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Riesaer Wasserschutzpolizisten rüsten auf

175 000 Euro, 180 PS, fast 60 km/h Spitze: das neue Boot beeindruckt. Auf der Elbe wird man es aber kaum sehen.

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© Polizei

Von Christoph Scharf

Riesa. Die Jungfernfahrt mit dem Innenminister hat das neue Boot von Sachsens Marine vor einigen Tagen hinter sich gebracht. Mittlerweile war schon die erste Inspektion dran – nach 100 Betriebsstunden. „Trotzdem entdecken wir noch Tag für Tag neue Funktionen an Bord“, sagt Torsten Röder. Der zur Wasserschutzpolizei Riesa gehörende Beamte ist von der Neuanschaffung des Freistaats begeistert. „Damit haben wir auf dem Wasser viel mehr Möglichkeiten“, sagt der 46-Jährige. Gewässerkarten, Daten zur Geschwindigkeit und Wassertiefe, Radarbilder und Sonarwerte – alles lässt sich digital auf einen Bildschirm zusammenschalten. „Damit können wir nicht nur bei Sonnenschein auf Streife fahren, sondern auch bei Nebel.“

Sachsens Marine: Am Hafen Riesa hat einer von zwei sächsischen Wasserschutzpolizei-Abschnitten seinen Sitz. Chef Jens Krause (l.) und Oberkommissar Torsten Röder freuen sich über ihr neues Boot, das kurz „WSP 20“ heißt.
Sachsens Marine: Am Hafen Riesa hat einer von zwei sächsischen Wasserschutzpolizei-Abschnitten seinen Sitz. Chef Jens Krause (l.) und Oberkommissar Torsten Röder freuen sich über ihr neues Boot, das kurz „WSP 20“ heißt. © Sebastian Schultz

Die meisten Einsätze des in Finnland gebauten Aluminiumbootes allerdings dürften bei gutem Wetter stattfinden. Denn dann ist Hochsaison für Sachsens Wasserschutzpolizei. Dann herrscht Gedränge auf den Seen des Leipziger Seenlands, die von den Beamten des Abschnitts Riesa aus mit betreut werden. „Jetzt am Wochenende sind mehrere Tausend Kanus auf den Seen unterwegs“, sagt der Oberkommissar, der 2016 aus dem Leipziger Polizei-Lagezentrum zur Wasserschutzpolizei Riesa gewechselt ist. Über Himmelfahrt sind die Bootsvermieter restlos ausgebucht, es gibt lange Wartelisten. Und da legen viele Laien ab, die wenig Ahnung haben von der Bedeutung der Schifffahrtszeichen, der Kennzeichnungspflicht der Boote und den Promillegrenzen. Dabei drohen auf den schiffbaren Gewässern im Leipziger Seenland genau wie auf der Elbe ähnliche Strafen wie im Straßenverkehr.

Boot hauptsächlich in Leipzig unterwegs

„Die meisten denken, beim Kanufahren gelten dieselben Grenzen wie auf dem Fahrrad“, sagt Jens Krause, Chef der Riesaer Wasserschutzpolizei. Tatsächlich gilt ein Alkoholwert ab 0,5 Promille als Ordnungswidrigkeit – im Paddel- wie im Motorboot. Beim Motorboot wird ab 1,1 Promille eine Straftat daraus, beim Kanu ab 1,6 Promille. Bei Ausfallerscheinungen gibt es aber schon unter 0,5 Promille Ärger. „Es ist allerdings nicht immer leicht, zu sagen, ob jemand irgendwo dagegen gepaddelt ist, weil er ein Bier getrunken hat – oder weil er einfach nicht paddeln kann“, sagt Röder.

Manchmal kommt es auch vor, dass jemand kentert und gerettet werden muss: Da hilft die hydraulisch absenkbare Bugklappe im neuen Boot – die es auch erleichtert, bei Suchmaßnahmen Taucher abzusetzen und einzuladen. Oder im Ernstfall eine Wasserleiche zu bergen.

Ein anderes Ausstattungsmerkmal dagegen ist für die Wasserschutzpolizisten quasi jeden Tag wichtig: die große, überdachte Kabine. „Jetzt in der Saison sind unsere Kollegen jeden Tag zehn bis zwölf Stunden auf dem Wasser“, sagt Hauptkommissar Krause. Auf den sonst üblichen offenen Polizeibooten gibt es keinen Schatten, dafür aber durch die Reflexion des Wassers quasi die doppelte Sonnendosis. Da mussten sich die Beamten bislang behelfen, indem sie ab und zu mit der Uniformmütze Wasser schöpften und sich über den Kopf gossen. Das sollte auf dem für 175 000 Euro angekauften Katamaran Geschichte sein. Der kann zudem mit seinen beiden 90-PS-Außenbordern ein Spitzentempo von 32 Knoten erreichen. Umgerechnet sind das knapp 60 Stundenkilometer. Damit wären auch Verfolgungsfahrten auf dem Wasser kein Problem.

Die gehören allerdings nicht zum Alltagsgeschäft. Das besteht in der Kontrolle der Kanufahrer, Segelboote, Fahrgastschifffahrt. Auf der Elbe, dem Haupteinsatzgebiet der Riesaer Wasserschutzpolizei, gehört zudem noch die Kontrolle von Frachtschiffen und Fähren zu den Aufgaben der insgesamt 16 Beamten. Außerdem sind sie für Vorkommnisse im Riesaer Hafen zuständig – und für einen Streifen Land rechts und links der Elbe. Deshalb sieht man die markanten VW Amaroks der Wasserschutzpolizei sehr regelmäßig auch durch die Elbdörfer fahren. „Da geht es vor allem um die Kontrolle der Angler“, sagt Jens Krause. Die werden das neue Boot auf der Elbe aber höchst selten zu Gesicht bekommen: Das ist jetzt im Regelfall auf den Leipziger Seen im Einsatz – kann aber bei Bedarf auf dem Autoanhänger auch nach Riesa gefahren werden.