auseinandersetzungen noch Verletzte. „Wir sind sehr stolz darauf“, sagt er. Schließlich sei das Rathaus eigentlich kein Veranstaltungsort für dieses Ausmaß. Die Schwierigkeiten merkten sie bereits bei der Planung. Viele Event-agenturen hätten sich aufgrund der Komplexität zurückgezogen.

Trotzdem möchte Hilbert diese Form langfristig etablieren. Denn auch die Informationsstände rund um Drogenprävention, Kulturhauptstadt 2025 und Ausbildungsplätze wurden gut angenommen. Besonders beeindruckt habe Hilbert die Vielzahl an „richtig sachlichen Diskussionen“. Dabei ging es zum Beispiel um Bildung, die Flüchtlingsfrage oder Politik allgemein. „Ich war sehr überrascht“, erzählt er.

Und auch wenn er für die meiste Musik zu alt sei, sagt der OB: „Es war eine absolut gute Party“. Nächstes Jahr, so überlegt man bereits, sollen eventuell mehr Livebands spielen.